DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-09-2020 07:30
SXEU31 DWAV 160800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 16.09.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu SE a

Heute im Westen, abends und nachts auch im Südosten über dem Bergland einzelne
Gewitter gering wahrscheinlich. Am Donnerstag im Süden einzelne Gewitter nicht
ausgeschlossen. Die Entwicklungen werden aber "bestenfalls" markant.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Mittwoch... hat uns der Spätsommer noch fest im Griff. Wir liegen bei geringen
Druckunterschieden in einer sehr warmen, etwas gealterten subtropischen
Luftmasse. Das bislang wetterbestimmende Hochdruckgebiet hat sich nach Osten
verabschiedet; das nächste Hoch liegt über Nordwesteuropa schon ante portas.
Der Höhenrücken über uns wird derweil von einem über Skandinavien nach Osten
ziehenden Trog abgebaut und das zum Trog gehörige (Sturm)Tief zieht unter
weiterer Intensivierung nach Finnland. Das Hoch im Nordwesten steht in
Verbindung mit einem Höhenrücken, der sich ebenfalls progressiv verhält und nach
Osten zieht. Es kräftigt sich über der Nordsee und dem Nordmeer und dehnt seinen
Einfluss nach Südosten zu uns hin aus. Zwischen dem Hoch und dem Tief über
Finnland gelangt mit nördlicher Strömung kühlere Luft nach Süden, deren
Vordergrenze von einer Kaltfront markiert wird, die nachmittags und abends den
Norden erfasst.
Die Kaltfront zeigt sich wenig wetteraktiv, da die beteiligten Luftmassen
trocken sind und der Tiefausläufer von Kaltluftadvektion überlaufen wird. Im
Norden wird die Frontpassage lediglich von Wolken begleitet sein, es fällt kaum,
wahrscheinlich gar kein Regen.

Vorlaufend kann sich aber etwas Cape aufbauen, 500 bis 1400 J/kg sind für den
Westen und den Süden im Programm. Da eine flache Rinne über uns nach Osten
schwenkt und auch in der Höhe der Trog im Norden vorübergehend Tuchfühlung mit
einem Trog über dem Mittelmeerraum aufnimmt, kommt zumindest ein geringer
Hebungsinput zustande.
Dennoch wird es schwer mit der Auslöse; die Luftmasse ist stark abgetrocknet und
der Deckel ist durch das vorherige Absinken ebenfalls stark.
Vor allem die hochauflösenden Modelle deuten nachmittags über dem Westen die
Möglichkeit einzelner Schauer- und Gewitterzellen an, ab den Abendstunden und in
der Nacht zum Donnerstag auch im Südosten aus den Alpen heraus und vom
Bayerischen Wald ausgehend. Dabei sollte es sich maximal um markante
Entwicklungen handeln mit kleinem Hagel, Starkregen und stürmischen Böen oder
Sturmböen.
Der Wind lebt mit Einfließen der frischeren Luft und dem Druckanstieg
postfrontal im Norden auf und dreht nach Nordwest bis Nord. An den Küsten sind
häufiger starke Böen zu verzeichnen, die ein oder andere steife Böe ist zunächst
vor allem an der Nordsee ebenfalls drin.
In der Nacht zum Donnerstag drängt das Hoch über der Nordsee nach Südosten und
die Kaltfront des Tiefs über Südfinnland kommt bis etwa auf eine Linie Eifel,
Mittelhessen, Erzgebirge voran. Durch einen kurzwelligen Trog und leichte
Frontogenese kann sich die Kaltfront aktivieren, worauf die Modelle (teilweise)
mit leichten Regenfällen über der Mitte (Hessen, Thüringen, Sachsen) reagieren.
Die Gewitter, die uns ICON präsentiert, sind sehr unwahrscheinlich.

Die Gewitter im Westen oder Südwesten, so denn welche da waren, sind bald
Geschichte, die mögliche Konvektion im Südosten könnte länger durchhalten und
eventuell in schauerartigen Regen übergehen. Hier löst ein Höhentief über dem
Alpenraum und Norditalien etwas Hebung aus.
Postfrontal fließt trocknere Luft ein. Durch massives Absinken lockert die
Bewölkung auf und die Temperatur sinkt auf einstellige Werte. Für Bodenfrost
wird es wohl noch nicht reichen, Mos Mix ist regional im Norden aber nicht weit
entfernt davon.
Der Wind frischt insbesondere an der See zeitweise auf und dreht dabei weiter
nach Nord bis Nordost. ICON hat an der Ostsee sogar einzelne Bft 8 im Programm,
meist sollte es bei 7er Böen bleiben. Im Verlauf der Nacht lässt der Wind dann
auch an der See von Westen her wieder nach.

Donnerstag... zieht der Trog mit dem zugehörigen Tiefdruckgebiet nach
Nordosteuropa ab. Es folgt ein ausgeprägter Höhenkeil, der nach Skandinavien
vorstößt. An der Südostflanke des zugehörigen Bodenhochs über der südöstlichen
Nordsee stellt sich eine Ost- bis Nordostströmung bei uns ein.
Mit ihr fließt kühle und sehr trockene Luft in den Norden und Osten ein. Die
Vorhersagesoundings zeigen dort eine sehr trockene Atmosphäre mit Taupunkten um
-25 °C oberhalb der Absinkinversion in 850 bis 900 hPa.
Der Südwesten befindet sich weiter im Übergangsbereich zur alten subtropischen
Luftmasse mit 850-hPa-Temperaturen bis 15 °C Richtung Oberrhein. Die sich im
thermischen Feld abschwächende Kaltfront liegt dabei über dem Süden
Deutschlands.
Das bedeutet auch, dass der äußerste Süden (südlich der Donau, südliches
Baden-Württemberg) präfrontal verbleibt. Hier kann sich erneut Cape aufbauen und
es sind weitere, teils konvektiv durchsetzte Niederschläge möglich. Auch
einzelne Gewitter sind im Tagesverlauf nicht ganz ausgeschlossen.

Der Gradient über dem Norden fächert weiter auf, warnwürdige Böen stehen nicht
mehr auf der Tagesordnung. Die Luft erwärmt sich im Norden auf 17 bis 21 Grad,
sonst liegen die Temperaturen, trotz leichten Rückgangs weiter auf warmen Level
mit 20 bis 26 Grad, am südlichen Oberrhein sind bis 29 Grad möglich.

In der Nacht zum Freitag halten sich im Süden ein paar Wolken in feuchterer
Luft, die Schauer klingen ab. Sonst klart es verbreitet auf. Im Norden und Osten
sinkt die Temperatur gebietsweise auf Werte um 5 Grad, nahe der Divergenzachse
des Hochs, von der Nordsee nach Ostsachsen, ist leichter Frost am Erdboden und
gebietsweise Nebel möglich. Im Süden und Südwesten bleibt es milder.
Gebietsweise bildet sich auch dort Nebel.
Auf den Bergen über der Mitte und dem Süden frischt der Wind auf mit exponiert
Bft 7 auf einigen Gipfeln, im Hochschwarzwald eventuell Bft 8 aus östlichen
Richtungen.

Freitag... liegen wir unter hohem Geopotential mit einem Höhenhoch über
Nordostdeutschland, der sich allmählich nach Südosten verschiebt. Aus dem
Bodenhoch über Norddeutschland bildet sich im Tagesverlauf eine langgestreckte
Hochdruckzone, die vom Nordatlantik über die Nordsee und Norddeutschland bis
nach Südosteuropa reicht. Die Strömung dreht dabei wieder mehr auf östliche bis
südöstliche Richtungen, die Zufuhr der kühlen Luft in den Norden wird
abgeschnitten und die (trockene) Luftmasse kann sich wieder leicht erwärmen. In
850 hPa steigen die Werte über 10 Grad.

Der Tag ist daher unter leichtem Absinken meist sonnig und trocken und im
Südwesten sind erneut sommerliche Werte über 25 Grad zu erwarten, während die
Maxima im Norden um oder etwas über 20 Grad liegen.
Die Luft ist zwar im Südwesten etwas feuchter, Schauer oder gar Gewitter sind
aber auch dort nicht zu erwarten.

In der Nacht zum Samstag ändert sich nicht viel an der Gemengelage. In trockener
Luft überwiegt geringe Bewölkung mit örtlichem Nebel vor allem im Süden und im
Nordosten. Die Minima liegen meist zwischen 11 und 3 Grad mit lokaler
Bodenfrostgefahr im Nordosten. Der Wind erreicht, wie übrigens auch tagsüber,
auf einigen Mittelgebirgsgipfeln Bft 7 und kommt aus östlichen Richtungen.
Warnrelevant wird dies aber nicht.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren im synoptischen Scale recht einheitlich. Die Gewitter
sind Nowcastinggeschäft.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner