DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-08-2020 16:30
SXEU31 DWAV 071800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 07.08.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Omegalage, sonnig und heiß, ab Sonntag vorwiegend im Nordosten zunehmende
Gewitterneigung.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegt ein ausgeprägtes Hoch über Osteuropa. Flankiert wird dieses
Hoch von einem Langwellentrog über dem Atlantik, einem weiteren Langwellentrog
über Russland und einem Kaltlufttropfen über dem östlichen Mittelmeerraum.
Vorderseitig des atlantischen Langwellentroges erstreckt sich ein Keil über
West- und Mitteleuropa, dessen Achse von Spanien bis nach Westdeutschland
reicht. Der Höhenkeil ist angefüllt mit heißer Saharaluft, die über Spanien und
Frankreich bis nach Südostengland weit nach Norden vordringt. In Deutschland
sind die 850 hPa Temperaturen abgesehen vom Nordosten durch Absinken und WLA
bereits auf über 15 °C gestiegen.

Auch in der Nacht dominiert Absinken, sodass uns eine klare Nacht erwartet. Die
Taupunkte liegen im Bereich von 7 bis 16 °C, sodass es in der Nacht noch stärker
auskühlen kann. Somit wird trotz Tageshitze weitestgehend keine Tropennacht
erwartet.

Samstag ... im Laufe des Samstags bricht das Bodenhoch über Osteuropa zusammen.
Übrig bleibt eine schwache Hochdruckbrücke über Mitteleuropa, die allerdings von
einem massiven Höhenkeil gestützt wird. Die Keilachse verlagert sich noch etwas
ostwärts und erstreckt sich von Südwest nach Nordost über Deutschland. Dabei
wird die heiße Luft über Westeuropa etwas weiter Richtung Deutschland advehiert,
sodass die 850-hPa-Temperatur im Westen auf über 18 °C ansteigt. Abgesehen von
einigen Berggipfeln werden verbreitet über 30 °C erwartet. Die Spitzenwerte von
38 °C, die MOSMIX prognostiziert, sind in der gut durchmischten Grenzschicht im
Westen durchaus realistisch. Etwas feuchter ist die Grenzschicht südlich der
Donau und im Nordosten. Im Zusammenhang mit der niedertroposphärischen Erwärmung
reicht dies, um im Tagesverlauf 500 - 1000 J/kg CAPE aufzubauen. Die
potentiellen Aufwinde könnten das volle Potenzial aber nicht nutzen, da sie
durch Einmischung der trockenen Luft, die mittleren und höheren
Atmosphärenschichten durch das Absinken vorherrscht, stark geschwächt werden
würden. Zudem verhindert im Süde voraussichtlich eine Sperrschicht auf 700 - 800
hPa, die durch massives absinken unter dem Keil und WLA entsteht, die Auslösung
verhindert, sodass einzelne Gewitter, wenn überhaupt allenfalls inneralpin
entstehen. Nur etwas anders sieht dies im Nordosten aus. Dort entwickelt sich im
Tagesverlauf eine schwache Konvergenz. Ob die damit assoziierte Vertikalbewegung
ausreicht, um den Deckel zu durchbrechen, bleibt allerdings fraglich. So rechnet
C-D2 keine Konvektion, während AROME und SuperHD nur einige unmotivierte Schauer
zeigen.

Die Nacht zum Sonntag bleibt abgesehen von einigen Cirrusfeldern über dem Norden
unter Absinken weiträumigen klar. Trotz der hohen Tagestemperaturen kühlt es
nachts in der vergleichsweise trockenen Grenzschicht ohne nennenswerte
Durchmischung stärker aus, sodass sich Tiefstwerte über 20 °C auf die
Innenstädte und einige Leelagen der Mittelgebirge beschränken.

Sonntag ... baut sich vorderseitig des atlantischen Langwellentroges ein neues
Bodenhoch auf, das nach Skandinavien und ins Nordmeer zieht. Dadurch wird mit
einer nordöstlichen Bodenströmung eine Schliere feuchtere Luft in den Nordosten
gelenkt. So bauen sich im Tagesverlauf wieder bis zu 1000 J/kg CAPE auf.
Unterstützt wird die Labiliserung noch durch einen schwachen Randtrog über dem
Nordosten in mittleren Schichten. Zwischen dem neuen Hochdruckgebiet und einem
Hitzetief über Frankreich verstärkt sich die Konvergenz über Norddeutschland im
Vergleich zum Vortag. Von SuperHD lässt es dann ab dem späten Nachmittag im
Osten verbreiteter auslösen. So werden einige Multizellen simuliert. Auf Grund
der geringen Zuggeschwindigkeit geht die Hauptgefahr von Starkregen lokal bis in
den Unwetterbereich aus. Auch Sturmböen kann es in stärkeren Entwicklungen auf
Grund des großen Spreads geben.
Ansonsten verhindert der starke Höhenkeil, dessen Achse immer noch über
Deutschland liegt, über weiten Teilen die Auslösung von Konvektion. Einzelne
Gewitter sind größtenteils orographisch getriggert. Die 850 hPa-Temperatur
bleibt auf dem Niveau vom Vortag, sodass sich an Höchstwerten wenig ändert.
In der Nacht zum Montag fällt die Konvektion wieder in sich zusammen.

Montag ... kräftigt sich das Hoch über dem Nordmeer und Skandinavien weiter. Die
Achse des Keils über Mitteluropa richtet sich noch etwas auf, sodass sich eine
klassische Omegakonfiguration ergibt. Zwischen einem Hitzetief über Frankreich
und dem Skandinavienhoch stellt sich eine östliche bis südöstliche Bodenströmung
ein. Dabei wird es in allen Luftschichten zunehmend feuchter. Die CAPE-Werte
erreichen ab dem späten Nachmittag Werte bis 1500 J/kg. So bilden sich ab dem
späten Nachmittag wahrscheinlich ausgehend vom Bergland wieder einzelne
Gewitter, an deren Outflow-Boundaries weitere Konvektion ausgelöst werden kann.
In Zusammenhang mit Gewittern, geht die Hauptgefahr von heftigem Starkregen aus,
da die Zellen in der schwachen Höhenströmung nur langsam ziehen bzw.
voraussichtlich auch dazu tendieren, rückwertig anzubauen. Limitierender Faktor
für Gewitter ist in den mittleren Landesteilen die geringe Bodenfeuchtigkeit auf
Grund der länger anhaltenden Dürre der letzten Woche. Erfahrungen aus den
letzten Jahren haben gezeigt, dass die Modelle die Konvektion in solchen Fällen
häufig etwas überschätzten.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
An der bevorstehenden, im Grunde ja bereits laufenden Hitzewelle ist nichts zu
rütteln. Auch die am Wochenende ganz allmählich zunehmende Bereitschaft der
Atmosphäre, die eine oder andere Überentwicklung zu starten, wird
modellübergreifend nicht angezweifelt. Allerdings sollte man diesbezüglich nicht
so stark in die Offensive gehen wie es beispielsweise GFS tut, das dafür aber
bekannt ist. So dürfte sich die im Text erwähnte mögliche Konvektion am Samstag
südlich der Donau im Wesentlichen inneralpin abspielen und wahrscheinlich kaum
deutsches Hoheitsgebiet traktieren. Ohnehin sollte man die Konvektion nicht
überbetonen, Trockenheit und Dürre (wenn auch nicht überall, aber doch
verbreitet) sowie die starke bis extreme Wärmebelastung (übrigens nicht nur
durch die hohen Tageswerte hervorgerufen, sondern auch durch die fehlende bzw.
nur kümmerlich ausfallende nächtliche Abkühlung) sind die Botschaften, die
deutlich stärker gewürdigt werden sollten


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold