DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-10-2020 07:30
SXEU31 DWAV 090800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 09.10.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Übergang zu TrM
Zum Samstag von Nordwesten bis zur Mitte Übergang zu Schauerwetter, in Richtung
Nordsee immer wieder kurze Gewitter, anfangs auch mit stürmischen Böen. Sonst
keine markanten Warngefahren.


Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines umfangreichen
Trogsystems, dessen Hauptachse sich noch bei den Britischen Inseln befindet.
Damit liegt Deutschland zunächst noch auf der Vorderseite in einer leicht
südwestlichen Höhenströmung.
Am Boden befinden sich verschiedene Tiefdruckzentren zwischen Skandinavien und
dem Nordmeer. Eine davon ausgehende Kaltfront liegt zonal orientiert über der
Mitte Deutschlands und kommt derzeit kaum südwärts voran, da sie durch den
zurückhängenden Haupttrog zurückgehalten wird. Am Boden ist die Front
eingelagert in ein schwaches Randtief, wodurch der Gradient auseinandergezogen
wird. Damit und auch durch die Konstellation in der Höhe fehlt eine
Schubkomponente, was das Schleifen der Kaltfront begründet.

Somit regnet es heute über der Mitte des Landes länger anhaltend, wobei die
Mengen allerdings keine kritischen Schwellwerte erreichen sollen. Im
präfrontalem Süden des Landes wird es insgesamt ein freundlicher Tag, mit
längerem Sonnenschein insbesondere südlich der Donau. Die Höchstwerte liegen
dabei im milden Bereich zwischen 18 und 21 Grad.

Auch im Norden gibt es freundlichere Abschnitte, insbesondere in Richtung
Ostsee. Dort gibt es postfrontal Absinken, ehe nachfolgend der sich annähernde
Trog auf das Nordseeumfeld und den Nordwesten Deutschlands übergreift. Das
Absinken zeigt sich anhand einer gut ausgeprägten Absinkinversion mit darüber
liegend trockenen Luftmassen in den Radiosondenaufstiegen. Und auch im WV6.2µm
Wasserdampfbild ist dies klar zu erkennen. Allerdings läuft am Unterrand der
Inversion mittelhohe Bewölkung breit, sodass es gebietsweise auch länger Zeit
stärker bewölkt ist. Davon abgesehen bleibt es im Norden aber tagsüber
weitgehend trocken und erst zum Abend greifen von der Nordsee erste Schauer auf
das Landesinnere über.

Spürbarer Wind ist eigentlich nur in den Hochlagen der Berge und an der Nordsee
ein Thema. Allenfalls im Umfeld der Nordfriesischen Inseln dürfte dies bei
auflandigem Südwestwind für die Ausgabe einer gelben Windwarnung ausreichen.

In höheren Lagen der zentralen Mittelgebirge gibt es Sichtbehinderungen durch
aufliegende Wolken.

In der Nacht auf Samstag amplifiziert sich der westeuropäische Trog und seine
Achse kommt nach Frankreich voran. Damit bekommt die Kaltfront allmählich wieder
Zug und beginnt sich stärker meridional auszurichten. Sie kommt also vor allem
in ihrem Westteil bis in den Süden voran und erreicht damit auch den
Schwarzwald. Dort gibt es von einzelnen Modellösungen Andeutungen, dass in einem
12Stunden-Zeitraum örtlich die markante Warnschwelle erreicht wird. Für eine
Warnung scheint dies aber zu lokal eng begrenzt.

Im Ostteil macht die Kaltfront kaum Fortschritte, sodass es in Südostbayern bis
zum Morgen noch weitgehend trocken bleibt.

Den Nordwesten erreicht im Laufe der Nacht allmählich die Höhenkaltluft des
Troges, was sich vor allem an einer deutlichen Zunahme der vertikalen
Temperaturabnahme in der mittleren Troposphäre zeigt. Das gilt insbesondere für
die zweite Nachhälfte, wenn im Nordseeumfeld, ausgreifend bis ins Emsland und
nach Schleswig-Holstein neben Schauern auch einzelne kurze Gewitter auftreten
können. In Verbindung mit der Höhenkaltluft kann bei T850ern unter 0 Grad (und
T500ern unter -30 Grad) auch Graupel auftreten. Bei Windgeschwindigkeiten in 925
hPa bis 30 kn muss mit Windböen gerechnet werden.

Wind ist sonst nur in höheren Berglagen ein Thema, wobei auf dem Brocken und den
Gipfeln des Hochschwarzwaldes einzelne Sturmböen auftreten können.

Samstag... verlagert sich die Haupttrogachse nach Deutschland, sodass der
Tagesablauf klar durch den Trog mit der angereicherten Höhenkaltluft geprägt
ist. Am Boden setzt sich hingegen bereits Druckanstieg durch und ein
Bodenhochkeil schiebt sich vom nahen Ostatlantik bis in den Alpenraum.
Gleichzeitig überquert die Kaltfront im Laufe des Vormittages den Südosten. Im
nachfolgenden stabilen postfrontalen Bereich setzt am Alpenrand länger
anhaltender Regen ein, der sich vor allem dadurch begründet, dass mit dem
Bodenhochkeil sich eine Winddrehung von West bis Nordwest in der unteren
Troposphären auf Südwest darüber ergibt.

Auch wenn die zu erwartenden Regenmengen keine Warnschwellen erreichen, sinkt
mit dem länger andauernden Niederschlag die Schneefallgrenze bis zum Abend in
den Alpen bis auf etwa 1200 m.
Längere Zeit Regen fällt auch noch in Richtung Lausitz, wo der Niederschlag erst
am Nachmittag ostwärts abzieht.

Die Höhenkaltluft mit Temperaturwerten um oder unter -30 Grad in 500 hPa kommt
vom Nordwesten und Westen bis zum Abend etwa bis zur Mitte des Landes voran.
Dieser Bereich ist dann auch der Fokus für Schauer, die sich im Tagesverlauf
wiederholt bilden.
Zudem gibt es Signale für Gewitter. Die Prognosesoundings zeigen allerdings eine
Oberseitentemperatur nur wenig unter -10 Grad. Entsprechend kann vereinzelt
Blitz und Donner auch im Landesinneren nicht ausgeschlossen werden, vornehmlich
sollten Gewitter aber im Umfeld der Nordseeküste auftreten. Bei weiterhin um 30
kn Wind in der unteren bis mittleren Troposphäre sind neben Graupel auch
Windböen der Begleiter. Ob auch einzelne stürmische Böen auftreten ist eher
unwahrscheinlich.

Davon abgesehen treten entlang der Küsten und im höheren Bergland auch abseits
von Schauern/Gewittern Windböen, exponiert auch stürmische Böen auf.

Am freundlichsten gestaltet sich der Tag im Nordosten und Südwesten, wo auch
häufiger mal die Sonne zum Zuge kommt und es vornehmlich trocken bleibt. Mit
Sonnenunterstützung können im Südwesten auch letztmalig 16 Grad erreicht werden.


In der Nacht auf Sonntag setzt sich der Trog über Deutschland fest. Ein
eigenständiges Höhentief liegt dabei nahezu ortsfest zwischen Dänemark und
Südskandinavien. Die Haupttrogachse liegt über dem Westen des Landes und wird
durch stromaufwärts liegende Kurzwellentröge weiter gefüttert. Im Bodenfeld
zeigt sich ein Bodentrog, der bis zum Morgen Benelux erreicht.

Nach einem vorübergehenden Nachlassen der Schaueraktivität (abseits der Küsten,
leben dies im Laufe der Nacht von Westen und Nordwesten her wieder und kommen
bis zum Morgen langsam ostwärts voran. Einzelne Gewitter sind vornehmlich im
Küstenumfeld ein Thema. Dort ist auch der Wind weiter lebhaft mit Windböen und
einzelnen stürmischen Böen.

Im Südosten ziehen sich die Niederschläge immer mehr zum Alpenrand zurück, wobei
die Schneefallgrenze bis auf 1000 m sinkt. Entsprechend sind in den Lagen
darüber wenige Zentimeter Neuschnee möglich.

Die Tiefstwerte fallen abgesehen von den Nordseeinseln überall in den
einstelligen Bereich. In den Gebieten zwischen dem noch bedeckten Südosten und
der Schaueraktivität nach Westen und Nordwesten kann die Wolkendecke stärker
auflockern, sodass Tiefstwerte vereinzelt bis 0 Grad zu erwarten sind, am Boden
ist dann recht verbreitet Frost bis -3 Grad zu erwarten.

Sonntag... ändert sich an der Position des sich weiter amplifizierenden
Höhentroges kaum. Der Südteil beginnt allerdings in das westliche Mittelmeer
abzutropfen, sodass nachfolgend über Oberitalien Zyklogenese einsetzt.

Über Deutschland dominiert am Boden leicht antizyklonaler Einfluss, bei
allerdings nur geringen Druckgegensätzen. Die Höhenkaltluft ist weiterhin aktiv,
allerdings nicht mehr ganz so kalt wie noch am Vortrag (T500 > -30 Grad). Da die
Haupttrogachse weiterhin über dem Westen des Landes liegt, konzentriert sich die
Schaueraktivität auch vornehmlich auf die Westhälfte des Landes sowie allgemein
den Norden. Einzelne kurze Gewitter bleiben im Umfeld der Nordsee weiterhin ein
Thema.

Von der Mitte bis in den Osten des Landes bleibt es bei stabilerer Schichtung
häufig trocken. Vor allem in Richtung Lausitz kann auch längere Zeit die Sonne
scheinen.

Im Südosten des Landes halten die Niederschläge weiter an, bzw. werden durch die
Tiefdruckentwicklung in Oberitalien neu aktiviert. Die Schneefallgrenze steigt
dabei kaum an. Etwa ab 1200 m muss weiterhin mich Schnee gerechnet werden, der
zumindest ab 1500 m auch liegen bleibt.

Südlich der Donau liegen die Höchstwerte mit nur 8 bis 12 Grad auch am
niedrigsten, während andernorts 11 bis 14 Grad erwartet werden.

Der Wind spielt mit Böen Bft 7 allenfalls noch an exponierten Küstenabschnitten
eine Rolle.

In der Nacht auf Montag verstärkt sich durch den fortgesetzten Abtropfprozess
das Bodentief über den westlichen Mittelmeerraum, wobei das Tiefzentrum von ICON
bei Korsika vorhergesagt wird. Am Rande ist weiterhin der Bayerische Alpenrand
betroffen, mit weiter anhaltenden, wenn auch nicht sonderlich ergiebigen,
Niederschlägen. Die Schneefallgrenze bleibt weiterhin bei etwa 1200 m.

Sonst gibt es Schauer vornehmlich an den Küsten, vereinzelt aber auch weiterhin
in den westlichen Landesteilen. Gebietsweise kann die Wolkendecke auch stärker
auflockern. Das gilt vor allem für einen breiten Streifen von Baden-Württemberg
bis nach Brandenburg. Dort sinken die Tiefstwerte wieder bis nahe der 0-Grad
Marke und entsprechenden Bodenfrösten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Es lassen sich keine signifikanten Modellunterschied im Kurzfristbereich
ausmachen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer