DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-09-2020 07:01
SXEU31 DWAV 210800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.09.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SEa, ab Mittwoch TrW
Allmählich abschwächender Hochdruckeinfluss; heute und morgen lediglich im Süden
einzelne markante Gewitter, am Mittwoch dann auch im Westen zögernd
unbeständiger.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... verläuft die ausgeprägte Frontalzone recht weit im Norden über den
mittleren Nordatlantik (Seegebiet zwischen Island und Schottland) und
Skandinavien hinweg bis weit nach Nordosteuropa. An deren Südflanke befinden
sich weite Teile des Vorhersagegebietes im Einflussbereich eine
Geopotenzialbrücke, die sich über die Britischen Inseln und dem nördlichen
Mitteleuropa bis zum Schwarzen Meer erstreckt. Flankiert wird diese im Süden von
einem flachen Höhentief, dessen Drehzentrum sich von der Biskaya nach
Südwestfrankreich verlagert und sich auch bis nach Süddeutschland ausgeweitet
hat.
Im Bodenfeld stützt die Potenzialbrücke ein Hochdruckgebiet über Südosteuropa,
von dem ausgehend ein Hochkeil bis nach Nord- und Ostdeutschland reicht. Dieser
wird im Tagesverlauf allmählich abgebaut, wodurch der Gradient über dem
Vorhersagegebiet weiter auffächert. Ein flaches Tief über Ostfrankreich weitet
sich dabei etwas nach Südwest- und Süddeutschland aus.
Somit gelangt von Osten her trockene und warme Festlandsluft (T850 hPa zwischen
11 und 14 Grad) in weite Teile des Vorhersagegebietes. Lediglich in den
Südwesten und äußersten Süden sickern von Frankreich her etwas feuchtere
Luftmassen, innerhalb derer sich im Alpenvorland in der vergangenen Nacht
gebietsweise dichte Nebelfelder gebildet haben. Diese lösen sich am Vormittag
zwar rasch auf, allerdings entwickeln sich mittags und nachmittags - ausgehend
von den Bergen - höherreichende Quellwolken. Mit der Einstrahlung können
gebietsweise mehr als 500 hPa ML-Cape generiert werden und die Atmosphäre ist
hochreichend labil geschichtet. Das dürfte - ähnlich wie gestern - für einzelne
Gewitter reichen, die sich aus den Alpen heraus vielleicht noch etwas ins
südliche Vorland verlagern können. Ob es auch im Südschwarzwald und entlang der
Alb für einzelne Gewitter reicht, wie von einigen, Konvektion erlaubenden
Modellen simuliert, bleibt abzuwarten. Bei PPW-Werten über 25 mm und nur
geringer Zuggeschwindigkeit steht als Begleiterscheinung vor allem der
Starkregen im Fokus, wobei 20 mm in einer Stunde rasch erreicht sind. Auch über
25 mm (Unwetter) können - ebenso wie kleinkörniger Hagel und stürmische Böen -
nicht komplett ausgeschlossen werden. Im Laufe des Abends klingen diese Gewitter
aber rasch wieder ab.
Ansonsten steht ein weitgehend sonniger Tag ins Haus. Die dichteren Nebelfelder
in Norddeutschland sollten sich am Vormittag rasch auflösen, dann machen sich am
ehesten Richtung Küsten einige Wolkenfelder bemerkbar, die der WLA an der
Südflanke der Frontalzone geschuldet sind. Bei schwachem, im Tagesverlauf
gebietsweise mäßig auflebendem Wind aus Nordost bis Ost liegen die Höchstwerte
zwischen 22 und 28 Grad, mit den höchsten Werten entlang des Oberrheins, an den
Küsten werden etwa 20 Grad erreicht.

In der Nacht zum Dienstag stößt über dem Seegebiet westlich der Britischen
Inseln ein Höhentrog nach Süden vor. Die Potenzialbrücke wird dabei vor allem
über den Britischen Inseln rasch abgebaut, von Südosteuropa reicht aber nach wie
vor noch ein Höhenkeil bis nach Norddeutschland, während das Höhentief über
Südwesteuropa in einen breit angelegten Randtrog übergeht. Somit stellt sich
über weite Teile des Vorhersagegebiets eine schwache südliche Höhenströmung ein.

Im Bodenfeld kann sich eine trogvorderseitig positionierte Frontalwelle
vertiefen und zieht bis Freitagfrüh zu den Äußeren Hebriden. Auch über dem
Vorhersagegebiet herrscht bei äußerst schwachen Druckgegensätzen weiterhin
leichter Druckfall vor. Die Schauer und Gewitter im Süden fallen rasch in sich
zusammen, dann kann sich vor allem dort innerhalb der feuchteren Luftmasse, aber
auch im küstennahen Binnenland wieder teils dichter Nebel bilden. Sonst verläuft
die Nacht überwiegend gering bewölkt oder klar bei Tiefstwerten zwischen 14 und
4 Grad, in einigen Tälern der zentralen Mittelgebirge auch darunter, Bodenfrost
nicht ausgeschlossen.

Dienstag... setzt sich die Austrogung westlich der Britischen Inseln weiter
fort. Das korrespondierende Bodentief kann sich noch etwas intensivieren und
zieht bis zum Abend in etwa zu den Shetlands. Der nach Norddeutschland
gerichtete flache Höhenkeil wird weiter abgebaut, der breit angelegte Randtrog
über Frankreich kommt aber kaum nach Osten voran, so dass sich über dem
Vorhersagegebiet eine schwache südsüdwestliche Höhenströmung einstellt.
Im Bodenfeld kommt bei schwachen Luftdruckgegensätzen und leichtem Druckfall die
feuchtere Luftmasse im äußersten Südwesten/Süden des Landes ein wenig weiter
nach Norden voran. Die Konvektionsparameter (ML-Cape, PPW) weisen ähnliche Werte
wie am Vortag auf, so dass sich im Laufe des Nachmittags erneut - ausgehend von
den Bergen - einzelne Gewitter entwickeln, die sich eventuell auch auf das
nördliche Alpenvorland und bis zum Nordschwarzwald bzw. zum Schwäbischen Wald
ausweiten können. Die Begleiterscheinungen ähneln denen des Vortages.
Im übrigen Land ändert sich wettertechnisch dagegen nur wenig. Meist scheint
(nach Nebelauflösung) die Sonne, gelegentlich ziehen ein paar hohe Wolkenfelder
durch. Mit den auf Süd bis Südost drehenden Bodenwinden kommt die warme
Luftmasse etwas weiter nach Norden voran, so dass auch in der Norddeutschen
Tiefebene vielerorts noch einmal ein Sommertag ins Haus steht. Insgesamt werden
erneut meist Höchstwerte zwischen 23 und 28 Grad erreicht, an den Küsten und in
Alpennähe bleibt es gebietsweise etwas kühler.

In der Nacht zum Mittwoch greift der Langwellentrog über dem Ostatlantik
allmählich auf Irland über. Der vorgelagerte Randtrog über Frankreich erreicht
unter Wellenlängenverlust in den Frühstunden den Westalpenraum. Auf dessen
Vorderseite kann im Laufe der Nacht aufgrund von PVA über Süddeutschland
dynamische Hebung generiert werden.
Somit klingen die Gewitter am Abend und in der ersten Nachthälfte nur
vorübergehend ab. Später setzen dort erneut gebietsweise schauerartige
Regenfälle ein, die auch von einzelnen Gewittern begleitet werden können und
allmählich weiter nach Norden, eventuell auch bis nach Nordbaden und Franken,
vorankommen. SuperHD hat sogar bis nach Osthessen und Thüringen (konvektiv
durchsetzte) Niederschläge auf der Agenda, fährt damit aber die mit Abstand
nördlichste Variante. Etwas MU-Cape steht zur Verfügung und die PPW-Werte
steigen auf etwa 30 mm, so dass stellenweise ein- oder mehrstündiger Starkregen
nicht ausgeschlossen werden kann.
Im Rest des Landes verläuft die Nacht unterhalb einer zunehmend auf Südwest
drehenden, aber recht glatten Höhenströmung ruhig. Die Kaltfront des Richtung
Haltenbank ziehenden und sich auf knapp unter 980 hPa vertiefenden Tiefs greift
nachts von den Britischen Inseln auf die Nordsee über. Somit bleibt es sowohl im
Süden als auch im Nordwesten teils stärker bewölkt und Nebel tritt nur noch
gebietsweise auf. Die Tiefstwerte liegen meist zwischen 14 und 6 Grad, in
einigen Tälern der zentralen und östlichen Mittelgebirge bei klarem Himmel auch
darunter.

Mittwoch... setzt sich die Umstellung der Wetterlage weiter fort. Die Achse des
Haupttroges verlagert sich bis zum Abend über die Irische See Richtung England
bzw. Schottland, der gesamte Langwellentrog wird durch einen weiteren
kurzwelligen Troganteil westlich von Irland regeneriert und kann sich weiter
nach Süden ausweiten. Über dem Vorhersagegebiet verstärkt sich die südwestliche
Höhenströmung und nimmt allmählich eine leicht zyklonale Kontur an. Der
vorgelagerte Randtrog zieht über den Alpenraum hinweg ostnordostwärts, verliert
aber zunehmend an Kontur. Die gebietsweise in Süd- bzw. Südostdeutschland
auftretenden schauerartigen Regenfälle dauern somit zunächst noch an, schwächen
sich aber im Tagesverlauf ab und die Wolken lockern gebietsweise auf. Dabei kann
erneut etwas Cape generiert werden, so dass sich nachmittags erneut Schauer und
auch einzelne Gewitter entwickeln können, bei PPW-Werten um 30 mm lokal eng
begrenzt nach wie vor mit Starkregen. Weiterhin ist unklar, wie weit diese
Niederschläge nach Norden ausgreifen, nach wie vor fährt SuperHD (von 18 UTC)
die nördlichste Variante mit (dort allerdings ungewittrigen) Regenfällen bis
nach Sachsen-Anhalt und Brandenburg, während sich die übrigen Modelle auf den
Südosten (inklusive südliches Sachsen) beschränken.
Die Kaltfront des zu den Lofoten ziehenden Tiefs ist über der Nordsee zunehmend
parallel zur Höhenströmung positioniert und kommt kaum mehr nach Südosten voran,
wobei sich über der südwestlichen Nordsee ein Wellentief bildet, das bis zum
Abend zur mittleren Nordsee zieht. Somit werden auch im Westen und Nordwesten
die Wolken dichter und zum Abend hin fällt dort gebietsweise etwas Regen oder es
gibt einzelne Schauer, wobei die Gewitterwahrscheinlichkeit gering bleibt. Mit
Annäherung des Wellentiefs frischt im Bereich der Deutschen Bucht der Wind aus
südlichen Richtungen auf, ist aber bis zum Abend wohl noch nicht warnrelevant.
Ein letztes Mal gelangen von Südwesten her warme Luftmassen ins Vorhersagegebiet
(T850 hPa zwischen 10 und 14 Grad), die Höchstwerte liegen zwischen 22 und 27
Grad, mit den höchsten Werten in den mittleren und östlichen Landesteilen, wo
wohl noch am häufigsten die Sonne scheint. Richtung Alpen und an den Küsten
liegen die Höchstwerte um 20 Grad, teilweise auch darunter.

In der Nacht zum Donnerstag zieht der aus der ehemaligen Haupttrogachse
hervorgegangene kurzwellige und inzwischen scharf konturierte Randtrog rasch von
den Britischen Inseln über die Nordsee hinweg nordostwärts, während der
Haupttrog über Irland regeneriert wird.
Das Wellentief über der mittleren Nordsee kann mit dem Kurzwellentrog
interagieren, intensiviert sich und zieht zum Skagerrak. Dessen Kaltfront greift
im Laufe der Nacht mit schauerartigen Regenfällen auf den Westen und Nordwesten
Deutschlands über, dabei kann es auch vereinzelte kurze Gewitter geben. An der
Südflanke des Tiefs frischt der Wind vor allem im Nordwesten deutlich aus
Südwest, später West auf und es gibt ausgangs der Nacht im Nordseeumfeld steife
bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8), auf dem Brocken auch einzelne Sturmböen (Bft
9).
Im Süden und Südosten klingen die Schauer und vereinzelten Gewitter dagegen in
den späteren Abendstunden ab, dort lockern die Wolken noch einmal stärker auf,
so dass sich stellenweise dichter Nebel bildet.
Mit Tiefstwerten zwischen 14 und 8 Grad verläuft die Nacht relativ mild.


Modellvergleich und -einschätzung
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Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine signifikanten
Modellunterschiede ausmachen.
Kleinere Differenzen gibt es noch bzgl. des Vorankommens der (konvektiven)
Niederschläge nach Norden, vor allem in der Nacht zum und am Mittwoch. Diese
wurden im obigen Text bereits besprochen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff