DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-10-2020 07:01
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.10.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NE z, Übergang zu NW a - Ruhige Hochdruckrandlage, meist ohne markante
Wettergefahren. Nur in der Nacht zum Sonntag und Sonntagvormittag an der
Ostseeküste zeitweise stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegt Deutschland zwischen einem Höhentief südlich der Alpen und
einem blockierenden Höhenhoch über dem Nordmeer. Im Tagesverlauf wird dieses
Höhentief allmählich schwächer und dockt an den über Osteuropa liegenden Trog
an, so dass sich ein langgestreckter, von Nordwestsibirien bis zur
Apenninen-Halbinsel reichender Trog ergibt. Zwischen diesem Trog und dem über
dem Nordmeer liegenden Hoch kommt eine schwache, nordöstliche und leicht
mäandrierende Strömung zustande. Kurzwellentröge, die nach Südwesten ablaufen,
generieren etwas Hebung, so dass vor allem im Stau der Mittelgebirge
Niederschläge geringer Intensität zu erwarten sind, die kaum mehr als 5 mm
innerhalb von 12 Stunden ergeben. In den Staulagen der östlichen Mittelgebirge
und an den Alpen (wo oberhalb von etwa 1500 m Schnee fällt) können auch mehr als
10 mm zusammenkommen. Aber auch dort, wo keine Niederschläge fallen, sind
Wolkenlücken eher selten. Das Absinken wird sich nicht bis in Bodennähe
durchsetzen, zudem wird der Gradient weiter auseinandergezogen, so dass sich die
feuchte Grundschicht festsetzt. Ein paar Auflockerungen zeichnen sich allenfalls
im Nordwesten und ganz im Norden ab. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 6 bis
12 Grad.

In der Nacht zum Samstag tropft der über Süd- und Osteuropa liegende Trog über
der Slowakei aus. Bei geringen Luftdruckgegensätzen kommt die eingeflossene
Luftmasse vollends zur Ruhe. Vor allem im Nordwesten und Westen, d.h. im Bereich
eines vom Raum Island nach Südosten reichenden Hochkeils, erfolgt Absinken.
Sollten die Wolken auflockern, bildet sich relativ rasch dichter Nebel, so dass
leichter Frost nicht zustande kommt.

Samstag... greift vom Nordmeer ein Trog auf Skandinavien über. Das
korrespondierende Bodentief wird unter Intensivierung in den Bottnischen
Meerbusen gesteuert. Von dem zuvor über dem Nordmeer liegenden Höhenhoch bleibt
ein schwacher Keil übrig, der in die südliche Nordsee und nach Dänemark gedrückt
wird. Zwischen diesem Keil und dem nach Ostpolen ziehenden Höhentief bleibt eine
schwache nord-nordöstlichen Strömung bestehen. Staubedingt sind vor allem an den
Nordseiten der östlichen Mittelgebirge und auch der Alpen weitere geringe
Niederschläge (durchweg unter 5 mm innerhalb von 12 Stunden) zu erwarten. Dabei
kann es oberhalb von 1500 m noch ein wenig schneien.
Durch diesen Höhenkeil wird der über Mitteleuropa liegende Bodenkeil gestützt,
so dass die geringen Luftdruckgegensätze bestehen bleiben. Absinken in dessen
Bereich sorgt vor allem im Norden und Westen und mit geringerer
Wahrscheinlichkeit auch an den Südseiten der Westlichen Mittelgebirge für einige
Wolkenlücken. Aufgrund der zähen feuchten Grundschicht dürfte es für größere
Auflockerungen kaum reichen. Gegenüber den Vortagen ergibt sich keine
Temperaturänderung.

In der Nacht zum Sonntag weitet sich der über Skandinavien liegende Trog nach
Süden aus und bezieht den bislang über Osteuropa liegenden Trog mit ein. Das
korrespondierende Bodentief wird nach Südfinnland gesteuert. An dessen Südflanke
stellt sich im Norden Deutschlands eine westliche bodennahe Strömung ein. In der
ersten Nachthälfte kommen mit der Annäherung einer schwachen Kaltfront an der
Küste Windböen, ausgangs der Nacht an der Ostseeküste auch stürmische Böen auf.
Der diesem Trog vorgelagerte Höhenkeil greift auf die Mitte Deutschlands über,
stützt aber noch den Bodenkeil, der im größten Teil Deutschlands nach wie vor
für geringe Luftdruckgegensätze sorgt. Somit ergibt sich gegenüber den Vortagen
keine wesentliche Änderung. Dort, wo es vorübergehend aufklart, dürfte sich
erneut Nebel bilden.

Sonntag... greift die stabile aktive Kaltfront des über Finnland liegenden Tiefs
auf Deutschland über und dringt mit geringen Niederschlägen bis zu den
nördlichen Mittelgebirgen und in die Lausitz vor. Vor allem nach Nordwesten hin
gelangt diese Front unter antizyklonalen Einfluss, so dass deren Passage mit
einer Winddrehung und einem vorübergehenden Auffrischen sowie mehrschichtiger
Bewölkung, aber zum Teil ohne Niederschläge einhergeht. Immerhin kommen an der
Nordsee Wind- und an der Vorpommerschen Ostseeküste in der ersten Tageshälfte
auch stürmische Böen zustande, bevor ab dem Nachmittag der Wind von Westen her
rasch wieder abflaut. Weiter im Binnenland sollte es für warnrelevante Böen
nicht reichen. Postfrontal sorgt Durchmischung für Auflockerungen. Aber auch
präfrontal dürfte mit einer Drehung der bodennahen Windkomponente auf West bis
Südwest die Wahrscheinlichkeit für Auflockerungen steigen. Gegenüber den
Vortagen ist ein geringer Temperaturanstieg vorstellbar.

In der Nacht zum Montag greift vom Seegebiet südlich von Island ein Trog nach
Süden aus und nähert sich Schottland. Vorderseitige Warmluftadvektion sorgt für
Druckfall, was dem zuvor dort liegenden Hoch den Garaus macht. Über Mitteleuropa
dreht die Strömung leicht zurück, ist aber noch antizyklonal geprägt, so dass
das nunmehr mit Schwerpunkt über dem östlichen Alpenraum liegende Bodenhoch zwar
weiter abschwächt und nach Südosten verlagert, aber für unser Wettergeschehen
noch das bestimmende Druckgebilde bleibt. Die Kaltfront, die sich zuvor
schleifend bis zu den nördlichen Mittelgebirgen und bis in die Lausitz
vorgearbeitet hat, löst sich dort auf und bringt nur noch geringe Niederschläge,
aber postfrontal keinen Luftmassenwechsel zustande. Da eine schwachgradientige
Lage bestehen bleibt, dürfte sich dort, wo es zuvor aufgeklart hat, erneut teils
dichter Nebel bilden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich kaum prognoserelevante Unterschiede
ableiten. Allenfalls lassen zum Ende des Vorhersagezeitraumes hin die externen
Modelle den Gradienten noch etwas ausgeprägter aufweichen als ICON.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann