DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-09-2020 07:30
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 14.09.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Sa

Hochsommerlich warm und trocken. Erst am Mittwoch im Südosten Gewitter und von
Norden her kühler.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Montag... und in der Nacht zum Dienstag bestimmt das großräumige Hoch LEIKI
unser Wetter. Während sein Schwerpunkt aktuell im Bereich der Slowakei liegt,
verlagert es sich in den kommenden 24 Stunden nur sehr zögerlich nach Osten, so
dass sein Zentrum ausgangs der Nacht zum Dienstag im Grenzgebiet der Ukraine und
Rumäniens zu finden sein wird. Das Bodenhoch wird im 500-hPa-Niveau von einem
massiven Rücken gestützt. Dieser überdeckt weite Teile Mitteleuropas. Seine
Achse ist ob der gleichförmigen Krümmung der Isohypsen nur schwer auszumachen,
sie verlagert sich aber am Tage und im Verlauf der Nacht vom Ostausgang des
Ärmelkanals über die Nordsee nach Dänemark, wobei das eingebettete Höhenhoch von
Tschechien bis nach Polen vorankommt. Da Deutschland auf der Westflanke des
Hochs positioniert ist, wird mit einer östlichen bis südlichen Strömung warme
bis heiße Luft aus dem Mittelmeerraum advehiert. Die 850er Temperaturen
erreichen am Abend im Westen und Süden lokal Werte um 20°C, selbst im Norden
liegen sie kaum mal unter 17°C. MOSMIX leitet daraus hochsommerliche
Höchsttemperaturen ab, die an der Küste um 25°C, im Norden und im Alpenvorland
um 28°C und sonst über 30°C liegen. In der Spitze sollen im Westen und Südwesten
33°C erreicht werden. Die vom Oberrhein bis zu den Alpen simulierten lokal recht
hohem CAPE-Werte über 1000 J/kg erweisen sich als unproblematisch, da die
feuchte Grenzschicht und die simulierte abgehobene potentielle Energie nicht
interagieren können. Der Wind weht bei viel Sonne und zumeist nur hohen
Wolkenfeldern überwiegend schwach; mitunter frischt er tagsüber im Küstenumfeld
und im Mittelgebirgsraum mäßig auf, in der Nacht legt er im Erzgebirge noch etwa
zu, aber selbst dort sind voraussichtlich keine starken und damit warnwürdigen
Böen zu erwarten. Somit bleibt als einziges Warnelement der Nebel, der in der
Nacht zum Dienstag bei Tiefstwerten zwischen 16 und 7°C lokal auftreten kann.


Dienstag... und in der Nacht zum Mittwoch bleibt für Deutschland im
500-hPa-Niveau ein Keil wetterbestimmend. Im Laufe des Tages wird er von
Nordwesten her allmählich abgebaut, so dass sich insbesondere seine Amplitude
verringert. In der Nacht zum Mittwoch sinkt dann insbesondere über Frankreich
das Geopotential. Dabei nimmt ein Langwellentrog über dem Atlantik eine
Verbindung mit einem flachen Höhentief über dem zentralen Mittelmeer auf. Somit
bleibt von dem Höhenrücken nur noch ein Residuum mit geringer Wellenlänge
erhalten, das sich in einem weiten Bogen vom Schwarzen Meer über die Ukraine und
Südpolen bis zur Oberrhein erstreckt. Im Bodendruckfeld macht sich das sinkende
Geopotential durch sinkenden Druck bemerkbar. Eine flache Tiefdruckrinne
(südlicher Appendix eines kleinräumigen Tiefs über Südskandinavien) greift dabei
am Tage zuerst auf den Norden und Westen, später auch auf die Mitte und
Südwesten über. In der Nacht steigt über dem Süden der Druck wieder etwas an, so
dass die Verlagerungsrichtung der Rinne einen retrograden Touch bekommt.
Grundsätzlich würde die Rinnenstruktur natürlich für Hebungsprozesse sprechen.
Aber das Absinken unterhalb des Höhenkeils sowie die insgesamt sehr flache
Druckverteilung in der Rinne sorgen dafür, dass es nicht zu nennenswerten
Umlagerungen kommt. Dabei spielt natürlich auch wieder eine Rolle, dass die im
Nordwesten und Süden simulierten CAPE-Werte von bis zu 1500 J/kg (Süden) sich
nicht mit der Feuchte in der Grundschicht überlagern. Letztendlich sollte der
Wettercharakter des Dienstags dem des Montags gleichen: viel Sonne bei
allenfalls hohen oder mittelhohen Wolken. Da die Achse der Tiefdruckrinne zwar
auf den äußersten Nordwesten, aber nicht auf ganz Deutschland übergreift, findet
im weit überwiegenden Teil unsres Landes auch kein Luftmassenaustausch statt.
Somit liegen die 850er-Temperaturwerte am Tage nochmals vereinzelt bei bis zu
20°C. Erst in der Nacht zum Mittwoch kühlt die Luftmasse, auch durch die Passage
eines flachen niedertroposphärischen Troges, etwas aus, so dass die Temperaturen
im 850er Niveau zum Morgen nur noch bei 13 bis 18°C liegen. Auf die
Tageshöchstwerte hat diese Abkühlung keinen Einfluss. Somit entspricht das
Temperaturlevel weitgehend dem des Vortags. Allerdings kann sich die 30-°C-Marke
über Norddeutschland etwas weiter nach Norden schieben, und im Nord- bzw.
Nordwestlee der westlichen Mittelgebirge sowie in den größeren Flusstälern des
Südwestens kann auch die 34-°C-Marke fallen. Der Wind weht weiterhin schwach,
allenfalls zu Beginn im Erzgebirge auch mal mäßig. Die vorherrschenden
Windrichtungen sind weiterhin Süd oder Ost, allenfalls im äußersten Nordwesten
kann der Wind aus West oder Nord wehen. Warnwürdig ist Tagsüber stand jetzt nix,
in der Nacht kann sich wieder lokal Nebel bilden.

Mittwoch... zieht sich der von Osten hereinragende Höhenkeil weiter nach Osten
zurück. Von der Nordsee her greift ein Kurzwellentrog auf den Norden über, seine
Achse überquert im Laufe des Tages Schleswig-Holstein. Das zugehörige Bodentief,
entwicklungsgünstig an der Vorderseite des Troges gelegen, zieht unter
Vertiefung von Mittelschweden nach Südfinnland. Seine Kaltfront zieht über die
Nordsee nach Süden und liegt am Abend über der Norddeutschen Tiefebene.
Gleichzeitig kräftigt sich vorderseitig eines Höhenrückens über dem Nordatlantik
ein Hoch über der nördlichen Nordsee, das zu Abend schon einen flachen Bodenkeil
in die Nordwesthälfte schiebt. Mit anderen Worten: Die Kaltfront wird von
Druckanstieg überlaufen, womit ihre Wetterwirksamkeit gering ist. In ihrem
Bereich fällt nur geringer Regen, allerdings verschärft sich durch den Druckfall
im Tief und den Druckanstieg über der Nordsee der Gradient, so dass tagsüber im
Norden der Wind auflebt, mit steifen und einzelnen stürmischen Böen an den
Küsten. In der Nacht, wenn die Front die Mittelgebirge erreicht, ist vielleicht
auch dort in den Hochlagen mal eine steife Böen drin. Neben dem Frontbereich ist
vor allem der Südosten interessant. Der in der Nacht zum Mittwoch von West nach
Ost über Deutschland gezogene 850er-Trog beeinflusst am Tage noch den Südosten,
so dass es dort etwas labiler zugeht als im Rest des Landes. Da im 500er-Niveau
das Absinken nachlässt und niedertroposphärisch die Hebungsantriebe zunehmen,
bilden sich im Südosten einzelne Gewitter. Bei PPW-Werten über 25mm, geringen
Scherungswerten und gesamttroposphärisch niedrigen Gradienten wird dabei der
Fokus auf dem Starkregen liegen. Lokale Unwetterentwicklungen mit über 25 l/qm
in kurzer Zeit können dabei nicht ausgeschlossen werden. Mit Hereinschwenken der
Kaltfront präsentiert sich der Norden mit Höchstwerten um 25°C etwas kühler als
an den Vortagen. In den übrigen Gebieten werden wieder 25°C bis 30°C erreicht,
im Südwesten erneut bis 32 °C. In der Nacht zum Donnerstag präsentiert sich nur
noch der Süden nebelaffin. Die Tiefstwerte liegen im postfrontalen Norden unter
10 Grad, sonst meist bei 16 bis 10 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle zeigen keine warnrelevanten Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas