DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-11-2020 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 01.11.2020 um 10.30 UTC



Übergang zu hochdruckdominierter, ruhiger und zu Nebel und Hochnebel neigender
Großwetterlage ohne signifikante Wetterscheinungen
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 08.11.2020


Am Mittwoch ist die Umstellung der Großwetterlage im vollen Gange. Über
Skandinavien befindet sich ein Langwellentrog, dessen Südflanke sich immer
stärker zonal ausrichten kann. Gleichzeitig tropft ein Höhentief vor der
Iberischen Halbinsel ab und sorgt dort für die Intensivierung eines Bodentiefs
mit Zentrum bei Gibraltar.
An der Nordflanke des Troges/Höhentiefs kann ein kräftiger zonal orientierter
Höhenrücken bis zum Nordmeer vorstoßen. Dieser Rücken stützt ein Bodenhoch mit
einem Kerndruck von über 1040 hPa westlich der Britischen Inseln. Ausläufer des
kräftigen Hochs können bis nach Deutschland vorstoßen.
Das Hoch sorgt über der Mitte und dem Norden für freundliches und trockenes
Wetter. Einzig von der Nordsee bis nach Schleswig-Holstein kann es mit der
Trogachse ein paar Schauer geben. Allerdings kann sich unterhalb der
Absinkinversion gebietsweise noch Feuchte in Form von Nebel und Hochnebel
halten.
Im Süden, entlang und südlich der Donau, liegen noch die Frontenreste eines nach
Osteuropa abgezogenen Randtiefs, sodass dort mit dichten Wolken und etwas Regen
zu rechnen ist.
Nachts ist in den klaren Gebieten über der Mitte leichter Luftfrost möglich.

Am Donnerstag ist die Umstellung der Großwetterlage abgeschlossen. So lässt sich
eine High-over-Low Lage ausmachen, mit einem Höhenhoch mit Zentrum bei den
Britischen Inseln und einem kräftigen Höhentief vor der Iberischen Halbinsel.
Die Frontalzone ist hingegen weit nach Norden verschoben.
Für Deutschland wetterbestimmend ist Hochdruckeinfluss. Das Höhenhoch stützt
auch ein Hoch am Boden, dessen Zentrum von den Britischen Inseln bis nach
Deutschland orientiert ist. Damit stellt sich allerdings auch eine sehr
gradientschwache Lage ein. Dadurch steigt zudem das Risiko für länger andauernde
Nebel- bzw. Hochnebelfelder. Dort wo sich dies auflösen können, wird es aber ein
freundlicher Tag und nachts kann es wieder leichten Frost geben.
Ganz im Süden liegen weiterhin hochreichende Feuchtereste, die vor allem dichte
Wolken in Alpennähe und gelegentlich noch etwas Regen bringen. Und auch ganz im
Norden gibt es eine gewisse Schwachstelle der Hochdruckbrücke. WLA sorgt dort in
Küstennähe für ein wenig Niederschlag

Am Freitag verlagert das Höhenhoch seinen Schwerpunkt nach Deutschland und
Polen. Gleichzeitig kann das nahezu ortsfeste Höhentief vor der Iberischen
Halbinsel Kontakt zu einem Trog über dem Nordatlantik aufnehmen. Die sich damit
verändernde Höhenströmung sorgt dafür, dass deutlich höhenmildere Luftmassen
nach Mitteleuropa und Deutschland geführt werden. Bei weiter anhaltender
Gradientschwäche kann sich damit die Inversion weiter kräftigen, sodass Nebel
und Hochnebelfelder zäher werden. Nur in den Leegebieten (N bzw. NO der
Mittelgebirge) kann längere Zeit die Sonne scheinen.
Abgesehen von etwas Sprühregen im äußersten Norden, bleibt es aber trocken.

Am kommenden Wochenende verlagert das Höhenhoch seinen Schwerpunkt weiter nach
Osteuropa, wobei diese Verlagerung immer langsamer von Statten geht. Das
atlantische Trogsystem rückt damit zwar etwas näher. Es sieht in seinem
Erscheinungsbild aber äußerst schwach aus, sodass das Höhenhoch keine Probleme
hat ein weiteres Vorankommen zu blockieren. Mit der südlichen Höhenströmung
bleibt die höhenmilde Luft erhalten und auch die Luftdruckgegensätze bleiben
schwach.
Die Folge ist ein Fortbestand der austauscharmen Wetterlage mit einer kräftigen
Inversion. Damit teilt sich der Vorhersageraum in sonnige Leegebiete und Berge
sowie kalte und neblig trübe Niederungen. Niederschlag ist allgemein nicht zu
erwarten.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt die Westdrift gestört. Die Frontalzone
verläuft weit im Norden und der Gradient nimmt auch in der Höhe weiter ab. Damit
wird die Antizyklonalität zwar schwächer und schwache Troganteile können auf
Deutschland übergreifen, fehlende Baroklinität und Hebungsprozesse lassen aber
kaum größere Niederschlagsmengen erwarten. Stattdessen verstärkt sich der
neblig-trübe und graue Charakter, da durch den abnehmenden Gradienten es auch in
den Leegebieten immer schwieriger wird Auflockerungen zu bekommen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Umstellung der Großwetterlage hin zu einem großräumigen Hochdruckblock, der
große Teile von Europa beeinflusst, wird von allen Läufen gezeigt. Gewisse
Unterschiede vor allem am Rand des Höhenhochs lassen sich dann aber doch
ausmachen. So zeigt der aktuelle 00 UTC Lauf des ECMWF eine raschere Verlagerung
des Hochschwerpunktes nach Osteuropa, als in den beiden Vorläufen. Damit käme
auch die höhenmilde Luftmasse rascher nach Deutschland voran. Zudem wurde im
gestrigen 12 UTC Lauf an der Südflanke des Hochs ein kleines Höhentief über
Norditalien vorhergesagt, das dann auch stärkeren Einfluss auf Süddeutschland
hätte. Dieses fehlt im neuesten Lauf.
Alle Läufe zeigen in weiterer Folge ein für Deutschland antizyklonal geprägtes
Wochenende. Wo genau allerdings der Schwerpunkt des Höhenhochs liegt, wird noch
unterschiedlich berechnet. Im gestrigen 00 UTC Lauf wurde der Schwerpunkt zum
Balkan verlagert, sodass ein Randtrog von Frankreich her auf Deutschland hätte
übergreifen können. In den beiden nachfolgenden Läufen ist davon nicht mehr die
Rede. Stattdessen zeigt sich das blockierende Hoch deutlich robuster. Die genaue
Lage des Hochzentrums entscheidend am Ende auch darüber, ob und wo es freundlich
wird.
In der erweiterten Mittelfrist laufen die verschieden Lösungen dann deutlicher
auseinander und eine genaue Aussage ist nicht mehr möglich

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Alle Modelle zeigen die Umstellung der Großwetterlage. Im Detail lassen sich
dann aber doch größere Unterschiede ausmachen. So zeigt das GFS Modell das
Höhenhochzentrum am Freitag über dem Skagerrak und nicht wie das ECMWF weiter
südlich zwischen Deutschland und Polen. Damit kann bei der amerikanischen
Modelllösung an der Südflanke ein Kaltlufttropfen von Polen kommend von West
nach Ost über Deutschland ziehen, um dann anschließend in Richtung Nordsee
abzubiegen.
Auch das ICON zeigt einen Kaltlufttropfen, der aber deutlich weiter östlich vom
Alpenraum über Ostfrankreich bis nach Großbritannien ziehen. Zwar zeigt der
aktuelle ECMWF kein Höhentief. Davon abgesehen ist die Potential- und
Druckverteilung aber der EZ Lösung deutlich ähnlicher, als das GFS.
Dies gilt auch für die weitere mittelfristige Entwicklung mit einem anhaltend
robusten Höhenhoch. Bei GFS nimmt der zyklonale Einfluss hingegen rasch wieder
zu und würde sich bereits am kommenden Sonntag bemerkbar machen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen von Offenbach zeigen zu Beginn der Mittelfrist einen eng
gebündelten Verlauf, wobei Haupt- und Kontrolllauf nah beieinander und im
Bereich des Median aller Modelllösungen verlaufen. Das ändert sich zum kommenden
Wochenende, wenn der Kontrolllauf eine deutliche Abweichung vom Hauptlauf zeigt.
Der Kontrolllauf zeigt einen deutlich schwächeren Vorstoß höhenwarmer Luft und
auch das Geopotential wird deutlich geringer vorhergesagt. Das lässt
schlussfolgern, dass nach dem Kontrolllauf das Höhenhoch deutlich rascher nach
Osten abgedrängt wird und der zyklonale Einfluss zunimmt. Während sich dieser
damit am Unterrand der Modellösungen bewegt, verläuft der Hauptlauf mit der
persistenten Antizyklonalität klar oberhalb des Medians.

Das Clustering zeigt im Zeitraum +120 h (Fr 00 UTC) bis +168 h (So 00 UTC) drei
verschiedene Lösungen. Der Hauptlauf liegt in Cluster 3 und der Kontrolllauf in
Cluster 2 und damit beide nicht im meistbesetzten ersten Cluster. Alle Lösungen
zeigen eine starke positive Geopotentialanomalie über großen Teilen von Europa.
Interessant ist, das Cluster 1 einen Kaltlufttropfen über der Mitte Deutschlands
zeigt, der sehr an denjenigen vom GFS-Lauf erinnert, aber deutlich später kommen
soll. Cluster 2 zeigt einen Kaltlufttropfen über Ostfrankreich am Freitag. Dies
ist ähnlich der ICON Lösung. Zudem zeigt diese Lösung ein rascheres ostwärtiges
Abdrängen des Höhenhochs nach Osten. Damit erklärt sich auch, warum der
Kontrolllauf dort einzuordnen ist. Cluster 3 will hingegen von etwaigen
Kaltlufttropfen nichts wissen, sondern zeigt ein kräftiges, stabiles und
deutlich persistenteres Höhenhoch.
Im Zeitraum +192 h (Mo 00 UTC) bis +240 h (Mi 00 UTC) werden erneut drei
Lösungen angeboten. Wiederum sind Haupt- und Kontrolllauf nicht im
meistbesetzten Cluster 1. Dieser zeig weiterhin eine kräftige positive
Geopotentialanomalie und damit Blockierung, wobei sich der Schwerpunkt zunehmen
Richtung Nordeuropa orientiert. Cluster 2 (mit Haupt- und Kontrolllauf) zeigt
dies auch. Dort ist der Schwerpunkt allerdings etwas nach Norden verschoben,
sodass Deutschland eher an seiner Südflanke liegt und von einem (schwachem)
Höhentief beeinflusst würde. Cluster 3 zeigt die Anomalie deutlich schwächer und
den Vorhersageraum mehr oder weniger im luftleerem Raum.

Das EPS des GFS zeigt eine Zunahme der Schwankungsbreite zum Wochenende. Die
Hauptlauflösung mit dem Kaltlufttropfen bewegt sich am Unterrand der
vorhersagen. Es lassen sich auch einige Läufe finden, die den Kaltlufttropfen
nicht zeigen. Im Anschluss zeigt des EPS eine Abnahme des Geopotentials, wobei
nicht alle Lösungen eine so raschen Übergang wie der Hauptlauf zeigen. In jedem
Fall nehmen die Signale für Niederschlag zwar etwas zu, sind aber weiterhin nur
gering.

FAZIT: Die mittelfristige Entwicklung ist großräumig gesehen recht eindeutig.
Allerdings bleiben noch gewissen Fragezeichen. Was ist mit möglichen
Randerscheinungen an der Südflanke des Höhenhochs? Wo genau liegt eben dessen
Schwerpunkt? Wenn sich Kaltlufttropfen bilden, wo werden diese entlang ziehen
und wie stark ist der Einfluss? Wie schnell kann nachfolgend von Westen wieder
eher zyklonal geprägtes Wetter übergreifen?
Klar ist, es steht zunächst der Übergang zu einer austauscharmen,
schwachgradientigen, und zu Nebel und Hochnebel neigende Hochdruckwetterlage an.
Dabei gibt es zunächst in den Leegebieten noch größere Sonnenchancen, die mit
Abnahme der Potentialgegensätze immer weniger werden. Nachfolgend erfolgt ein
mehr oder weniger schneller Übergang zu mehr Zyklonalität, mit aber nur geringen
Hebungsprozessen und damit Niederschlagssignalen. Die eigentliche Frontalzone
wird weiterhin weit nach Norden verschoben verlaufen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Es lassen sich im gesamten mittelfristigen Zeitraum keine signifikanten
Wettererscheinungen finden. Stattdessen überwiegt ruhiges zu Nebel und Hochnebel
neigendes Hochdruckwetter. Nur zu Beginn gibt es in den klaren Gebieten über der
Mitte, später auch im Süden ein erhöhtes Risiko für Nachtfröste.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer