DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-11-2020 08:01
SXEU31 DWAV 090800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 09.11.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
S a / Ruhiges Herbstwetter ohne markante Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt Deutschland an der Westflanke eines Höhenrückens, der sich von
Südosteuropa bis ins Nordmeer erstreckt. Vom nahen Ostatlantik greift ein Trog
auf die Iberische Halbinsel über. Hierdurch wird der Höhenkeil etwas nach Osten
verschoben, so dass sich eine südwestliche Strömung ergibt. Ein darin
eingelagerter Kurzwellentrog wird über die Mitte Deutschlands hinweg
nordostwärts gesteuert. Dieser sorgt im Westen für schauerartige Niederschläge,
für Gewitter fehlt dynamische Unterstützung. Mehrschichtige Bewölkung greift in
Verbindung mit diesem Trog auf die mittleren Landesteile über.
Über Frankreich setzt, bedingt durch diesen Trog, leichter Druckfall ein. Die
Lage bleibt jedoch schwachgradientig, so dass sich in Teilen Süddeutschlands den
ganzen Tag Nebel oder Hochnebel hält. Die Alterung der Luftmasse setzt sich
fort, die Inversionslage verschärft sich, längere sonnige Abschnitte sind in
höheren Lagen, d.h. oberhalb der feuchtkalten Grundschicht sowie an den
Nordwestseiten vor allem der östlichen der Mittelgebirge, am wahrscheinlichsten.
Im Westen brachten die Niederschläge einen Feuchteinput, so dass dort
Auflockerungen auf Leelagen beschränkt sind. Die Tageshöchsttemperaturen
erreichen 8 bis 14, bei zähem Nebel Werte um 4 Grad. Im Westen und Südwesten
sind bei Auflockerungen bis 16 Grad möglich.

In der Nacht zum Dienstag greift der Trog unter Abschwächung auf Westeuropa
über. Stromaufwärts zeichnet sich über dem mittleren Nordatlantik eine stärkere
Austrogung ab, was dem westeuropäischen Trog Energie entzieht. Im Bodendruckfeld
ergibt sich keine nennenswerte Änderung. Erneut ist daher im Süden und in
orografisch anfälligen Regionen in der Mitte Deutschlands die Bildung von Nebel
bzw. die Verdichtung bereits vorhandener Nebelfelder zu erwarten. Bei längerem
Aufklaren besteht vor allem im östlichen Mittelgebirgsraum und in Teilen der
Mitte Frostgefahr.

Dienstag... rückt der über dem mittleren Nordatlantik liegende Langwellentrog
ein wenig nach Osten vor. Stromab wird der Trog, der sich mittlerweile bis nach
Frankreich vorgearbeitet hat, weitgehend zugeschüttet bzw. tendiert zum
Austropfen über dem westlichen Mittelmeer, so dass von diesem keine dynamischen
Antriebe mehr ausgehen. Vielmehr wölbt sich ein vom östlichen Mitteleuropa bis
weit ins Nordmeer reichender breiter Rücken auf, an dessen Nordflanke bewirkt
Warmluftadvektion weiteren Geopotentialanstieg, so dass sich die
Blockierungslage erneut verstärkt. Durch diesen Rücken wird ein ausgedehntes
Bodenhoch gestützt, dessen Schwerpunkt über Weißrussland liegt und das mit einem
Keil bis zur Iberischen Halbinsel reicht. Somit wird die schwachgradientige Lage
mit einer leichten südöstlichen bodennahen Windkomponente konserviert. Bedingt
durch die fortschreitende Alterung der Luftmasse und Feuchteanreicherung im
Westen sind Auflockerungen weniger wahrscheinlich als bisher und vielmehr auf
höhere Berglagen und die Leegebiete einiger Mittelgebirge beschränkt. Zudem
gehen tendenziell die Temperaturen zurück, die 10 Grad-Marke wird nur noch im
Westen, in höheren Lagen Südwestdeutschlands und am Alpenrand etwas
überschritten. Bei zähem Nebel oder Hochnebel werden im Südosten, aber auch in
einigen mittleren Landesteilen, kaum 3 Grad erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch greift der o.g. schwache Trog (oder was davon
übriggeblieben ist) auf die Benelux-Staaten und Ostfrankreich über. Im
Bodendruckfeld macht sich dieser Trog nicht bemerkbar. Den Nordwesten und Westen
können dann mittelhohe und hohe Wolkenfelder erfassen, was in diesen Gebieten
die Nebelneigung etwas dämpfen kann. Vereinzelt kann es auch ein wenig Regen
geben. Ansonsten dürfte sich erneut Nebel bilden oder bereits vorhandene Nebel-
und Hochnebelfelder verdichten. Im östlichen Bergland kann erneut leichter Frost
oder zumindest Bodenfrost auftreten.

Mittwoch... greift der Trog unter weiterer Abschwächung auf Deutschland über,
wird aber von dem nach wie vor von Südosteuropa bis nach Lappland reichenden
breiten Keil blockiert. Das durch diesen Keil gestützte Bodenhoch verlagert sich
nur unwesentlich nach Osten. Die Luftdruckgegensätze bleiben gering, nach wie
vor ergibt sich eine schwache südöstliche bodennahe Windkomponente.
Aus einem über dem mittleren Nordatlantik liegenden Langwellentrog läuft ein
weiterer kurzwelliger Anteil heraus, der bis zum Abend Irland erreicht.
Vorderseitig kommt eine Zyklogenese in Gang. Das resultierende Tief wird knapp
nördlich an Schottland vorbei nordostwärts gesteuert, in dessen Randbereich
kommt auch von Nordwesten her leichter Druckfall zustande. Der Gradient legt nur
unwesentlich zu, der Wind ist selbst in exponierten Lagen nicht warnrelevant.
In der feuchten Grundschicht dürften die Chancen für Auflockerungen selbst in
den Leegebieten der Mittelgebirge weiter sinken. Zudem wird durch den auf
Deutschland übergreifenden Trog die Grundschicht etwas gehoben, so dass es auch
in Hochlagen nicht besser aussieht. Somit dürfte sich keim eine
Temperaturänderung ergeben.

In der Nacht zum Donnerstag erreicht der Kurzwellentrog die Benelux-Staaten und
Ostfrankreich. Das korrespondierende Bodentief gelangt ins Nordmeer, mit der
Annäherung der schwachen Kaltfront dieses Tiefs erfolgt im Nordwesten und im
Westen eine weitere leichte Gradientzunahme. Mit geringer Wahrscheinlichkeit
können ausgangs der Nacht an der Nordfriesischen Küste sowie an den Nordseiten
der westlichen Mittelgebirge erste Windböen auftreten. Auch nördlich der
Mittelgebirge dürfte der leicht zunehmende Gradient eine Verringerung der
Nebelneigung ergeben. Für die südlichen Landesteile ist jedoch keine Änderung in
Sicht. Gegenüber den Vortagen ist dann selbst im östlichen Mittelgebirgsraum die
Frostgefahr nur noch gering.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich kaum prognoserelevante
Unterschiede ableiten. Allenfalls wird der in der Nacht zum Donnerstag auf die
Benelux-Staaten und Ostfrankreich übergreifende Trog von GFS und EZMW etwas
langsamer und auch etwas kräftiger simuliert. Demnach wäre die Gradientzunahme
im Nordwesten und ganz im Norden etwas ausgeprägter. Allerdings schlägt sich das
Modell des kanadischen Wetterdienstes auf die Seite des ICON. Bemerkenswert ist
noch, dass die relativ kräftigen (wenn auch nicht warnrelevanten) Niederschläge,
die EZMW in der Nacht zum Mittwoch im Westen im Programm hatte, deutlich
reduziert wurden und somit eine Annäherung an die Simulation des ICON erfolgt
ist.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann