DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-09-2020 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.09.2020 um 10.30 UTC



Von Freitag bis Montag unbeständige Südwest- bis Südlage. In den Alpen zeitweise
Föhn, auch ansonsten zeitweise windig. Am Dienstag generell unbeständig, kühl
und windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 06.10.2020


Am Freitag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach IFS Deutschland auf
der Vorderseite eines Langwellentroges, aus dem ein umfangreiches Höhentief in
Richtung Frankreich abtropft. Bodennah dominiert ein kräftiges Tief, das sich
vom Ärmelkanal südwärts nach Frankreich verlagert, die Wetterkarte. Mit der
daraus resultierenden Südlage gelangt nicht nur wieder warme Luft bis in den
Norden Deutschlands, es stellt sich auch eine Föhnlage an den Alpen ein. Bis
Freitagabend steigt in 850 hPa die Temperatur auf 8 Grad im Norden Deutschlands
und 15 Grad an den Alpen. Über dem Westen Deutschlands liegt aber schon die
Kaltfront des Tiefs, so dass dort etwas Regen fällt. Im übrigen Land ist zwar
mit hoher Bewölkung zu rechnen, es bleibt aber trocken. In der Nacht zum Samstag
löst sich ein im Lee der Alpen entstehendes Tief von letzteren und zieht
nordwestwärts über Deutschland hinweg. Dadurch kann die Kaltfront im Süden
Deutschlands ostwärts vorankommen. Sie bringt kühlere Luft in den Südwesten und
es kommt Regen ostwärts voran, zudem sorgt die zugehörige Druckwelle für stark
auffrischenden Wind im Süden des Landes.
Am Samstag entsteht zunächst ein neues Leetief im Südosten Deutschlands, das
später in den Norden zieht. Das Tief über dem Ärmelkanal zieht nach England und
übernimmt die Steuerung des ganzen Systems. Das alte Tief erreicht uns am Abend
als Bodentrog im Südwesten und lässt dort erneut den Wind auffrischen. Mit dem
nordwärts ziehenden neuen Leetief kann die Kaltfront endgültig in den Südosten
Deutschlands ziehen und vor allem im Süden ordentlich Regen bringen. Auch im
Norden kommt die Kaltfront ostwärts voran, erreicht den Nordosten aber noch
nicht. Dort bleibt es bei hohen Wolken noch sehr mild. Im Südwesten lässt
dagegen der Regen im Tagesverlauf nach und die Wolken lockern auf. In der Nacht
zum Sonntag zieht die Kaltfront mit Regen dann auch über den Nordosten hinweg
und die kühle Luft (0 bis 6 Grad in 850 hPa) erreicht ganz Deutschland. Das
Bodentief liegt über East Anglia und sorgt vor allem im Nordwesten Deutschlands
für auffrischenden Südwind.
Am Sonntag verlagert sich das steuernde und hochreichende Tief zunächst
westwärts über England hinweg und in der Nacht dann südwärts zum Ärmelkanal. Die
Südlage führt wieder deutlich mildere Luft ins Land und an den Alpen stellt sich
erneut Föhn ein. In den meisten Landesteilen lockern die Wolken wieder auf, nur
ganz im Westen formiert sich eine neue Kaltfront die dort etwas Regen bringt.
Der Wind schwächt sich allmählich wieder ab und dreht meist auf Ost zurück.
Am Montag wiederholt sich das bekannte Spiel: Erneut bildet sich ein Leetief an
den Alpen und zieht dann nordwärts in den Westen Polens. Die neue Kaltfront
überquert Deutschland ostwärts mit Regenfällen und vor allem an der Oder setzt
kräftiger Regen ein. Das alte Bodentief verlagert sich jetzt wieder ostwärts und
überquert in der Nacht zum Dienstag unter deutlicher Abschwächung den Nordwesten
Deutschlands. Auch das zugehörige Höhentief folgt diesem Weg. Damit gelangt das
Tief über Polen in eine entwicklungsgünstige Region und vertieft sich weiter,
während es zur Ostsee zieht. An der Oder ziehen starke Regenfälle nordwärts,
ansonsten kommt es teils zu Schauern. Vor allem im Süden (Südflanke des
steuernden Tiefs) und im Nordosten muss auch mit stark auffrischendem Wind
gerechnet werden.
Am Dienstag schwenkt das Höhentief weiter nach Nordosten. Nachfolgend stellt
sich eine recht glatte Westströmung ein. Während des Ostseetief unter weiterer
Verstärkung nach Skandinavien zieht, wird an dessen Südflanke das alte Tief als
Bodentrog wieder südostwärts über Deutschland hinweg gesteuert. Damit frischt
abermals vom Westen bis zur Mitte der Wind auf. Das Wetter gestaltet sich weiter
unbeständig. In der Nacht zum Mittwoch macht sich die Warmfront eines neuen nach
Südengland ziehenden Tiefs mit aufziehendem Regen im Südwesten Deutschlands
bemerkbar.
In der erweiterten Mittelfrist kommt es über dem Ostatlantik zu einer neuen
Austrogung, so dass sich bei uns zunehmend eine Südwestlage einstellt, die wohl
eher zyklonal geprägt sein dürfte. Am Freitag kommender Woche rückt dann aber
von Westen der Trog wieder zu uns heran.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die letzten drei Läufe des IFS zeigen im Prinzip eine ähnliche Entwicklung, wenn
auch mit Unterschieden bei den Details. So ließ der gestrige 00-UTC-Lauf des
zweite Leetief (am Samstagabend) sich stärker entwickeln, so dass dieses
nachfolgend den Tiefkomplex dominierte. Die jüngeren Läufe lassen dieses Tief
sich dagegen wieder abschwächen. Der gestrige 00-UTC-Lauf zeigte dann in der
Folge das steuernde Tief weiter nördlich. In der Folge wurde ein weiteres Tief
vom Atlantik her in den Tiefkomplex mit einbezogen und am Dienstag schwenkte das
Haupttief etwas stärker entwickelt wieder nach Deutschland. In der Folge
gelangten wir schneller in den Bereich des Haupttroges, der aber dann langsamer
wieder heraus schwenkte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Modelle zeigen (bis auf NAVGEM) bis zum Dienstag ähnliche
Entwicklungen. Bei den Details gibt es aber Unterschiede, so dass nicht ganz
klar ist, welche der vielen Tiefs (von denen letztlich einige als Leetiefs an
den Alpen entstehen) letztlich (zumindest zeitweise) die dominierende Rolle
übernehmen und dann genau wo liegen. Letztlich ergibt sich eine wechselhafte
Wetterlage, die durch zeitweise stürmisch auffrischenden Wind durchaus auch
Wetterwarnungen erfordert. Wo und wann das genau passiert, bleibt aber zunächst
unsicher. Immerhin sind sich die Modelle am Freitag noch recht einig. Am
Dienstag lassen dann alle Modelle den Trog nach Deutschland ziehen, so dass es
sich erstmal abkühlt und keine Warmluft von Süden mehr angezapft werden kann.
Nur NAVGEM zeigt eine etwas andere Entwicklung: Es lässt den Trog sich schneller
nach Osten ausweiten, so dass der Wind nicht mehr so stark nach Süden drehen
kann und somit schon am Sonntag nicht mehr so viel Warmluft angezapft wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das Clusterszenario unterstreicht, dass die grobe Entwicklung recht sicher ist
und der Teufel im Detail steckt. So wird im Mittelfristzeitraum (So, 00 UTC bis
Di, 00 UTC) nur ein Cluster gebildet. Auch in der erweiterten Mittelfrist von
Mi, 00 UTC bis Fr, 00 UTC gibt es nur ein Cluster. Dieses zeigt uns
Mittwochmorgen noch im Zentrum des Troges, bevor sich nachfolgend die
Südwestlage aufbaut.
Die Rauchfahnen für ausgewählte deutsche Städte zeigen zwei Temperaturspitzen in
der Nacht zum Samstag und zum Montag. Vor allem im Süden sind die Ausschläge
erwartungsgemäß sehr groß. Die Unsicherheit ist ab Sonntag durchaus erhöht, was
wohl hauptsächlich auf Unterschiede beim Timing zurückzuführen ist. Des
Geopotential durchschreitet ein ausgeprägtes Tal von Samstag bis Dienstag und
steigt danach wieder deutlich an. Die Temperatur steigt dagegen im
Ensemblemittel zögerlicher bis gar nicht an. Niederschlagssignale sind
wiederholt vorhanden.
Beim Vergleich mit den GFS-Rauchfahnen fällt auf, dass diese die Temperatur im
Laufe der nächsten Woche eher noch etwas zurückgehen lassen. Ansonsten zeigen
sie aber eine ähnliche Entwicklung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EWI:
Der EWI zeigt Signale für Sturm am Freitag in den Alpen, am Samstag im
Südwesten, Südosten und Norden und am Sonntag im Westen.

Sturm:
Cosmo-LEPS zeigt den Föhnsturm am Freitag und nachfolgend am Samstag leichte
Signale für stürmische Böen in verschiedenen Regionen. Am Sonntag baut sich der
Föhnsturm wieder auf. Nachfolgend zeigt IFS-EPS leichte Signale für stürmische
Böen am Sonntag mit Schwerpunkt im Westen und am Montag und am Dienstag vor
allem im Südwesten.

Regen:
Leichte Signale für Dauerregen tauchen bei Cosmo-LEPS und ICON-EPS am Samstag im
Südwesten auf. In den Folgetagen tauchen in verschiedenen Regionen noch sehr
schwache Signale auf.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann