DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-10-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 03.10.2020 um 10.30 UTC



Wechselhafte Troglage. Dabei teils windig und im Süden auch regnerisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 10.10.2020


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Dienstag befindet sich Deutschland
weiterhin im Einflussbereich eines umfangreichen Langwellentrogs mit mehreren
Kernen, der sich von Grönland über Schottland und Deutschland bis nach Italien
bzw. zum Mittelmeerraum erstreckt. Hinter einem Randtrog, der bereits in der
Nacht über der Ostsee in Richtung Skandinavien abgezogen ist, haben sich etwas
kühlere Luftmassen über Deutschland manifestiert. Die 850 hPa Temperaturen
befinden sich Dienstag 06 UTC um 3 Grad. Ausgehend von einem Teiltief über
Schottland nähert sich am Vormittag ein weiter Randtrog bzw. die dazugehörige
Okklusion einer ehemaligen Wellenentwicklung über dem Atlantik. Die Frontalzone
bleibt aber südlich von Deutschland und befindet sich Dienstag 18 UTC an der
Südwestflanke des Troges, also etwa von den Pyrenäen bis nach Korsika. In
Verbindung mit der Okklusion bzw. Randtrog zieht zum einen mehrschichtige
Bewölkung auf, aus der es zum Teil kräftig Regen und im Süden vielleicht auch
Blitzen kann. Und zum andern frischt der Wind mit Zunahme des Druckgradienten
auch stark böig auf. Vor allem im Südwesten treten bis ins Flachland Windböen um
50 Km/h (BFT7) auf. Auf den Mittelgebirgen sind stürmische Böen (um 75km/h
BFT8-9) und auf den Hochlagen des Schwarzwaldes auch schwere Sturmböen (um 95
km/h BFT 10) aus Südwest denkbar. In der Nacht zu Mittwoch zieht der Randtrog
aber rasch nach Nordosten ab, der Druckgradient bleibt aber weiterhin bestehen,
vor allem auf den Mittelgebirgen werden Wind- oder auch stürmische Böen
erwartet.

Am Mittwoch sorgt ein Randtrog auf der Südwestflanke des Langwellentrogs zu
einer erneuten Wellenentwicklung entlang der Frontalzone über dem Atlantik. Zum
Abend hin erreicht der Randtrog erneut Deutschland von Westen. Auch wenn die
flache Welle knapp südlich von Deutschland entlangzieht. Sorgen auf ihrer
Nordostflanke Hebungsprozesse für zum Teil kräftigere Niederschläge in
Süddeutschland. Ob diese auch warnwürdig ausfallen könnten, ist aktuell noch
sehr unsicher. Gleichzeitig stärkt sich ein Höhenkeil vom Schwarzen Meer bis
nach Finnland. Der Randtrog zieht rasch nach Norden ab, während die teils erneut
wellende Frontalzone etwas nach Norden vorankommt und über Süddeutschland liegen
bleibt.

Am Donnerstag stellt sich nach Abzug des Randtroges eine fast zonale
Westströmung ein. Aus dem Langwellentrog hat sich derweil ein umfangreicher
Höhentiefkomplex gebildet, dessen Zentraltief aber weiterhin über Schottland zu
finden ist. Auf dessen Südflanke gelangt dabei rumgeholte Kaltluft mit 850 hPa
Temperaturen um 0 Grad nach Norddeutschland. Im äußersten Süden sorgt die
Frontalzone zum einen für etwas mildere Temperaturen als im Norden und zum
anderen und zum anderen für einen eher regnerischen Tag. Das Risiko vor
Dauerregen ist aber nach den aktuellen Prognosen nur im Schwarzwald etwas
erhöht. Gleichzeitig gibt es höhere Unsicherheiten, wo genau sich die
Frontalzone befindet bzw. wie weit nach Norden sie vorankommt. Über dem Atlantik
entwickelt sich ebenfalls ein Höhenrücken, der das Höhentief von Grönland und
damit von der Kaltluft abkoppelt. Auf dessen Ostflanke kann nun die zuvor
rumgeholte Kaltluft etwas weiter nach Süden vorstoßen. Gleichzeitig verlagert
sich der Höhentiefkomplex langsam in Richtung Norwegen.

Am Freitag mutiert die Frontalzone im Süden Deutschland zu einer richtigen
Kaltfront, kommt aber auf der Vorderseite des Höhentiefs und dem Rücken über
Osteuropa nicht richtig nach Osten voran. Ein erneuter Randtrog bzw. fast schon
richtiger Trog ausgehend von dem Höhentiefkomplex über Norwegen erreicht
Südwesteuropa und sorgt auch dort für etwas kühleres Herbstwetter.

In der Nacht zu Samstag bzw. am Samstag hat sich die Trogkonfiguration so
hingehend geändert, das Deutschland zwar weiterhin eher auf dessen Vorderseite
befindet, aber die Achsneigung nun von Nordost (Nordskandinavien) nach Südwest
(Portugal) ausgerichtet ist. Im äußersten Süden dürfte sich weiterhin die
Frontalzone mit starker Bewölkung und Regen bemerkbar machen. In der Mitte
könnte es unter schwachen Hochdruckeinfluss (wenn sich nachts kein Nebelfeld
gebildet hat) sogar recht sonnig werden. Nach Nordwesten hin bleibt es in der
Nähe des Troges eher wechselhaft.

In der erweiterten Mittelfrist ändert sich an dieser Konstellation nicht viel.
Über der iberischen Halbinsel soll sich ein Cutt Off Tief bilden, dabei steilt
die Strömung etwas auf und die Frontalzone könnte etwas weiter nach Norden
vorstoßen. Dabei könnte Südföhn ein Thema im Alpenraum werden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


An sich ähneln sich die Vorläufe und der aktueller IFS Lauf sehr. Jedoch gibt es
vor allem ab Mittwoch einige Unterschiede im exakten Verlauf. Aufgrund der
Troglage gibt es immer gewisse Schwankungen, wann eine Welle oder ein Randtrog
über Deutschland hinwegzieht.
Anfang nächster Woche könnte es eine Dauerregenlage am Schwarzwald geben,
ansonsten kommt es immer mal wieder zu leichten bis mäßigen Niederschlägen, die
anfangs in den höchsten Lagen auch als Schnee fallen.
Auch wenn der Wind mit mitunter stürmisch an den Küsten und Bergen auffrischt,
ist im Mittelfristzeitraum keine Sturmlage in Sicht. Die Temperaturen bewegen
sich ebenfalls im normalen herbstlichen Niveau.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Großen und Ganzen simulieren andere Globalmodelle ein ähnliches Szenario, nur
das die Phasen und Stärke der Randtröge und die exakte Position der Frontalzone
über Deutschland jeweils etwas anders ausfällt. Die Unsicherheiten werden
wahrscheinlich bis in den Kurzfristbereich bestehen bleiben.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis einschließlich Mittwoch ist der Spread der Ensemblemember des IFSs recht
eng. Ab Donnerstag gibt es hingegen deutliche Abweichungen zwischen den
einzelnen Membern. Einen Kaltlufteinbruch simuliert aber keiner. Ein ähnliches
Szenario ist auch im Ensemble des GFS zu erkennen.

In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es im Zeitbereich 120 bis 168 h nur 2
Cluster. Der Haupt- und der Kontrolllauf befinden sich mit 30 Member in Cluster
1. Die beiden Lösungen unterscheiden sich vor allem beim östlichen Höhenrücken
bzw. wie stark er nach Norden ausgreifen kann.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Anfang der Woche gibt es ein kleines Risiko vor markanten Dauerregen im
Schwarzwald. Vor allem in der Südhälfte kann es zwar immer mal wieder auch teils
länger anhaltend regnen, jedoch gibt es aktuell keine oder nur sehr geringe
Wahrscheinlichkeiten vor Dauerregen.

Dienstag gibt es im Südwesten ein gewisses Risiko vor Gewittern mit Sturmböen.

Im gesamten Mittelfristzeitraum gibt es immer mal wieder höhere Signale für
stürmische oder Sturmböen auf den Bergen und an den Küsten. Eine
deutschlandweite Sturmlage ist zwar nicht in Sicht, aber auch nicht gänzlich
ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher