DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-09-2020 07:30
SXEU31 DWAV 090800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.09.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wa

An exponierten Küstenabschnitten bis Donnerstagfrüh stürmische Böen nicht
ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... Der Süden Deutschlands liegt heute im Einflussbereich einer
Hochdruckzone, die von Südosteuropa über das südliche Mitteleuropa und
Frankreich weiter nach Westen zum Atlantik reicht. An der Nordflanke der
Hochdruckzone greift von Westen ein flacher Höhentrog auf Norddeutschland über,
wobei seine Achse um 18 UTC den Norden und Westen erreicht. Das zugehörige Tief
zieht von Südnordwegen nach Südwestfinnland und seine Kaltfront wird dann etwa
auf einer Linie Vorpommern-Niederrhein erwartet. Dabei überläuft die
Kaltluftadvektion die Front, so dass sie nur wenig wetteraktiv ist und nur kurz
Regen mit sich bringt, vor allem im Nordosten. Im Süden und anfangs auch in der
Mitte Deutschlands scheint die Sonne. Im Frontbereich und auch nach
Frontdurchgang ist der Gradient recht gut ausgebildet und so werden zunächst an
der Nordsee, später auch an der Ostsee steife Windböen erwartet. An exponierten
Küstenabschnitten ist auch eine stürmische Bö möglich. Der Wind dreht dabei von
Südwest im präfrontalen Bereich auf West bis Nordwest nach Frontdurchgang. Etwa
südlich einer Linie Eifel-Berlin steigen die Temperaturen auf sommerliche 25 bis
29 Grad mit den höchsten Werten in den Flusstälern Südwestdeutschlands. In der
Nordwesthälfte werden 20 bis 24 Grad erreicht und an der Nordsee bei auflandigem
Wind nur 19 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der Höhentrog weiter zur Ostsee und nach
Polen. Die Kaltfront des weiter Richtung Karelien ziehenden und sich
verstärkenden Tiefs kommt nur in ihrem Ostteil nennenswert nach Süden voran und
erreicht morgens etwa Mosel und Main. Dabei gerät sie mit Annäherung eines
Höhenrückens, der morgens die Britischen Inseln erreicht sowie aufgrund
kräftiger postfrontaler KLA, zunehmend in den Bereich stärkeren Absinkens und
verliert zusehends an Wetterwirksamkeit. Vor allem in den mittleren Landesteilen
bis nach Nordbayern und nach Osten zu gibt es gebietsweise noch etwas Regen
(meist nur 0,1 bis 3 mm, lediglich im Raum Erzgebirge örtlich rund 5 mm, nach
Westen zu dagegen gebietsweise trocken).
Mit dem Abzug des Höhentroges und der KLA kann sich der Keil des steuernden
Azorenhochs wieder nach Mitteleuropa ausdehnen und an seiner Nordostflanke
bleibt der Gradient kräftig mit steifen Böen an der Nordfriesischen Küste und an
der Ostsee. Dort kann es exponiert auch eine stürmische Bö geben.
Die Frontbewölkung kommt bis ins nördliche Süddeutschland voran, von Südbaden
bis nach Südostbayern bleibt es aber meist klar, so dass sich hier vor allem im
Donautal und am Bodensee Nebel bilden kann. Auch postfrontal lockern die Wolken
auf. Dort fällt die Nacht frischer aus als die Vornacht. Die Tiefstwerte liegen
damit zwischen 14 Grad in Rheinhessen sowie an der Nordsee und 7 Grad im
Münsterland.

Donnerstag... schwenkt ein flacher Höhenrücken über die Nordsee nach
Südskandinavien und Mitteleuropa. Er stützt den nach Mitteleuropa gerichteten
Bodenhochkeil, der sich weiter nach Osten Richtung Polen ausdehnt, wo sich zum
Tagesende eine Hochzelle bildet. Somit verliert die stationäre Front weiter an
Wetterwirksamkeit und wird zum Abend eher rückläufig. Die leichten lokalen
Regenfälle in ihrem Einflussbereich lassen rasch nach, übrig bleibt aber recht
dichte Bewölkung über dem Norden Baden-Württembergs und über Nordbayern, die im
Tagesverlauf allmählich auflockert. An der Nordflanke der Hochdruckzone gelangt
bodennah recht feuchte Nordseeluft ins norddeutsche Tiefland, so dass sich dort
die sich bildenden Quellwolken an der kräftigen Absinkinversion in rund 800 hPa
ausbreiten können. Es bleibt meist trocken. Knapp nördlich der Front, etwa im
Bereich der Divergenzachse des Hochs über der Mitte Deutschlands, scheint häufig
die Sonne ähnlich wie ganz im Süden.
Der Gradient fächert im Tagesverlauf vor allem im Nordosten nur zögernd auf, so
dass es dort an der Ostsee bis gegen Mittag noch steife, anfangs exponiert auch
stürmische Böen geben kann.
In der Nordhälfte macht sich die einströmende Meeresluft polaren Ursprungs (T850
hPa zwischen 2 und 5 Grad) temperaturtechnisch bemerkbar und es werden nur noch
Höchstwerte zwischen 17 und 20 Grad erreicht. In der Südhälfte liegen die
Höchstwerte zwischen 21 und 24 Grad, in Südbaden bei 26 Grad.

In der Nacht zum Freitag bleiben wir im Einflussbereich der Hochdruckzone, wobei
sich das östliche Bodenhoch zur Ukraine verlagert. An deren Nordflanke verstärkt
sich erneut die WLA etwas und es zieht ein sehr flacher Randtrog durch, was sich
im Küstenbereich anhand durchziehender dichterer Wolkenfelder bemerkbar machen
kann. Im Süden können sich innerhalb etwas feuchterer Luftmassen gebietsweise
ausgedehnte Nebel- oder Hochnebelfelder entwickeln. Ansonsten bleibt es aber
unter Hochdruckeinfluss locker bis gering bewölkt. Die Tiefstwerte liegen im
Norden und in der Mitte meist zwischen 9 und 4 Grad (lediglich an den Küsten
bleibt es milder), im Süden dagegen zwischen 14 und 9 Grad.

Freitag... schwenkt der schwache Trog rasch weiter nach Osten. Auf dem Atlantik
schwenkt ein Langwellentrog in Richtung Britische Inseln, was bei uns für ein
Aufwölben der Höhenströmung sorgt. Damit steigt bei uns das Geopotential etwas
an und seine Kontur wird vorübergehend antizyklonal. Bodennah bleibt die
Hochdruckbrücke bestehen, so dass vor allem in den mittleren Landesteilen die
Windverhältnisse weiterhin schwach bleiben. Im Norden kommt der Wind schwach bis
mäßig aus Südwest bis Süd, im Süden meist schwach aus Ost. Ganz im Norden können
weiterhin von Westen her einige Wolkenfelder übers Land ziehen, ganz im Süden
sorgen dagegen die Feuchtereste noch für etwas mehr Quellbewölkung und in den
Alpen kann ein kurzes Gewitter nicht ganz ausgeschlossen werden (Cape etwa bei
350 J/Kg). Insgesamt wird es aber ein eher sonniger Tag, wenn sich die
Nebelfelder aufgelöst haben und es ist trocken. Die warme Luftmasse kommt wieder
etwas nach Norden voran, ganz im Norden und Nordosten bleibt es aber bei rund 5
Grad in 850 hPa noch relativ kühl mit Höchstwerten um 20 Grad. Sonst wird es
wieder etwas wärmer mit Höchstwerten zwischen 23 bis 28 Grad. Die niedrigsten
Werte sind bei zögernder Nebel- und Hochnebelauflösung zu erwarten und teils
auch im Osten.

In der Nacht zum Samstag greift die Vorderseite des Langwellentrogs auf
Nordwestdeutschland über. Die korrespondierende Kaltfront/Okklusion erreicht
aber erst Südostengland und Jütland. Daher greift wahrscheinlich nur hohe
Bewölkung auf den Nordwesten über. Im Süden gibt es noch Restbewölkung der
ehemaligen Luftmassengrenze und ansonsten ist der Himmel klar. Nebel ist am
ehesten in den Flusstälern des mittleren Deutschlands zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognose- oder
warnrelevanten Modellunterschiede ausmachen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden