DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-08-2020 09:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 13.08.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SEa
Außer im äußersten Norden und Nordosten örtlich kräftige Gewitter. Dabei
Unwettergefahr bevorzugt durch heftigen Starkregen über 25 l/qm in kurzer Zeit.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Im Randbereich des umfangreichen Zentraltiefs weit südwestlich von
Irland zieht heute ein kleinräumiges Höhentief von der Bretagne zum Westausgang
des Ärmelkanals. Sein Höhentrog weitet sich nach Benelux und zum westlichen
Deutschland aus und schiebt den bei uns liegenden Höhenrücken geringfügig nach
Osten und sorgt auch für eine leichte Abschwächung des Rückens. Mit dem
Potentialverlust kommt eine flache Tiefdruckrinne über dem Südwesten
Deutschlands nordostwärts voran und weitet sich nach Osten aus. Um 18 UTC
erstreckt sie sich etwa von Tschechien über Sachsen bis zum südwestlichen
Niedersachsen. In einem 200 bis 300 km breiten Streifen Südwestlich der
Konvergenz ist die Luft feucht mit PPW-Werten zwischen 37 und 45 mm mit den
höchsten Werten im Nordwesten und es entwickelt sich Cape-ML zwischen 500 und
2000, teils auch etwas mehr. So breiten sich heute Schauer und Gewitter von
Südwestdeutschland nach Nordosten aus und wegen der weiter nur flauen Strömung
in der Troposphäre wird das Starkregenkriterium schnell erfüllt und vor allem
nachmittags und abends kann auch die 25-mm-Grenze überschritten werden
(Unwetter). Bei geringer Scherung werden Hagel bis 3 cm und auch Böen Bft 8 bis
9 erwartet. Von den Modellvorgaben werden unterschiedliche Schwerpunkte beim
Starkregen gesetzt: CD2 setzt nachmittags nur die stärksten Regensignale nach
Franken und ins Bayerische Schaben, Euro4 hat insgesamt deutlich mehr Starkregen
dabei und zwar vom Münsterland über Nordhessen, Thüringen und Ostbayern. Am
Nachmittag strömt auf der Rückseite der Rinne in den Südwesten trockenere und
etwas kühlere Luft ein mit PPWs meist zwischen 27 und 35 und teils dichteren
Wolkenfeldern, so dass hier von den Modellen kaum neue Gewitter ausgelöst.

In der Nacht zum Freitag weitet sich der Trog von Frankreich her auf das
Vorhersagegebiet aus und schiebt die Rückenachse ins östlich Deutschland. Die
korrelierende Tiefdruckrinne am Boden kommt mit der Verlagerung des Troges
ebenfalls geringfügig nach Norden voran und verläuft morgens in etwa vom Raum
Bremen bis zum südlichen Brandenburg. Vor allem im Bereich der Rinne und dicht
südwestlich dauert die Gewitteraktivität durch die Hebungsimpulse der
konvergenten Strömungskomponenten kombiniert mit PVA über die Nacht hinweg
weiterhin an, Unwetterpotenzial besteht nach wie vor in erster Linie aufgrund
von teils heftigem Starkregen. Zusätzliche Gewittergefahr könnte aber von einem
neuen kurzwelligen Anteil ausgehen, der sich von Frankreich dem südwestdeutschen
Raum nähert und dort für Hebung sorgt. Allerdings findet er dort zu einem
ungünstigen Zeitpunkt auch eine Luftmasse vor, die schon viel Energie gelassen
hat, sodass die Schauer- und Gewitteraktivität wohl etwas gedämpfter ausfallen
sollte. Zwischen beiden Gewitterschwerpunkten sollten sich die vertikalen
Umlagerungen vorübergehend abschwächen.

Freitag... übernimmt der kurzwellige Anteil im Zusammenspiel mit dem
Höhenrandtief, das in den Raum Calais zieht, das Wettergeschehen in weiten
Teilen des Landes. Dabei können sich die Hebungsimpulse im Bereich der
Tiefdruckrinne, die ihren Einflussbereich kaum ändert, mit der PVA der Tröge
teils überlagern. Nachfolgend sind die stärksten vertikalen Umlagerungen von
Niedersachsen bis zum Erzgebirge und nach Ostbayern zu erwarten. Vor allem vom
südlichen Niedersachsen bis nach Sachsen und Bayern weist die noch labil
geschichtete Luftmasse das höchste Potential für stärkere Gewitterentwicklungen
auf. Für Hagel sprechen z.B. CAPE-Werte bis 1300 J/kg und für heftigen
Starkregen PPW-Werte von 35 bis 45 mm. Mangels Zuggeschwindigkeit sowie einer
nach wie vor vorhandenen Tendenz zum "back building" ist auch mehrstündiger,
teils extremer Starkregen ein Thema. Auf der Rückseite des kurzwelligen Anteils
kann sich ein flacher Höhenrücken von Frankreich her nach Süddeutschland
ausweiten. Vor allem im Südwesten und ganz im Westen sollte dieser für eine
gewisse Stabilisierung sorgen, so dass es dort nur noch einzelne Schauer und
Gewitter gibt. Durch die etwas kühleren Temperaturen nimmt im Westen und Süden
auch die Wärmebelastung ab. Außen vor von dieser Entwicklung sind nach wie vor
der äußerste Nordosten und Osten, dorthin sickert weiterhin trockene
Festlandsluft.

In der Nacht zum Samstag verändern sich die Verhältnisse kaum. Potentielle
stabilisierende Tendenzen aufgrund des Tagesgangs könnten im Bereich der Rinne
zunehmend zu schauerartig verstärkten, teils konvektiv durchsetzten Regenfällen
führen. Der Westen und Südwesten profitiert zudem verstärkt von einem schwachen
Höhenkeil, der sich vom westlichen Mittelmeerraum bis nach Ostfrankreich
aufbäumt, sodass dort weiter Wetterberuhigung das Bild bestimmt.

Samstag... Kann sich ausgehend vom Höhentief über dem Ostatlantik eine Brücke
tiefen Geopotentials nach Osten bis hin zum Langwellentrog über Osteuropa
ausbilden. Diese zieht sich über die nördlichen Mittelgebirge hinweg nach Osten
und korreliert am Boden weiter mit der Tiefdruckrinne, die jedoch zunehmend
zonal ausgerichtet ist und vom Berliner Raum in bis zum Emsland reicht. Beide
zusammen mit kurzwelligen Anteilen und eine noch ausreichend labile Luftmasse
lassen vom Emsland und der Nordsee bis nach Sachsen und Brandenburg erneut die
teils kräftigen Gewitter entstehen. Aufgrund weiterhin fehlender Scherung und
ebenfalls geringer Verlagerungstendenzen bleiben Multizellen mit "back Building"
das Stilmittel der Konvektion. Der Fokus liegt bei PPW-Werten über 35 mm erneut
beim (heftigen) Starkregen. Da Cape-ML nur um 500 J/Kg liegt ist eher mit
kleinerem Hagel zu rechnen und daher sind eher Hagelansammlungen möglich. Neben
den Multizellen rückt aber auch der schauerartig verstärkte und allenfalls mit
einzelnen Gewittern durchsetze Regen mehr und mehr in den Vordergrund.
Im Süden setzt sich dagegen auf der Vorderseite des sich von Frankreich her
nähernden Rückens bodennah etwas höherer Luftdruck durch mit Absinken.
Entsprechend beruhigt sich das Wetter etwa südlich einer Linie Passau-Nordeifel
zusehends. Einzelne Schauer oder ein kurzes Gewitter kann aber nicht ganz
ausgeschlossen werden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die synoptischen Basisfelder recht ähnlich.

Gewitterschwerpunkte werden bei den Modellen am Samstag unterschiedlich
simuliert: ICON zeigt in einem Bogen von Sachsen über Sachsen-A. bis nach
Niedersachsen Schauer und Gewitter. Dagegen zeigen GFS, Super-HD und Swiss-HD
die Hauptgewitterzone weiter südlich von Ostbayern und Westsachsen bis zum
Rheinland.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. **