DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-10-2020 07:01
SXEU31 DWAV 150800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 15.10.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NE z
Heute im Harz (nachlassender) Dauerregen, an der Ostsee und auf einigen
exponierten Gipfeln zunächst noch stürmische Böen. Wind weiter abflauend und
Übergang zu einer ruhigen Hochdruckrandlage.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt Deutschland unter einem dipolartigen Höhentiefkomplex, der
aus einem Kern über Ostpolen und einem weiteren Kern über dem Golf von Genua
besteht. Ersterer entfernt sich allmählich nach Osten, das korrespondierende
Bodentief füllt sich auf. Dynamische Antriebe hat dieser Kern ohnehin nicht mehr
zu bieten. Somit lässt der Regen auch im Stau der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge nach, so dass die Dauerregenwarnung im Harz aufgehoben werden
kann. Zudem flaut der Wind ab, so dass etwa ab Mittag an der Nordseeküste und
danach auch an der westlichen Ostseeküste von Westen her der Wind nicht mehr
warnrelevant ist. An der Vorpommerschen Küste kann ab Mittag die Warnung auf
Windböen zurückgestuft werden.
Im Tagesverlauf stößt von Norden her ein Höhenkeil nach Mitteleuropa vor, der
von einem blockierenden Höhenhoch über dem Nordmeer ausgeht. Hierdurch nimmt der
antizyklonale Einfluss zu. Das Absinken wird sich jedoch nicht bis zum Erdboden
durchsetzen, so dass die feuchte Grundschicht erhalten bleibt und dabei
schrumpft, was verbreitet geringe Niederschläge in Form von Sprühregen zur Folge
hat. Ein paar Wolkenlücken kommen allenfalls ganz im Nordwesten und somit mehr
zum Hoch hin zustande. Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 6 und 12 Grad bleibt
es kühl.

In der Nacht zum Freitag wird das östliche Höhentief von einem über Osteuropa
liegenden Trog eingefangen. Das Höhentief südlich der Alpen verlagert sich
dagegen nach Osten, etwa zu den Karawanken, wodurch sich vom östlichen Alpenrand
noch einmal ein schwaches Tief lösen kann. Dieses Tief wird zu den Beskiden
gesteuert und lässt die staubedingten Niederschläge an den Nordseiten der
östlichen Mittelgebirge und auch an den Alpen erneut aufleben, ohne dass aber
Warnschwellen in Bezug auf Dauerregen erreicht werden. An den Alpen sinkt die
Schneefallgrenze auf ca. 1200 m bis 1500 m, oberhalb davon können ein paar
Zentimeter Schnee fallen. Abgesehen von ein paar exponierten Gipfellagen und
Küstenabschnitten an der Vorpommerschen Ostseeküste ist dann der Wind nicht mehr
warnrelevant.

Freitag... wird auch das "südliche" Höhentief weitgehend zugeschüttet und
leistet keinen dynamischen Beitrag mehr. Auch dieses Höhentief dockt an den über
Osteuropa liegenden Trog an, so dass sich ein langgestreckter, von
Nordwestsibirien bis in die nördliche Adria reichender Trog ergibt. Zwischen
diesem Trog und dem über dem Nordmeer liegenden Hoch kommt eine schwache,
nordöstliche und leicht mäandrierende Strömung zustande. Kurzwellentröge, die
nach Südwesten ablaufen, generieren etwas Hebung, so dass vor allem im Stau der
Mittelgebirge und an den Alpen Niederschläge geringer Intensität zu erwarten
sind, die selbst in Staulagen kam mehr als 5 mm innerhalb von 12 Stunden
ergeben. Aber auch dort, wo keine Niederschläge fallen, sind Wolkenlücken eher
selten. Das Absinken wird sich nicht bis in Bodennähe durchsetzen, zudem wird
der Gradient weiter auseinandergezogen, so dass sich die feuchte Grundschicht
festsetzt. Ein paar Auflockerungen zeichnen sich allenfalls im Nordwesten ab.
Gegenüber heute ändern sich die Temperaturen nur unwesentlich.

In der Nacht zum Samstag tropft der über Süd- und Osteuropa liegende Trog über
der Slowakei aus. Bei geringen Luftdruckgegensätzen kommt die eingeflossene
Luftmasse vollends zur Ruhe. Vor allem im Nordwesten und Westen, d.h. im Bereich
eines vom Raum Island nach Südosten reichenden Hochkeils, erfolgt Absinken.
Sollten in diesen Gebieten die Wolken auflockern, bildet sich relativ rasch
dichter Nebel, so dass leichter Frost nicht zustande kommt.

Samstag... greift vom Nordmeer ein Trog auf Südskandinavien über. Das
korrespondierende Bodentief wird unter Intensivierung in den Bottnischen
Meerbusen gesteuert. Von dem zuvor über dem Nordmeer liegenden Höhenhoch bleibt
ein schwacher Keil übrig, der in die südliche Nordsee und nach Dänemark gedrückt
wird. Zwischen diesem Keil und dem über Osteuropa liegenden Höhentief bleibt
eine schwache nord-nordöstlichen Strömung bestehen. Hierdurch dauert die
Stausituation an, so dass vor allem an den Nordseiten der östlichen
Mittelgebirge und auch der Alpen weitere geringe Niederschläge (durchweg unter 5
mm innerhalb von 12 Stunden) zustande kommen.
Durch diesen Höhenkeil wird der über Mitteleuropa liegende Bodenkeil gestützt,
so dass die geringen Luftdruckgegensätze bestehen bleiben. Absinken in dessen
Bereich sorgt vor allem im Norden und Westen und mit geringerer
Wahrscheinlichkeit auch an den Südseiten der Westlichen Mittelgebirge für einige
Wolkenlücken. Aufgrund der zähen feuchtkalten Grundschicht dürfte es für
Auflockerungen kaum reichen. Gegenüber den Vortagen ergibt sich keine
Temperaturänderung.

In der Nacht zum Sonntag weitet sich der über Skandinavien liegende Trog in
Richtung Baltikum aus. Das korrespondierende Bodentief wird unter weiterer
leichter Intensivierung nach Südfinnland gesteuert. An dessen Südflanke stellt
sich im Norden Deutschlands eine westliche bodennahe Strömung ein. In der ersten
Nachthälfte kommen an der Küste Windböen, ausgangs der Nacht an der Ostseeküste
auch stürmische Böen auf. Der diesem Trog vorgelagerte Keil greift auf die Mitte
Deutschlands über, stützt aber noch den Bodenkeil, der im größten Teil
Deutschlands nach wie vor für geringe Luftdruckgegensätze sorgt. Somit ergibt
sich gegenüber den Vortagen keine wesentliche Änderung. Dort, wo es
vorübergehend aufklart, dürfte sich erneut Nebel bilden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann