DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-11-2020 08:01
SXEU31 DWAV 100800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.11.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
S a

Keine markanten Entwicklungen.


Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt über dem östlichen Mitteleuropa ein Höhenrücken, welcher kaum
Verlagerungstendenzen zeigt. Auch nach Westeuropa schiebt sich auf der
Vorderseite eines atlantischen Langwellentroges und gestützt durch
Warmluftadvektion ein Höhenrücken vor. Dazwischen liegt eingezwängt ein
Höhentrog (GB bis Frankreich), der unter stetiger Verkürzung seiner Wellenlänge
und unter Auffüllung langsam Boden in Richtung Mitteleuropa gut macht.
An der Nordflanke des vom östlichen Mitteleuropa bis ins Nordmeer reichenden
Höhenrückens bewirkt Warmluftadvektion weiteren Geopotentialanstieg, was die
Blockierungslage zunächst noch verstärkt. Das dadurch gestützte Bodenhoch
verlagert seinen Schwerpunkt nach Weißrussland, von wo aus aber ein Keil bis zur
Iberischen Halbinsel reicht. Somit wird die schwachgradientige Lage u.a. auch
über Mitteleuropa mit einer bodennah leicht südöstlichen Windkomponente
konserviert. In der alternden Luftmasse sind aktuell kompakte Nebel- und
Hochnebelfelder zu finden, die sich unterhalb einer markanten Bodeninversion in
der Nacht gebildet haben. Diese werden aber auch von den meisten Modellen, vor
allem den hochauflösenden recht zufriedenstellend simuliert. Die Inversion liegt
dabei ungefähr zwischen 950 und 900 hPa (ca. 500 - 1000 m Höhe).
Auflockerungen sind in Leelagen der Mittelgebirge, im Südwesten und an der
Nordflanke der Alpen am wahrscheinlichsten, wo sie auch aktuell schon zu finden
sind. Im Dauergrau sind maximal um 5°C zu erwarten, im Westen, wo der Tag schon
mit +10°C startet, können es bis zu 15°C werden. Der Wind spielt erwartungsgemäß
keine große Rolle.

In der Nacht zum Mittwoch kommt der sich weiter abschwächende Trog von
Westeuropa mit seiner Achse (300hPa) bis nach Westdeutschland voran. Dabei wird
die Inversion im Westen abgeschwächt und der Nebel und Hochnebel etwas gehoben;
es greifen zudem auch mittelhohe Wolkenfelder über. Mehr als ein paar Tropfen
Regen springen aber wohl nicht heraus, da dem Trog die Puste ausgeht und außer
leichter positiver Vorticityadvektion in 300 hPa kein nennenswerter
Hebungsantrieb zu erkennen ist.
Weiter östlich nimmt die Mächtigkeit der bodennahen Kaltluftschicht noch etwas
zu. Dort dominieren verbreitet Nebel und Hochnebel. Wegen der fehelenden
Ausstrahlung bleibt es meist frostfrei, abgesehen vom östlichen
Mittelgebirgsraum und einigen Regionen, wo sich doch geringe Bewölkung halten
kann, beispielsweise über Sachsen.


Mittwoch... wird der Langwellentrog über dem Atlantik durch einen
Kaltluftausbruch von Grönland her regeneriert, während der bisherige
Langwellentrog unter Abschwächung auf die Britischen Inseln übergreift. Die
Reste des vorlaufenden Troges ziehen über Deutschland bei gleichzeitigem
Abtropfen ostwärts und füllen sich weiter auf. Mangels Hebung schiebt sich nur
hohe und mittelhohe Bewölkung über den Hochnebel. Bodennah prägt das
Osteuropahoch unser Wetter mit der sich noch kräftigenden Bodeninversion, sodass
weite Teile Deutschlands unter einer kompakten Nebel- oder Hochnebeldecke
liegen.
Die Inversionsobergrenze wird je nach Region zwischen 900 und 1200 m simuliert.
Auflockerungen sind Mangelware und am ehesten an den Nordrändern der
Mittelgebirge und am Nordrand der Alpen zu finden. Alles in allem dürfte es aber
weniger Sonnenanteile geben, als am Vortag.
In der Westhälfte liegen die Maxima meist etwas über 10 Grad, in der Osthälfte
eher darunter.

In der Nacht zum Donnerstag zieht der Trog von Groß Britannien mit der
korrespondierenden Bodenrinne in die Nordsee und läuft dort gegen den
skandinavischen Höhenkeil an. Leichte Hebung im Vorfeld eines wellenden
Frontenzuges erfasst im Laufe der Nacht den Nordwesten und Westen. Mehr als
dichte Bewölkung ist aber wiederum nicht zu erwarten.
Deutschland verbleibt im Wesentlichen somit unter schwachgradientigen
Verhältnissen unter der Bodeninversion im Nebel oder Hochnebel. Die Frostgefahr
ist gering, da sich auch über dem Südosten die Lücken in der Hochnebeldecke
meist geschlossen haben sollten.


Donnerstag... schwenkt der Trog von der Nordsee und Benelux ostwärts und tropft
dabei ab. Die Aussagen über diese Entwicklung divergiere aber noch. IFS lässt
ein recht kräftiges Höhentief abtropfen und südlicher als die anderen Modelle
nach Osten ziehen. Auf jeden Fall sollte in diesem Zusammenhang die
Niederschlagsneigung über dem Norden, eventuell auch über der Mitte zunehmen.
Darüber hinaus nimmt der Gradient zu, sodass es an der Nordsee und in einigen
exponierten Berglagen Böen Bft 7 geben kann. Der mit dem Bodentrog stärker
werdende Gradient sorgt dafür, dass die bodennahe Kaltluftschicht etwas
durchmischt wird, sodass sich der Nebel und Hochnebel gebietsweise, vor allem in
Leelagen auflösen kann. Auch auf der Trogrückseite werden größere Auflockerungen
simuliert.
Damit verbunden steigen die Temperaturen generell leicht an, am Oberrhein sind
um 15°C drin.
In der Nacht zum Freitag nehmen die Modellunterschiede zu. Während ICON und GFS
den Trog zur Ostsee abziehen lassen, simuliert IFS das Höhentief über
Nordostdeutschland. Gebietsweise wäre damit Regen verbunden, während von
Südwesten her unter dem folgenden Rücken der Gradient wieder auffächert.
Die Frostgefahr ist in der feuchtmilden Grundschicht gering. Eher als dass es
Frost gibt, bilden sich wieder Nebel und Hochnebel.


Modellvergleich und -einschätzung
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Abgesehen von den Modellunterschieden im Zusammenhang mit dem Höhentief am
Donnerstag, ist die Entwicklung im Wesentlichen unstrittig. Unsicherheiten bei
der Prognose der tiefen Bewölkung und der Nebelentwicklung bleiben natürlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner