DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-09-2020 06:30
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.09.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Sa (antizyklonale Südlage)
Küsten heute stark auffrischender Wind. Ansonsten ruhiges und anhaltend
trockenes Hochdruckwetter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Sonntag... früh zeigt sich ein aufgeräumtes Bild über Deutschland mit einem
geringen Warnaufkommen. Im Tagesverlauf schraubt sich im Zuge einer sich
abschließenden Höhenantizyklone das Geopotenzial auf klimatologisch ungewöhnlich
hohe Werte hoch (besonders in Richtung Niederbayern), sodass wir besonders im
Süden zunehmend unter synoptisch-skaliges Absinken gelangen. Derweilen wird der
Norden von einer strammen Westströmung tangiert, wenngleich auch diese
sukzessive nach Norden abgedrängt wird.
Daher starten wir vielerorts in einen sonnigen oder nur leicht bewölkten
Sonntag. Dünne Cirren zeugen noch von den nachlassenden Hebungsprozessen in der
Höhe einer bereits über Osteuropa liegenden Kurzwelle und unterdrücken kaum den
Sonnenschein. Ansonsten werden die letzten Dunst- und Nebelfelder (vor allem in
Bayern) im Vormittagsverlauf rasch aufgelöst. Bis zum Abend gestaltet sich das
Wetter über der Mitte und dem Süden wettertechnisch ruhig. Von Norden wird zwar
vorübergehend dichter Cirrus besonders in die Mitte Deutschlands gedrückt, doch
auch dieser wird zum Nachmittag und Abend von Westen wieder abgebaut. Besonders
vom Niederrhein bis ins Saarland und im gesamten Süden verläuft der Sonntag eh
meist sonnig und überall trocken.
Etwas unaufgeräumter geht der Tag im Norden über die Bühne, streift doch hier
eine von der Deutschen Bucht ostwärts ziehende Warmfront, die mit besonders viel
höhenmilder Luft einhergeht und das Geopotenzial von Südwest nach Nordost
deutlich erhöht. Gekoppelt ist diese Warmfront an eine von Schottland nach
Bergen ziehende Kurzwelle, sodass die Frontpassage auch mit einer
vorübergehenden Verstärkung des Gradientwindes einhergeht. Neben einem stark
bewölkten Himmel (ohne Niederschlag), der sich erst am späten Nachmittag von
Südwesten her auflockert wird es vormittags und mittags besonders von den
Ostfriesischen Inseln bis nach Schleswig-Holstein vorübergehend recht windig mit
Windböen Bft 7 aus Südwest, über der Deutschen Bucht, auf den Nordfriesischen
Inseln sowie im nördlichen Schleswig-Holstein können auch stürmische Böen (Bft
8) wiederholt auftreten. Nachmittags fächert der Gradient von Westen rasch auf
und einhergehend kommt es zu einer allmählichen Windabschwächung, sodass abends
die Windböen überall abflauen sollten. Über der Ostsee sollte die zumeist
ablandige Windkomponente Windböen auf exponierte Küstenabschnitte bzw. auf das
Umfeld von Rügen beschränken, wobei dank einer recht trockenen und durchmischten
Luftmasse unterhalb der Warmfrontinversion trotz der Windrichtung die eine oder
andere Böe Bft 7 nicht unmöglich erscheint (gestützt von vergleichsweise hohen
Prozentwerten innerhalb der Ensemblevorhersage). Sonst weht der Wind im Süden
schwach aus östlicher Richtung, im Norden schwach bis mäßig aus Südwest.
Nach Frühwerten von 7 bis 17 Grad (letztere geschuldet einer markanten Inversion
zwischen 500 und 800 m über NN) werden im Norden Maximalwerte zwischen 19 Grad
(Küsten) und 24 Grad, sonst zwischen 25 und 31 Grad erreicht, wobei es am
Oberrhein die höchsten Maxima geben sollte. Die gestern noch markante
Aerosolemenge in der oberen Troposphäre (dank des Eintrags durch die Waldbrände
aus den USA) sollte sich nach der jüngsten CAM Vorhersage im Süden Deutschlands
zunehmend verringern und wenngleich ein ausgeprägter Einfluss auf die
Höchstwerte immer unwahrscheinlicher wird, so könnte es noch immer für einen
leicht milchigen Eindruck im Sonnenumfeld bzw. auf Horizonthöhe reichen.

In der Nacht zum Montag baut sich die Höhenantizyklone über dem Südosten
Deutschlands, der Tschechischen Republik und der Slowakei weiter auf, sodass
abgesehen von der durch die Antizyklone eingefangenen und rezirkulierenden
dünnen Cirrusbewölkung meist eine klare und trockene Nacht bevorsteht. Der
eingangs der Nacht im Küstenumfeld noch leicht böige Südwestwind schwächt sich
weiter ab, sodass abgesehen von einzelnen dünnen Nebelfeldern (Alpenvorland) die
Nacht warnfrei über die Bühne gehen sollte. Die Tiefstwerte liegen um 18 Grad
auf Helgoland und sonst zwischen 13 und 9 Grad im Binnenland.

Montag... baut sich über dem östlichen Mittel- und Südeuropa eine Hoch- über
Tief Blockierung auf mit tiefem Geopotenzial über dem Libyschen Meer und der
klimatologisch gesehen anormal kräftigen Antizyklone über dem östlichen
Mitteleuropa und Osteuropa. Mit dem Zentrum des Hochdruckgebietes über
Südpolen/Tschechische Republik gelangt Deutschland verstärkt in eine Südwest-
bis Südströmung, mit der eine sehr warme Luftmasse aus dem westlichen Mittelmeer
nach Deutschland advehiert wird. Es scheint deutschlandweit neben dünnen Cirren
die Sonne, sodass mit 850 hPa Temperaturwerten von 16 bis 19 Grad bei guter
Durchmischung über der Mitte und dem Südwesten und Westen Höchstwerte von 29 bis
örtlich 32 oder 33 Grad erwartet werden, im Süden und Norden nur geringfügig
niedriger (an der See um 24 Grad). Der meist östliche bis südöstliche Wind
spielt warntechnisch keine Rolle.

In der Nacht zum Dienstag ändert sich wenig, nur die WLA nimmt in der Höhe etwas
zu, sodass regional teils dichte Cirren den Blick auf den nächtlichen
Sternenhimmel versperren. Ansonsten bleibt es klar und trocken bei Tiefstwerten
von unverändert 18 Grad auf den Inseln und sonst 16 bis örtlich 8 Grad im
Binnenland. Im Alpenvorland kann es lokal Nebel geben.

Dienstag... wandert das Bodenhoch nur geringfügig nach Osten, ansonsten ändert
sich an der Konfiguration gar nichts. Die 850 hPa Temperaturwerte gehen um rund
1 Kelvin zurück und auch die Schichtdicke lässt nach, was für etwas geringere
Maxima sprechen würde, allerdings starten wir milder in den Tag im Vergleich zur
vorherigen Nacht, sodass die von MOS angedachten und vom direkten Modeloutput
teils gestützten Maxima von 30 bis 34 Grad im äußersten Westen (Niederrhein bis
Saarland) nicht unplausibel erscheinen (zunehmende Wärmebelastung), zumal dort
auch die geringste Ausprägung an Cirren erwartet wird, die im Norden und Osten
am stärksten/dichtesten ausfallen sollte. Ansonsten bleibt es meist sonnig und
trocken mit Höchstwerten von 27 bis 32 Grad, küstennah abhängig von ab- oder
auflandiger Windkomponente zwischen 22 und 27 Grad. Der Wind weht schwach aus
unterschiedlichen Richtungen.

In der Nacht zum Mittwoch könnten im Zuge einer Kaltfrontannäherung im äußersten
Norden im Nachtverlauf etwas dichtere Wolkenfelder aufziehen, die Diskrepanz
bezüglich "timing" ist jedoch noch recht groß. Ansonsten bleibt es meist klar
mit einigen Cirren und einer nur örtlichen/geringen Nebelneigung. Die
Tiefstwerte liegen zwischen 18 und 10 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Es gibt keine nennenswerten Unterschiede. Erst zum Ende der Kurzfrist gibt es
mit Annäherung einer Kaltfront aus Nordwest einige Unsicherheiten bezüglich des
"timings", was aber auf diese Kurzfristvorhersage keinen Einfluss hat.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy