DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-10-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 01.10.2020 um 10.30 UTC



Zyklonal geprägte Südwest- bis Westlage.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 08.10.2020


Am ersten Tag des mittelfristigen Zeitraums, dem kommenden Sonntag, liegt ein
umfangreicher Höhentiefkomplex über Westeuropa und wir somit auf dessen
Vorderseite in einer südlichen Höhenströmung. Die Kaltfront des zugehörigen
Bodentiefs über Südengland hat uns aber bereits nach Osten hin überquert. Auf
deren Rückseite ist frische Meeresluft polaren Ursprungs eingeflossen, die aber
erwärmt und föhnig abgetrocknet von Südwesten und Süden zu uns gelangt.
Am Montag verlagert das Höhentief seinen Schwerpunkt langsam nach Norden. Die
Strömung bleibt noch auf Süd, wobei sich beginnend am Sonntagabend an den Alpen
ein Leetief bildet, welches am Montag über Ostdeutschland nach Norden ziehen
soll. Zugbahn und Timing sind noch unsicher. In diese Entwicklung wird dann von
Osten wieder wärmere Luft einbezogen, die aufgrund der Scherung an der West- und
Südflanke des Tiefs einen Niederschlagsstreifen hinterlässt. Aber auch sonst
dürfte kurzwellige Tröge für Hebungsimpulse sorgen, die von Südwesten her zu
schauerartigen Regenfällen führen.
Am Dienstag liegt das hochreichende Tief über der Nordsee. Die Strömung dreht
weiter auf südwestliche bis westliche Richtungen und in der einströmenden
feuchten Meeresluft werden im Wesentlichen durch kurzwellige Tröge (und ohne
frontale Aktien) schauerartige Regenfälle ausgelöst.
Am Mittwoch und Donnerstag gehen die Reste des Höhentiefs im niedrigen
Geopotential über Nordwest- und Nordeuropa auf. Die sich dann einstellende
westliche Strömung ist zyklonal geprägt. Nach wie vor gelangt frische Meeresluft
polaren Ursprungs nach Deutschland in der das Temperaturniveau leicht zurückgeht
und sich der Wetterablauf unbeständig gestaltet.

In der erweiterten Mittelfrist zeichnet sich eine Fortdauer der
westsüdwestlichen und zyklonal geprägten Strömung ab. Bei wechselhaftem Wetter
könnten die Temperaturen wieder leicht steigen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im synoptischen Scale ist die Konsistenz des IFS Modells recht gut. Das
Höhentief wurde auch in den Vorläufen wieder von der Frontalzone eingefangen.
Aktuell wird dies nur etwas langsamer simuliert als zuletzt. Da der Teufel u.a.
im Detail steckt, gibt es trotzdem ein paar Baustellen. Sonntag/Montag kann sich
an den Alpen ein Leetief bilden, das über Ostdeutschland zur Ostsee zieht. Diese
Entwicklung ist noch unsicher. Auch die kleinräumigen Strukturen sind natürlich
noch mit Unwägbarkeiten behaftet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle haben zu Beginn keine wirklichen Alternativen zu
bieten. Sie zeigen eine ganz ähnliche Ausgangslage, auch mit der
Leetiefentwicklung zum Wochenwechsel, die dann aber natürlich wieder etwas
unterschiedlich gerechnet wird.
In der Folge dreht bei ICON und GFS die Strömung rascher auf westliche
Richtungen und zum Ende lässt das GFS eine Hochdruckbrücke über Mitteleuropa
entstehen. Als Fazit kann festgehalten werden, dass nach anfänglich einigermaßen
sicherer Prognose die Unsicherheiten in der Folge deutlich größer werden.
Unbeständiges Wetter ist dabei auch zum Ende aus dieser Sicht wahrscheinlicher,
als die allein vom GFS avisierte Wetterberuhigung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Hauptlaufes. Die Kurven für T850 und Geopotential 500 bündeln sich
um die Kurve des Hauptlaufs und der Spread wird erst im Verlauf der Mittelfrist
größer. Auch Niederschlagssignale sind immer wieder vorhanden, weshalb aus
dieser Sicht der beschriebene Ablauf nicht großartig angezweifelt werden muss.
Die Clusterung zeigt im ersten Zeitschritt 6 Cluster, die sich für Mitteleuropa
nicht viel unterscheiden. Niedriges Geopotential bei uns wird von einem
Höhenrücken flankiert, der über Ost- und Nordeuropa bis ins Polargebiet reicht.
Daran ändert sich auch im Zeitraum 120 h bis 168 h wenig, wenn vom Nordatlantik
weiter niedriges Geopotential bis zu uns reicht. Dann werden 5 Cluster gebildet,
die aber alle einen ähnlichen Ablauf über Mitteleuropa zur Folge hätten.
In der erweiterten Mittelfrist gibt es dann nur noch einen Cluster, der weiter
auf wechselhaftes Wetter für Mitteleuropa setzt, allerdings wölbt sich dann über
dem Nordatlantik ein Rücken auf.

Die ENS des GFS zeigen ebenfalls mit wiederholten Niederschlagssignalen
wechselhafte Bedingungen an, bei durchschnittlichen Temperaturen. Auch hier
suggeriert der eher geringe Spread eine recht gute Verlässlichkeit der Aussagen.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bei dem wechselhaften Wetter sollte der Wind zweitweise in den Warnfocus rücken,
ohne das eine signifikante Sturmentwicklung ansteht. Die wiederholten Regenfälle
sind nicht sonderlich ergiebig und sollten keine Warnungen nach sich ziehen.
Entsprechend zeigt auch die Probabilistik kaum Signale für warnrelevante
Niederschlagsmengen.
Beim Wind ist das anders. Hier sind beispielsweise auch im EFI Hinweise auf
einen erhöhten Gradienten und entsprechend größere Windgeschwindigkeiten im
Südwesten am Sonntag und Dienstag zu finden. Mos bildet dies recht schön mit
Sturmböen ganz im Westen und Südwesten ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS EPS, Mos
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner