DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-09-2020 07:01
SXEU31 DWAV 150800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 15.09.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
S a Übergang zu H M

Am Mittwoch im Westen, in der Nacht zum Donnerstag und Donnerstag im Süden
einzelne Gewitter gering wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... ist die Strömung über Europa geprägt durch einen markanten
Höhenrücken über Mittel- und Osteuropa, der sich nun aber nach Südosten
zurückzieht. Die Frontalzone verläuft an seiner Flanke weit im Norden und vor
den europäischen Küsten findet sich ein Trog, welcher nur sehr zögernd Boden in
Richtung Iberische Halbinsel gutmacht.
Der Schwerpunkt des zum Höhenrücken gehörigen Bodenhochdruckgebietes liegt
nahezu stationär über dem Balkan, es behält seinen Einfluss auf unser Wetter mit
einer antizyklonalen südlichen Strömung.

In ihr werden sehr warme Luftmassen subtropischen Ursprungs zu uns verfrachtet,
in der die Temperaturen in 850 hPa zwischen 16 und 20 Grad liegen. Es sind auch
nur wenige hohe Wolken unterwegs, so dass vielfach ungehindert die Sonne
scheint, was zwar im September nicht den riesen Energieinput bringt, dennoch
schaffen es die Temperaturen in 2 m Höhe auf Höchstwerte von 28 bis 34 °C.
Die Luft ist bodennah etwas feuchter als zuletzt und da mit abnehmender
Schichtdicke eine gewisse Abkühlung in der Höhe verbunden ist, wird die
Schichtung labiler. Ein starker Deckel verbleibt aber und wird auch nicht
durchbrochen.
Der Druckgradient über Deutschland bleibt gering.

In der Nacht zum Mittwoch zieht ein Tief unter Verstärkung über Südnorwegen in
die nördliche Ostsee, nachfolgend kräftigt sich ein Hoch, dessen Schwerpunkt
Mittwoch früh bei den Färöern zu finden ist. Dabei dreht der Wind im Norden mit
Passage einer vom Tief ausgehenden schwachen Rinne auf westliche bis
nordwestliche Richtungen und lebt an der See geringfügig auf, ohne Warnrelevanz.

In der einsickernden feuchteren Nordseeluft steigt die Nebel- und
Hochnebelneigung etwas, auch im Südosten sind gebietsweise Nebel- und
Hochnebelfelder zu erwarten. Sonst gibt es nur etwas Cirrus und geringe
Wahrscheinlichkeit für Nebel.


Mittwoch... wandert der Trog über Skandinavien nach Osten und das entsprechende
Tief unter Intensivierung nach Finnland. Die bis dato wetterbestimmende
Hochdruckzone entfernt sich unter Abschwächung nach Osteuropa. Ein neues Hoch
steht aber schon in den Startlöchern. Es kräftigt sich über der Nordsee und dem
Nordmeer und dehnt seinen Einfluss nach Südosten aus. Zwischen dem Hoch und dem
Tief über Finnland gelangt mit nördlicher Strömung kühlere Luft nach Süden,
deren Vordergrenze von einer Kaltfront markiert wird, die nachmittags und abends
den Norden erfasst.
Die Kaltfront zeigt sich wenig wetteraktiv, da die beteiligten Luftmassen
trocken sind und der Tiefausläufer von Kaltluftadvektion überlaufen wird.
Demnach simulieren die meisten Modelle auch nur wenig oder gar keinen Regen im
Norden.
Vorlaufend kann sich aber etwas Cape aufbauen, 500 bis 1400 J/kg sind für den
Westen und den Süden im Programm. Da eine flache Rinne über uns nach Osten
schwenkt und auch in der Höhe der Trog im Norden vorübergehend Tuchfühlung mit
einem Trog über dem Mittelmeerraum aufnimmt, resultiert über Mitteleuropa auch
leichte Hebung.

Dennoch wird es schwer mit der Auslöse; die Luftmasse ist stark abgetrocknet und
der Deckel ist durch das vorherige Absinken noch ziemlich stark.
Vor allem die hochauflösenden Modelle deuten aber über dem Westen die
Möglichkeit einzelner Gewitterzellen an, ab den Abendstunden und in der Nacht
zum Donnerstag auch im Südosten aus den Alpen heraus und vom Bayerischen Wald
ausgehend. Dabei sollte es sich maximal um markante Entwicklungen handeln,
kleiner Hagel, Starkregen und stürmische Böen oder Sturmböen.
Der Wind lebt postfrontal im Norden auf und dreht weiter nach Nordwest bis Nord.
An den Küsten sind häufiger starke Böen zu verzeichnen, die ein oder andere
steife Böen ist exponiert ebenfalls drin.

In der Nacht zum Donnerstag drängt das Hoch über der Nordsee nach Südosten und
die Kaltfront des Tiefs über Südfinnland kommt bis etwa auf eine Linie Mosel,
Mittelhessen, westliches Erzgebirge voran. Durch einen kurzwelligen Trog und
leichte Frontogenese werden von einigen Modellen an der Kaltfront auch leichte
skalige Regenfälle angedeutet. Die Gewitter im Westen oder Südwesten, so denn
welche da waren, sind bald Geschichte, die mögliche Konvektion im Südosten
könnte länger durchhalten, da sie von einem Tief über der Adria gestützt wird
und eventuell in schauerartigen Regen übergehen.
Postfrontal fließt trocknere Luft ein. Durch massives Absinken lockert die
Bewölkung auf und die Temperatur sinkt auf einstellige Werte. Für Bodenfrost
wird es wohl nicht reichen, Mos Mix ist aber nicht weit entfernt davon.
Der Wind frischt insbesondere an der See zeitweise auf, dreht weiter nach Nord
bis Nordost und ICON hat an der Ostsee sogar einzelne Bft 8 im Programm, meist
sollte es bei 7er Böen bleiben. Im Verlauf der Nacht lässt der Wind dann auch an
der See von Westen her nach.

Donnerstag... zieht der Trog mit dem zugehörigen Tiefdruckgebiet rasch nach
Nordosteuropa ab. Es folgt ein ausgeprägter Höhenkeil, der nach Skandinavien
vorstößt. An der Südostflanke des zugehörigen Bodenhochs über der südöstlichen
Nordsee stellt sich eine Ost- bis Nordströmung bei uns ein.
Mit ihr fließt kühle und sehr trockene Luft in den Norden und Osten ein. Die
Vorhersagesoundings zeigen dort eine sehr trockene Atmosphäre mit Taupunkten um
-25 °C oberhalb der Absinkinversion in 850 bis 900 hPa.
Der Südwesten befindet sich weiter im Übergangsbereich zur alten subtropischen
Luftmasse mit 850-hPa-Temperaturen bis 15 °C Richtung Oberrhein. Die sich im
thermischen Feld wieder abschwächende Kaltfront liegen dabei über dem Süden
Deutschlands.
Das bedeutet aber auch, dass der äußerste Süden präfrontal verbleibt. Hier kann
sich erneut etwas Cape aufbauen und es sind weitere, wenig ergiebige konvektive
Niederschläge möglich, die nunmehr von der Mehrheit der Modelle angeboten
werden. Auch einzelne Gewitter sind wohl nicht ausgeschlossen, aber
unwahrscheinlich.
Der Gradient über dem Norden fächert weiter auf, warnwürdige Böen stehen nicht
mehr auf der Tagesordnung.
Die Luft erwärmt sich im Norden auf 17 bis 21 Grad, sonst liegen die
Temperaturen, trotz leichten Rückgangs weiter auf warmen Level mit 20 bis 26
Grad, am südlichen Oberrhein sind bis 29 Grad möglich.

In der Nacht zum Freitag halten sich im Süden ein paar Wolken in feuchterer
Luft, die Schauer klingen ab. Sonst klart es verbreitet auf. Im Norden und Osten
sinken die Temperaturen gebietsweise auf Werte um 5 Grad, am Erdboden ist
leichter Frost möglich. Im Süden und Südwesten bleibt es deutlich milder.
Gebietsweise bildet sich Nebel.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ähnlich, die großräumige Entwicklung ist unstrittig.
Unsicherheiten sind hinsichtlich der Konvektion ab Mittwochnachmittag vorhanden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner