DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-09-2020 09:01
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.09.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Im Alpenraum, im Bayerischen Wald und im Schwarzwald bis heute Abend oder bis
morgen Vormittag weiterhin Dauerregen, in Staulagen teils unwetterartig. In den
Alpen oberhalb 1200 bis 1300 m nennenswerte Neuschnee zwischen 10 und 30 cm, in
exponierten Staulagen um 50 cm.

Im Südwesten und Süden anfangs steife bis stürmische Böen, nachmittags
abnehmend. Bis Sonntag auf den Berggipfeln Sturmböen Bft 8/9, sehr exponierten
anfangs Bft 10.
Heute zunächst an der Ostsee, später auch an der Nordsee Böen Bft 8, an der
Nordsee 9, in der 2. Nachthälfte abnehmend.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... Der Höhentiefkomplex hat mit Bildung eines Cut-Off-Tiefs über der
nördlichen Adria nunmehr eine langgestreckte Form angenommen, reicht bis zur
südwestlichen Nordsee und sein alter Kern ist in 500 hPa und am Boden über NRW
angelangt. Es bringt dem Westen und Südwesten teils konvektiv geprägten Regen,
der sich am Schwarzwald und an den Alpen staut. In der Fläche fallen dabei dort
12stg. meist nur 2 bis 10 mm Niederschlag. In den angesprochenen Staugebieten
aber gibt es mit 10 bis 25 mm, in exponierten Staulagen des Allgäus aber vor
allem des Schwarzwaldes 25 bis 35, bei CD2, Euro4 und ICON-Nest in exponierten
Lagen auch Unwettermengen weit über 35 mm. Allerdings fällt oberhalb von 1000
bis 1400 m meistens Schnee, so dass der Abfluss entsprechend reduziert wird.
Im Osten und Nordosten, später im gesamten Norden gibt es durch WLA
hervorgerufene Aufgleitniederschläge eines Wellentiefs, das von Südwestpolen bis
18 UTC nach Nordbrandenburg zieht. Das Höhentief entwickelt derweil bis zum
Abend über dem Vogtland ein neues Zentrum. Die Aufgleitprozesse produzieren
dabei intensive Regenfälle mit Mengen meist zwischen 10 und 25 mm, örtlich aber
auch Dauerregenmengen zwischen 25 und 35 mm, wobei noch Uneinigkeit besteht, wo
das der Fall ist. Am wahrscheinlichsten sind Dauerregenmengen im Raum
Erzgebirge, im Grenzgebiet Sachsen/Brandenburg und über dem Ostzipfel von
Sachsen-Anhalt.
Auf der Südseite des Tiefs im Westen, das sich aber langsam auffüllt, ist der
Gradient anfangs recht kräftig und bringt im Südwesten und Süden steife und vor
allem in etwas höheren Gebieten auch stürmische Böen. Im Hochschwarzwald sind
Sturmböen und exponiert Böen Bft 10 zu erwarten. Am Nachmittag wird der Wind
dann schwächer. Anders im Nordosten: Hier sorgt das Tief, dessen Kerndruck bis
18 UTC auf 990 absinkt, zunächst an der Ostseeküste, abends dann auch an der
Nordsee für steife und exponiert für stürmische Böen, an der Nordsee auch für
Sturmböen.


In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das Bodentief über Niedersachsen und NRW
nach Belgien, während das Höhentief in 500 hPa wieder nach Westen driftet und
Belgien erreicht. Damit wandert der Regenschwerpunkt in den Westen/Südwesten, wo
sich PVA und WLA überlagern. Die Dauerregenschwelle wird bei uns nach den
meisten Modellen nicht erreicht.
Im Süden und Osten, also auch in den Alpen, wird der Niederschlag schwächer oder
hört ganz auf und die Wolken lockern sich örtlich auf. Lediglich im Schwarzwald
sind noch größere Mengen zwischen 10 und 20 mm zu erwarten. Im Randbereich der
Tiefs sind am Meer stürmische Böen, an der Nordsee anfangs sogar Sturmböen zu
erwarten. Gegen Morgen schwächt sich der Wind deutlich ab. Auf exponierten
Bergen des Südens sind Böen bis Sturmstärke zu erwarten.

Sonntag... verlagert sich das Höhentief über die Alpen nach Oberitalien und
beeinflusst mit seiner zyklonalen Rotation weite Teile Mitteleuropas. Während
das Bodentief von Belgien nach Ostfrankreich gesteuert wird, zieht eine weitere
Frontalwelle über Polen westwärts und erreicht mit einem Kerndruck von gut 1000
hPa Vorpommern. Nunmehr sind sich die Modelle auch recht einig. So ist es recht
wahrscheinlich, dass die Ostseeküste auf der Nordseite des Tiefs liegt und dass
somit steife Windböen auftreten werden. Ansonsten ist der Wind abgesehen von
Südbaden meist recht schwach und im Hochschwarzwald sind 8er und 9er Böen
möglich.
Das neue Wellentief bringt durch WLA erneut aufgleitregenfälle, die aber diesmal
weitab von Warnschwellen liegen. Meist werden von der Oder bis nach
Ostniedersachsen 2 bis 10 mm, ganz im Osten auch 15 mm Regen berechnet innerhalb
von 12 Stunden.
In den äußersten Norden strömt wärmere Luft mit 850-hPa-Temperaturen knapp über
10 Grad, so dass im Nordwesten, wo der Regen erst nachts ankommt, die Temperatur
auf 18, vielleicht 19 Grad ansteigt. Ansonsten bewegen sich die Temperaturen
zwischen 9 Grad in mittleren Lagen des Schwarzwaldes und 16 Grad im Rheinland.

In der Nacht zum Montag bleibt das Höhentief im Bereich Westalpen/Oberitalien
liegen und sein Trog zieht mit seiner Achse von Polen zum Odergebiet. Ein
weiterer, kräftigerer Trog steuert die Ostalpen an. Das mit dem erstgenannten
Trog korrespondierende Bodentief wird nach Westen gesteuert und erreicht nach
ICON bis Montagfrüh Westniedersachsen, nach EZMW und GFS den südlichen
Grenzbereich von Mecklenburg. Entsprechend weiten sich die Niederschläge,
wahrscheinlich ohne warnrelevant zu werden, vom Nordosten Deutschlands nach NRW
aus, wobei auch der nördliche Mittelgebirgsraum erfasst wird. Übereinstimmend
weitgehend niederschlagsfrei bleibt es dagegen im äußersten Nordwesten, an der
Ostsee sowie im Süden Deutschlands. Eine Ausnahme ist der östliche Alpenrand, wo
erneut Aufgleiten und Regen einsetzen.
An der Südwest- und Südflanke des Bodentiefs frischt der Wind etwas auf.
Warnrelevante Böen gibt es aber in tiefen Lagen nicht. An der Ostsee lassen die
steifen Windböen nach.

Montag... entwickelt sich aus dem Höhentrog über Österreich ein neues,
kräftigeres Höhentief als das anfangs dominante Höhentief im Raum Norditalien.
Ursache ist eine neuerliche Entwicklung eines Bodentiefs, das von Ungarn nach
Westpolen zieht und dem äußersten Südosten etwas Regen bringt. Aus der oben
beschriebenen Konstellation ergibt sich über dem Vorhersagegebiet eine nördliche
zyklonale Höhenströmung. Das westliche Bodentief beginnt sich über dem
Nordwesten Deutschlands etwas abzuschwächen. Mit diesem Tief (und durch die
Trogvorderseite) lässt ICON zwar im Südwesten und Westen noch einmal kräftigen
Regen aufkommen, der aber keine Dauerregenmengen bringen soll (Meist Mengen
zwischen 5 und 15 mm). GFS und IFS haben eine etwas westlichere Lage des Tiefs
und lassen den Hauptregen in der Mitte runterkommen mit ähnlichen Mengen. Die
Wahrscheinlichkeit von Dauerregen ist nur gering.
Da sich der zu den Alpen gerichtete Azorenhochkeil deutlich verstärkt, verstärkt
sich auch der Druckgradient zum Tief. Damit frischt der Wind in der Südhälfte
etwas auf, so dass auf exponierten Bergen stürmische Böen auftreten können.
Über weiten Teilen Deutschlands zeichnen sich nur wenige Wolkenlücken ab, am
ehesten in der Südosthälfte Deutschlands, wenn man von Südostbayern absieht. Die
Tageshöchsttemperaturen ändern sich kaum und insgesamt ergibt sich damit ein
warnungstechnisch ruhiger Tag.

Modellvergleich und -einschätzung

Einige Modellunterschiede gibt es am Montag, die aber oben erwähnt wurden.

Die Wahrscheinlichkeit von Dauerregen liegt am Montag nach ICON-EU-EPS,
CosmoLEPS und IFS-EPS im Westen und in der Mitte meist bei unter 5 Prozent, nur
im Schwarzwald und im Allgäu bei knapp über 10 Prozent, was aber synoptisch aus
derzeitiger Sicht keinen Sinn macht.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden