DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-10-2020 10:01
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 26.10.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrW
Kommende Nacht in den Alpen oberhalb von 1500 m mäßiger Schneefall mit
Neuschneemengen zwischen 20 und 35 cm.
Am Dienstagnachmittag und Abend an der Nordsee und in den westlichen
Mittelgebirgen stark auffrischender Südwestwind mit stürmischen Böen, exponiert
mit Sturmböen. An der Nordfriesischen Küste kurze Gewitter möglich. Auf
exponierten Bergen Sturmböen. In der 2. Nachthälfte an der Nordsee schwere
Sturmböen nicht ausgeschlossen.
Am Mittwoch im Nordseeküstenbereich, vereinzelt auch im äußersten Westen
stürmische Böen, exponiert Sturmböen.
Auf exponierten Bergen Böen Bft 8 bis 10, auf dem Brocken Böen Bft 11.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Verlagert sich in der südwestlichen Höhenströmung ein Troganteil zum
nordwestlichen Deutschland und die Achse des Haupttroges erreicht abends
Zentralfrankreich. Seine Trogspitze befindet sich dann über dem Löwengolf.
Insgesamt bleibt über den Alpen die Anströmung SSW, was auf der Alpensüdseite
kräftige Stauniederschläge zur Folge hat.
Derweil zieht die flache Frontalwelle nur langsam zur Ostsee und erreicht abends
etwa die Südspitze Schwedens. Die Kaltfront kommt damit vormittags kaum nach
Osten voran, am Nachmittag aber zieht sie auf der Südseite der Frontalwelle über
den Osten ins Odergebiet und zur Neiße. Auch im Südosten geht die die Front
durch, wird aber über den Alpen später stationär, da sich über den Seealpen ein
flaches Tief bildet. Weil im Süden niedertroposphärisch der Wind auf West bis
Nordwest dreht, sinkt in 850 hPa die Temperatur am Nachmittag unter 5 Grad und
der Föhn bricht zusammen.
Im Süden verlagert sich das Regengebiet von Baden-Württemberg nach Bayern und
zum Abend verstärken sich im Süden die Regensignale. Gebietsweise fallen 10 bis
20 l/qm in 12 h, im Weststau des Allgäus auch etwas mehr. Mit Hilfe der
Niederschlagsabkühlung sinkt die 850-hPa-Temperatur abends nahe 0°C, wodurch die
Schneefallgrenze in den Alpen auf 1400 bis 1200 m sinkt.
Windmäßig ist selbst an Nordsee nicht mehr allzu viel los, nur auf Helgoland und
Sylt sind 7er Böen und auf einigen exponierten Bergen stürmische Böen möglich.
An der Kaltfront entsteht im Süden eine Druckwelle, die vorübergehend den Wind
zunehmen lässt mit 5er und 6er Böen, vereinzelt auch mit steifen Windböen.
In der frisch einfließenden subpolaren Meeresluft (T850 um 2°C) liegen die
Temperaturen niedriger als an den Vortagen. Es werden Höchstwerte zwischen 10
und 15°C, bei Dauerregen in Südwürttemberg nur rund 8 Grad erwartet.

In der Nacht zum Dienstag kommt der Trog über Frankreich weiter nach Osten voran
und verschmälert sich weiter, während er über Algerien und Tunesien immer weiter
südwärts vorstößt. Das Bodentief über Oberitalien verlagert sich ostwärts nach
Venetien. Es löst über den Südalpen weiterhin sehr starke Regenfälle aus, die
auch bis an den nördlichen Alpenrand übergreifen. Dabei wandert das Maximum der
Intensität mit der Kaltfront langsam ostwärts und erreicht am Morgen das
Berchtesgadener Land. Im Osten Deutschlands ziehen die Regenfälle der Kaltfront
schon nach Osten ab. Dort bleiben die Regenmengen überschaubar, während im
Südosten 5 bis 15 mm und in den Alpen 15 bis 25 mm/12 Stunden simuliert werden.
GFS und IFS simulieren in Staulagen gar knapp über 25 l/qm und auch Cosmo-LEPS
liefert geringe Wahrscheinlichkeiten für Dauerregenmengen. Allerdings sinkt auch
die Schneefallgrenze weiter ab und oberhalb etwa 1000 bis 1200 m kann es weiß
werden. Während unter 1500 m wohl kaum mehr als 15 cm zusammenkommen sollten,
können es darüber durchaus 20 bis 30 cm werden. Der große Rest des Landes liegt
rückseitig der Kaltfront in einer Luftmasse, die zwar feucht genug für viele
Wolken ist, aber kaum mal einen Schauer zu produzieren mag. Dies gelingt mit
Hilfe des warmen Nordseewassers besser, wo auch in der Höhe etwas kältere Luft
liegt. Zwischen hohem Luftdruck, der sich am nördlichen Alpenrand etabliert und
dem weiter über der Nordsee liegenden Tief besteht weiterhin ein mäßiger
Gradient, so dass spürbarer Südwestwind weht. An der Nordsee legt der Wind sogar
wieder zu, so dass wieder vermehrt mit steifen Böen gerechnet werden muss. Die
Tiefstwerte der Nacht liegen zwischen 9 Grad an der See und 2 Grad in einigen
Mittelgebirgstälern.

Dienstag... tropft der Südteil des Troges zum Tyrrhenischen Meer ab, wo sich
abends ein abgeschlossenes Höhentief zeigt. Das Trog-Residuum kann dann recht
zügig über Deutschland hinwegschwenken. Das alte Tief zwischen Schottland und
Südnorwegen füllt sich auf, führt aber anfangs noch zu Böen 7, vereinzelt 8 Bft
an der Deutschen Bucht und im übrigen Deutschland ist der Südwestwind zwar
spürbar, aber abgesehen von den Gipfellagen nicht warnwürdig. An der Südflanke
dieses Tiefs bzw. im Höhentrogbereich fallen vor allem in der Nordhälfte
Deutschlands noch einzelne Schauer, und mit Durchgang der Trogachse ist im
Norden auch ein kurzes Gewitter nicht ausgeschlossen.
Interessant ist die Entwicklung über dem Atlantik: Südlich von Island erreicht
gegen Mittag das aus dem ehemaligen Hurrikan EPSILON hervorgegangene Orkantief
seinen Höhepunkt (unter 945 hPa) und wird zum Zentraltief. Sein Höhentrog
erreicht abends die Britischen Inseln. Vorgelagert ist ein weitgehend
okkludiertes Frontensystem und das zugehörige WLA-Gebiet erfasst am Nachmittag
von Westen her weite Teile Deutschlands. Dies führt in der Westhälfte zum Aufzug
hoher, später mittelhoher Bewölkung und abends fängt es ganz im Westen an zu
regnen. Mit Frontannäherung dreht der Wind auf Süd zurück und frischt im Westen
bereits auf (steife bis stürmische Böen im Raum Eifel und über der Deutschen
Bucht).
Die Höchstwerte liegen am Dienstag wieder im jahreszeitlichen
Durchschnittsniveau bei 9 bis 14 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Trog von den Britischen Inseln rasch
ostwärts über die Nordsee hinweg und erreicht schon Jütland. Auch die
vorlaufende Okklusion ist flott unterwegs und überquert in der Nacht fast ganz
Deutschland mit meist leichten Regenfällen. Lediglich südlich der Donau hängt
sie noch etwas zurück. An der Okklusion soll sich im Bereich der nördlichen
Nordsee ein Teiltief entwickeln, das sich unter 980 hPa vertieft. Dieses und der
Bodentrog, in den die Okklusion eingebettet ist, sorgen im Norden für eine
starke Gradientzunahme und für steife Böen bis ins nördliche Binnenland. Vor
allem soll aber an den Küsten der südwestliche Wind in Böen Sturmstärke
erreichen, an der exponierten nordfriesischen Küste drohen nach ICON schwere
Sturmböen. Auch in den Bergen frischt der Wind deutlich auf mit Sturmböen auf
exponierten Gipfeln, auf dem Brocken mindestens bis Bft 10. In der bewölkten und
leicht windigen Nacht geht die Temperatur auf etwa 9 bis 5 Grad zurück,
lediglich im Südosten, wo der Wind schwächer ist und der Himmel noch länger
klar, sinkt das Quecksilber auf 4 bis -1 Grad und häufig gibt es Bodenfrost.

Mittwoch... schwenkt ein kurzwelliger Anteil des Troges rasch weiter zum
Baltikum, während ein weiterer Großbritannien erreicht. Dieses Geschehen spielt
sich weiter auf der Südostflanke des hochreichenden Tiefs statt, das sich
südwestlich von Island in Bodennähe allmählich abschwächt. Das Teiltief zieht
derweil zur norwegischen Küste. Es sorgt vor allem über dem Nordwesten für einen
recht kräftigen Gradienten mit steife Böen, die sich auch in etwas höheren Lagen
der nördlichen Mittelgebirge einstellen. Stürmische Böen gibt es in Küstennähe,
Sturmböen mindestens an der Nordsee, an der Ostsee eher nicht. Auch im höheren
Bergland bleibt es stürmisch. Rückseitig der auch aus dem Süden abziehenden
Okklusion lockern die Wolken überall etwas auf und es gibt nur vereinzelt
Schauer. Lediglich an der Nordsee sind häufiger Schauer und einzelne Gewitter
unterwegs.
Am Nachmittag und Abend zieht dann auf der Vorderseite des neuen herannahenden
Troges wieder ein Gebiet mit schauerartigem Regen in den äußersten Westen und
Nordwesten. Die Luft wird vor allem im Süden insgesamt wieder ein bisschen
milder und ist gut durchmischt, so dass die Höchstwerte wieder 12 bis 16 Grad
erreichen mit den höchsten Werten am Kaiserstuhl.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die synoptischen Basisfelder werden recht ähnlich simuliert. Am Mittwoch zeigt
GFS im Alpenraum den Azorenhochkeil allerdings stärker als ICON und südlich der
Donau soll es weitgehend trocken sein.
GFS und IFS simulieren in der Nacht zum Mittwoch den Gradienten an der Nordsee
etwas schwächer mit lediglich 8er bis 9er Böen im Gegensatz zu schweren
Sturmböen bei ICON kurz nach 00 UTC.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden