DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-08-2020 08:01
SXEU31 DWAV 090800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 09.08.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang von NEa zu SEa

Starke bis extreme Wärmebelastung. Heute besonders von NRW bis nach Brandenburg,
morgen in den Zentralen Mittelgebirgen und im Osten und am Dienstag bevorzugt im
Südosten, in der Mitte und im Raum Schwarzwald örtlich Hitzegewitter.
Kleinräumig Unwetter durch Starkregen und Hagel.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Ein kräftiger Höhenrücken reicht von Nordwestafrika ausgehend über
Südwesteuropa und Deutschland bis zur nördlichen Ostsee, schwenkt aber nur sehr
wenig nach Osten. An seiner Westflanke regeneriert er sich, wobei zum Tagesende
über der westlichen Nordsee ein weiterer Keil erkennbar wird. Dabei wird ein
neues Hochdruckgebiet über dem südlichen Nordmeer und Mittelnorwegen gestützt,
das aber weiterhin einen Keil zum Baltikum und nach Polen aufweist. Dabei bleibt
die eingeströmte heiße Luft weiter wetterwirksam, die sich gebietsweise noch
etwas erwärmen kann. Bei 850-hPa-Temperaturen zwischen 21 Grad in der Pfalz und
17 Grad in Vorpommern werden heute Höchstwerte zwischen 30 Grad in Küstennahen
Bereich sowie im höheren Bergland und 38 Grad an der Bergstraße sowie im Maintal
erreicht. Nur bei auflandigem Wind an der See werden keine 30 Grad erreicht.
Über den Westen und Norden ziehen auf der Rückseite der Keilachse einige
dichtere Wolkenfelder hinweg und mit der feuchteren Luft steigen hier die
PPW-Werte auf 35 bis 40 mm an und örtlich baut sich CapeML zwischen 800 und 2000
J/Kg auf bei CIN-Werten zwischen 50 und 100 J/Kg. Die Auslösung sollte heute vor
allem mit Hilfe der Orographie örtlich möglich sein. Von NRW über Nordhessen bis
nach Brandenburg erkennt man mit ´Goodwill´ eine schwache Konvergenz, die
dadurch entsteht, dass im Küstenbereich und im Norden ein etwas stärkerer
Gradient besteht (Nordostwind) als im schwachgradientigen mittleren und
südlichen Deutschland. So bieten die Modelle vor allem in NRW und Nordhessen,
aber auch in Brandenburg am Nachmittag und Abend leichte Regensignale und die
feinmaschigen Modelle zeigen doch teils kräftige Gewitter mit Starkregen und
Hagel und Hagelansammlungen muss bei solch hohen Cape-Werte sowieso mit
eingeplant werden. Vor allem bei Euro4 gehen die Regensignale bis in den
Unwetterbereich. Im Süden ist die Luft wohl noch zu trocken (PPWs nur knapp über
20 mm) so dass hier eine Auslösung nur ganz vereinzelt über den Kammlagen
möglich erscheint.

In der Nacht zum Montag setzt über Mitteleuropa leichter Geopotentialfall ein,
ohne dass sich die Lage des Rückens ändert. Zwar läuft ein weiterer schwacher,
im 300 hPa-Niveau ablaufender Kurzwellentrog über den Nordosten Deutschlands
hinweg und CD2 lässt von NRW bis nach Brandenburg und Vorpommern die Gewitter
längere bestehen oder neu entstehen. Euro4 zeigt die Gewitteraktivität eher in
einem Streifen von der Eifel bis ins südliche Brandenburg. GFS lässt Schauer und
Gewitter bis nach Südhessen und Nordbayern vordringen.
In den Städten und in etwa höheren Regionen dürfte es eine Tropennacht mit
Temperaturminima ab 20 Grad geben. Ansonsten ist es nicht ganz so warm.


Montag... weitet sich der vor Westeuropa liegende Trog mehr nach Süden aus als
dass er nach Osten vorankommt. Stromab kräftigt sich der über Mitteleuropa
hinweg nach Norden reichende Höhenkeil. Dessen Achse erstreckt sich um 18 UTC
über Mittelfrankreich hinweg nach Südnorwegen, liegt also westlich von
Deutschland. Hierdurch kann der Norden und Nordosten weiterhin leicht zyklonal
durch ablaufende, in höheren Troposphärenschichten erkennbare Kurzwellentröge
beeinflusst werden. Die Luftmasse ändert sich bis dahin nur wenig. CAPE erreicht
im Norden teils mehr als 2000 J/kg und ist nicht mehr so sehr gedeckelt wie am
Vortag. Demnach wäre eine stärkere Gewittertätigkeit als am Sonntag, teils auch
bis in den zentralen Mittelgebirgsraum hinein, denkbar.
Die Bodendruckverteilung bleibt nahezu unverändert. Niedertroposphärisch
herrscht am Südrand des sich nach Skandinavien verlagernden Hochs eine
östlichen, teils sogar leicht südöstliche Strömung, mit der weiterhin heiße Luft
herangeführt wird. Aus der Nacht heraus könnte noch über der Nordhälfte
Restbewölkung der Gewitter bestehen und neue Quellungen dürfe es dann vor allem
nach Osten hin und in den zentralen Mittelgebirgen geben. Wegen der geringen
Zuggeschwindigkeit ist erneut teils unwetterartiger Starkregen und Hagel
möglich. Die Temperaturen ändern sich gegenüber Sonntag nur unwesentlich.
Allerdings nimmt die Schwüle zu, was die Wärmebelastung noch etwas steigen
lässt.

In der Nacht zum Dienstag erreicht die (neue) Achse des Höhenkeiles die Deutsche
Bucht und den äußersten Westen Deutschlands. Gleichzeitig läuft an der Ostflanke
des Keils ein weiterer Kurzwellentrog nach Süden ab, der dann auch in den
unteren Troposphärenschichten etwas besser ausgeprägt ist. Daher sollten sich
einige Gewitter vor allem nach Osten hin und hier besonders in den östlichen
Mittelgebirgen noch längere Zeit halten. Das deuten zumindest der CD2- und der
Euro4-Lauf an. In der nunmehr feuchteren Luft mit einigen Wolkenfeldern sollten
die Tiefstwerte erneut um oder über 20 Grad liegen.

Dienstag... greift der atlantische Höhentrog auf den Westteil der Iberischen
Halbinsel über, wo sich ein Cut-Off-Tief bildet. Die vorderseitig liegende
flache Tiefdruckrinne über Frankreich weitet sich daher bis in den Westen und
Südwesten Deutschlands aus. Der mit seiner Achse an der Westgrenze Deutschlands
liegende Höhenkeil ändert seine Lage kaum. Im Osten Deutschlands ist weiter der
nur langsam nach Süden schwenkende Höhentrog wirksam. Somit kann es bei einer
nahezu unveränderter Luftmasse vor allem von den zentralen und östlichen
Mittelgebirgen ausgehend südwärts bis hin zu den Alpen erneut zur Auslösung
hochreichender Konvektion kommen. Dabei besteht weiterhin Unwettergefahr durch
heftigen Starkregen und größere Hagelansammlungen. Für Großhagel über 3 cm ist
die Scherung wohl zu schwach.
Nach Passage des Troges strömt in den Norden Deutschlands aus dem nach wie vor
über Nordeuropa liegenden Hoch erneut trockenere und relativ stabil geschichtete
Luft. Absinken sollte dann hochreichende Konvektion unterbinden.
Die Temperaturen ändern sich gegenüber den Vortagen nur unwesentlich. Allerdings
sind Maxima um oder etwas über 35 Grad auf die tieferen Lagen West- und
Südwestdeutschlands beschränkt.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle zeigen durchweg eine ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Problematisch ist jedoch die Vorhersage konvektiver Umlagerungen. Während Euro4
morgen Nachmittag die zentralen Mittelgebirge und Nordostbrandenburg mit
Gewittern belegt, so zeigt CD2 auch einen Gewitterstreifen vom Nordrand der
Mittelgebirge bis in den Süden Brandenburgs. Bei CD2-EPS geht die
Gewitteraktivität bevorzugt abends los und zwar im Raum Südniedersachsen mit
erhöhten Starkregenwahrscheinlichkeiten bis in den Unwetterbereich. In der 2.
Nachthälfte ist dann Nordostbrandenburg und Vorpommern mit dabei und morgen am
Tage vor allem der Osten bis nach Nordostbayern.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden