DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-10-2020 07:30
SXEU31 DWAV 100800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.10.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrM
Schauerwetter, im Nordwesten zunächst einzelne Gewitter und windig. Im weiteren
Verlauf abnehmender Wind. Nachts bei Aufklaren Bodenfrost und örtlich Luftfrost.
In höheren Lagen des Bayerischen Alpenrandes etwas Neuschnee.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... beeinflusst ein Langwellentrog große Teile von Europa und
Deutschland. Das steuernde Höhentiefzentrum befindet sich nahezu ortsfest an der
Südspitze von Norwegen. Das zugehörige Bodentief liegt achsensenkrecht in der
gleichen Region und zeigt entsprechend keine weiteren Entwicklungstendenzen. Die
davon ausgehende Kaltfront hat mit dem Übergreifen des Troges mittlerweile Fahrt
aufgenommen und überquert in den Vormittagsstunden den Südosten von Deutschland.


Die zur Kaltfront gehörigen Niederschläge verlagern sich im Tagesverlauf immer
mehr in den postfrontalen Bereich, was an der Konstellation der Geopotential-
und Druckverteilung liegt. So schiebt sich ausgehend vom kräftigen Bodenhoch im
nahen Ostatlantik ein Bodenhochkeil bis in den Alpenraum. Damit dreht die
Strömung in der unteren Troposphäre auf West bis Nordwest. Gleichzeitig liegt
die Achse des Höhentroges noch über Benelux, sodass sich eine südwestliche
Höhenströmung und damit eine Winddrehung mit der Höhe ergibt.
Durch diese Konstellation wird das Vorankommen der Niederschläge ausgebremst,
sodass es insbesondere in Alpennähe längere Zeit regnet. Da gleichzeitig durch
kräftige KLA kältere Luftmassen nachströmen, sinkt die Schneefallgrenze in den
Alpen bis zum Abend auf etwa 1500 m.

An die Niederschläge im Südosten schließt sich durch postfrontales Absinken (gut
zu sehen in den Prognosesoundings und Pseudosatellitenbildern) ein freundlicher
Streifen an. Dieser reicht von RLP und dem nördlichen BaWü bis nach Mecklenburg
und Vorpommern. Dort bleibt es weitgehend trocken und die Sonne zeigt sich
häufiger.

Noch weiter nordwestlich entfaltet die einfließende Höhenkaltluft ihre
Wetterwirksamkeit. Schon jetzt sind im Norden und Nordwesten Schauer unterwegs.
Höhenkaltluft und Schaueraktivität werden im Tagesverlauf allmählich etwa bis zu
den mittleren Landesteilen vorankommen.

Die Höhenwinde in 925 hPa liegen in der Spitze bei 30 kn. Entsprechend kann es
in Verbindung mit Schauern zu einzelnen Windböen kommen. Das deutet auch das
hochauflösende EPS des CD-2 an. Allerdings werden Windböen wohl nicht verbreitet
aktiv sein, sodass von einer flächigen Warnung wohl abgesehen werden kann.

Zu den Schauern kann sich vereinzelt auch mal ein kurzes Gewitter mit
einschleichen, insbesondere im Nordwesten, wo auch die bodennahe Feuchtewerte
höher liegen und die Oberseitentemperatur niedriger vorhergesagt wird. Bevorzugt
sind Gewitter im Nordseeumfeld anzutreffen. Mit der Nähe des Höhentiefzentrums
und damit nur recht schwachen Höhenwinden, ist über der Nordsee auch ein
gewisses Potential für Wasserhosen gegeben, vornehmlich in Richtung Dänemark.

Davon abgesehen kann es in Verbindung mit Gewittern stürmische Böen geben,
insbesondere im Bereich der ostfriesischen Inseln. Weiter nach Norden sind die
Winde wie angedeutet schwächer, in Richtung Dänemark wird es wohl nicht mal für
Bft 7 reichen.

Die Höchstwerte erreichen in den Sonnengebieten letztmalig bis 16 Grad, sonst
werden 11 bis 14 Grad erwartet.

In der Nacht auf Sonntag ziehen sich die Niederschläge an den bayerischen
Alpenrand zurück. Gleichzeitig sinkt die Schneefallgrenze auf 1000 bis 1200 m
ab. Dementsprechend kann sich zumindest ab etwa 1500 m eine Neuschneedecke
ausbilden.

Im Westen und Nordwesten sowie allgemein im Küstenumfeld sorgt die Höhenkaltluft
für weitere Schauer. So schiebt sich im Laufe des Abends von Benelux kommen ein
Bodentrog in den Westen und Nordwesten Deutschlands (gekoppelt an eine scharfe
Trogachse in der mittleren Troposphäre). Die Modelle zeigen auch anhand der
Pseudoradarbilder ein organisiertes Schauerband, das sich bis zur Mitte
vorarbeitet und anschließend kaputt geht. Anfangs können auch einzelne Gewitter
eingelagert sein. Im Bereich des Bandes könnten dann auch häufiger einmal
Windböen auftreten.

Darüber hinaus bleibt noch zu erwähnen, dass es sich zwischen den Niederschlägen
im Südosten und der Schaueraktivität auch ein Streifen gibt, wo die Wolkendecke
stärker auflockert, vornehmlich in Teilen des Ostens und Südens. Dort kann es
häufig Bodenfrost bis -3 Grad geben. In ungünstigen Lagen scheint auch leichter
Luftfrost nicht ausgeschlossen.

Zudem kann sich bevorzugt in Teilen Bayerns dichter Nebel bilden.

Sonntag... liegt der Höhentrog nur wenig weiter östlich als am Vortag und
beginnt nach Süden in den westlichen Mittelmeerraum abzutropfen. Dort setzt über
den Golf von Genua Zyklogenese ein.

Die Haupttrogachse liegt über dem Westen Deutschlands, wo entsprechend auch die
stärkste Höhenkaltluft aktiv ist. Allerdings ist diese nicht mehr ganz so kalt
wie noch am Samstag. Dennoch sollte es in der Westhälfte und im Norden zu
Schauern kommen. Einzelne Gewitter sind am ehesten noch an der Nordsee denkbar.
Da der Gradient sowohl in der Höhe, als auch am Boden auseinandergezogen wird,
dürften allenfalls noch Windböen direkt an der Nordsee auftreten. Sonst fällt
der Wind deutlich schwächer aus, als am Vortag.

Weiter nach Osten ist es hingegen freundlicher und es bleibt weitgehend trocken.
Im Bereich von Oder und Neiße sowie in Richtung Lausitz kann die Sonne auch mal
länger scheinen.

Gestützt durch die Zyklogenese im westlichen Mittelmeerraum, halten die (meist
leichten) Niederschläge im bayerischen Alpenraum weiter an, wobei die
Schneefallgrenze zwischen 1200 und 1500 m liegt. In höheren Lagen kommt also
noch etwas Neuschnee hinzu.

In der Nacht auf Montag setzt sich der Abtropfprozess über dem Mittelmeerraum
fort. Das resultierende Bodentief liegt mit mehreren Druckzentren zwischen Golf
von Genua und der Adria. Mit dieser Entwicklung werden weiterhin Feuchtefelder
um die Alpen herumgeführt, sodass die Niederschläge am bayerischen Alpenrand
andauern und sich vorübergehend sogar wieder etwas nach Norden ausweiten können.
Die Schneefallgrenze liegt bei etwa 1200 m.

Ansonsten ändert sich nur wenig. Die Höhenkaltluft liegt bei weiterer
Abschwächung über dem Westen und Norden, wo es auch noch ein paar Schauer gibt.
Mit dem Abtropfprozess bleibt das Trogresiduum über dem Norden, während über der
Mitte kompensierendes Absinken einsetzt.
Damit gibt es im weiteren Verlauf Schauer nur noch im Norden und dort
vornehmlich im Küstenbereich.

Dort wo die Wolkendecke stärker auflockert besteht Bodenfrostgefahr. Im Süden
kann es in ungünstigen Lagen örtlich auch in 2m Höhe Werte um den Gefrierpunkt
geben.

Montag... bewegt sich das Trogresiduum des über dem Mittelmeer abgetropften
Höhentief, langsam in den Osten Deutschland, dabei schwächt es sich aber weiter
ab. Schauer gibt es in der Westhälfte vor allem noch in der ersten Tageshälfte,
während die Aktivität im weiteren Verlauf nachlässt. Einzelne Schauer können
dann auch im Osten nicht ausgeschlossen werden, viel wird es aber nicht geben.

Die größten Chancen auf Sonne gibt es in Richtung Fehmarn, wo sich gewisse
Leeeffekt vom Norwegischen Gebirge bemerkbar machen (Höhenströmung aus
Nordwest). Sonst ist es häufig stärker bewölkt, im Südwesten auch wechselnd
wolkig.

Am Alpenrand fällt nur anfangs noch Niederschlag und lässt anschließend nach.

Bei kühlen 9 bis 14 Grad dürfte der Tag abgesehen von örtlichen morgendlichen
Nebelfeldern wanfrei bleiben.

Die Nacht auf Dienstag verläuft ruhig. So macht sich von Westen Absinken durch
einen flachen Höhenrücken bemerkbar. Schauer gibt es dann vor allem noch im
Küstenumfeld. Sonst ist es unterschiedlich bewölkt und weitgehend trocken. Dabei
bildet sich häufig als in den Vornächten teils dichter Nebel. Dies gilt
insbesondere für den Nordosten, Teile Bayerns und die Mitte des Landes.

Dort wo es stärker auflockert kann es erneut leichten Bodenfrost geben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Wetterentwicklung im Kurzfristbereich wird ohne größere Unterschiede
vorhergesagt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer