DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-08-2020 08:30
SXEU31 DWAV 050800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.08.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: BM, Übergang zu SEa
Unter Hochdruckeinfluss deutlich ansteigende Temperaturen bei noch sehr geringer
Gewitterneigung.


Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... befindet sich Deutschland im Bereich einer Geopotentialbrücke, deren
Achse sich von Frankreich ostnordostwärts bis zur Ukraine erstreckt. Südlich
dieser Brücke verlagert sich das Höhentief, dessen Hinterlassenschaften heute
noch die Menschen in Südostbayern beschäftigen, von Mittel- nach Süditalien. Die
Frontalzone erstreckt sich nördlich unseres Landes von den Britischen Inseln
über die Nordsee hinweg bis nach Skandinavien. Die Warmfront eines Tiefs bei
Island sorgt heute im Nordseebereich, später über der Ostsee für kräftige
Warmluftadvektion und damit auch für dichte Wolken im hohen Norden unseres
Landes. Etwas Regen oder kurze Schauer sollten aber auf den äußersten Norden
Deutschlands beschränkt bleiben und sich im Tagesverlauf nach Dänemark
zurückziehen. Über dem restlichen Deutschland dominiert eine Hochdruckzone,
deren Schwerpunkt sich heute von Bayern ins Baltikum verlagert. Damit dreht der
schwache Wind im Süden Deutschlands allmählich auf östliche Richtungen, im
Norden und Nordwesten, näher an der Frontalzone, ist der Gradient noch etwas
stärker, so dass es dort teils mäßigen Südwestwind gibt. Auf Helgoland und an
der Nordfriesischen Küste werden somit heute bis zum frühen Nachmittag noch
einzelne Windböen der Stärke 7 erwartet. Später lässt aber auch dort der
Südwestwind nach. In großen Teilen des Landes ist der Himmel heute bei recht
trockener Luftmasse dann ganzen Tag über wolkenlos, oder es bildet sich nur
geringe Quellbewölkung. Im Südosten gab es heute früh recht ausgedehnte
Nebelfelder, die sich im Laufe des Vormittages auflösen dürften. Danach muss
aber über den wesentlich feuchteren Regionen des Südens und Südostens mit etwas
Quellbewölkung gerechnet werden, die sich unter einer Inversion zwischen 800 und
750 hPa auch etwas ausbreiten kann, so dass der Himmel zumindest vorübergehend
auch mal wolkig bis stark bewölkt sein wird. Zu Schauern reicht es aber aufgrund
der doch recht tiefen Inversion nicht. Noch ein Blick aufs Temperaturniveau: Das
zeigt sich in 850 hPa über Deutschland recht einheitlich bei der Jahreszeit
entsprechenden 9 bis 12 Grad mit den höheren Werten im Westen und leicht
ansteigender Tendenz. Das reicht in den sonnigen Regionen für Höchstwerte von 25
bis 29 Grad, ganz im Westen kann auch schon die 30-Grad-Marke erreicht werden.
In den bewölkteren Regionen ganz im Norden und im Südosten bleibt es bei 20 bis
25 Grad noch etwas kühler.

In der Nacht zum Donnerstag ändert sich nichts Bedeutendes an der Lage. Meist
bleibt der Himmel klar, im Südosten kann es noch einmal örtliche Nebelfelder
geben, deren Ausdehnung aber deutlich geringer bleiben sollte als in der Nacht
zuvor. Der Norden wird weiterhin von den Wolken eines über der Nordsee
schleifenden Frontensystems gestreift, die allerdings keinen Regen bringen. Die
Nacht wird noch einmal recht kühl mit Tiefstwerten von meist 12 bis 8 Grad in
der Mitte und im Süden, nach Westen und Norden hin bleibt es mit 15 bis 11 Grad
milder.

Donnerstag... bleibt uns die Hochdruckbrücke weiterhin erhalten. An ihrem
Nordrand schwenkt ein flacher Trog über den Norden Deutschlands hinweg, die von
ihm verursachte leichte PVA bleibt aber ohne Konsequenzen für unser
Wettergeschehen. Weiterhin ziehen einige Wolkenfelder über den äußersten
Nordwesten des Landes hinweg, weil über die Nordsee weiterhin Fronten ziehen.
Insgesamt werden es aber weniger Wolken als am Vortag und es bleibt auch
weiterhin trocken. Das Bodenhoch behält seinen Schwerpunkt weiterhin im Bereich
des Baltikums und unser Land bleibt in seinem Einflussbereich mit überwiegend
schwachen Winden aus Ost. Vielerorts bleibt der Himmel wieder wolkenlos oder
gering bewölkt. Etwa südlich des Mains ist die Luftmasse etwas feuchter, so dass
dort tagsüber mit einigen Quellwolken gerechnet werden muss. Die Schichtung ist
aber so stabil, dass weiterhin nicht mit Schauern gerechnet werden muss. Nur
innerhalb der Alpen und dort am ehesten rund um den Königssee reicht es
vielleicht für einen Schauer oder ein kurzes Gewitter, höchstwahrscheinlich
beschränken sich aber diese Ereignisse auf den wirklich inneralpinen Raum und
damit auf Österreich. Das Temperaturniveau steigt durch Absinken und
Einstrahlung weiter an, so dass vor allem vom Westen über die Mitte bis zum
Nordosten mit Höchstwerten etwas über 30 Grad gerechnet werden muss. In den
übrigen Landesteilen sind es meist 26 bis 30 Grad, auf den Inseln bei
auflandigem Wind noch etwas weniger.

In der Nacht zum Freitag gibt es weiterhin kaum Änderung bei der Wetterlage. Der
Hochdruckblock verstärkt sich noch etwas und vom Atlantik her nähert sich ein
Trog den Britischen Inseln, was für ein Aufsteilen der Strömung über dem
Nordwesten Europas sorgt. Damit verabschieden sich auch die Wolken aus dem
Norden, so dass die Nacht wieder verbreitet klar wird. Ganz im Süden kann es
vielleicht nochmal zu kleinen Nebelfeldern kommen, für Warnungen dürfte es aber
in der Nacht zum Freitag nicht reichen. Die Temperatur geht meist auf 16 bis 10
Grad zurück. In den westlichen Mittelgebirgen wird es mitunter noch etwas
kühler, dagegen bleibt es im Nordwesten und Norden teils etwas milder.

Freitag... zieht der atlantische Trog weiter zu den Britischen Inseln, hat aber
auf uns keinen Einfluss. Im Gegenzug steilt über dem Ostseeraum der Rücken immer
weiter auf. An seinem Fuß tummelt sich weiterhin das Höhentief über der
südlichen Adria. Das Bodenhoch verändert seine Lage kaum und behält seinen
Schwerpunkt über dem Baltikum, so dass der Wind deutschlandweit aus Ost kommt.
Weil dort aber recht feuchte Luft liegt, steigen die Taupunkte in Deutschland
etwas an. Gleichzeitig erwärmt sich auch die Luftmasse weiterhin durch
Einstrahlung und Absinken, so dass sich eine heiße und in der Osthälfte schon
leicht schwüle Luftmasse entwickelt. Im Westen bleibt die Luft dagegen noch
deutlich trockener. Dort sowie auch im Norden scheint die Sonne vielfach von
früh bis spät, während sich nach Osten und Süden zu etwas hochbasige (1600 bis
2400 m) Quellbewölkung bildet. In der Südosthälfte steht dann im Laufe des Tages
auch schon etwas CAPE zur Verfügung, vor allem in der Oberlausitz auch schon
recht hohe Werte über 1000 J/kg (nach ICON). Ob es in der antizyklonalen
Umgebung zur Auslösung von Gewittern kommt, ist fraglich. Als Auslösemechanismus
kommen in erster Linie die Berge in Frage, so dass vor allem die östlichen
Mittelgebirge vom Lausitzer Bergland bis zum Bayerwald, die Alpen und die
Schwäbische Alb in Frage kommen. Wenn, dann handelt es sich aber um isolierte
und kurzlebige Zellen, zumal die Basen hoch sind und die Dynamik überhaupt nix
hergibt. Die Temperatur steigt auf 30 bis 35 Grad mit den höchsten Werten im
Westen. Ganz im Norden, in höheren Berglagen und in Teilen des Alpenvorlands
bleibt es noch etwas kühler.

In der Nacht zum Samstag schwenkt ein Kurzwellentrog über die Nordsee hinweg.
Viel mehr als ein paar hohe Wolkenfelder im Norden sollten wir davon in
Deutschland nicht zu sehen bekommen. Weiterhin liegen wir unter hohem
Geopotential. Sollte es, wie oben erwähnt, im Bergland mal Gewitter gegeben
haben, so sollten diese in der Nacht recht rasch zusammenfallen. Somit ist es in
vielen Landesteilen in der Nacht wieder sternen- bzw. mondklar. Wer aber auf
starke Abkühlung hofft, dürfte enttäuscht werden: Tiefstwerte unter 15 Grad (bis
etwa 12 Grad runter) gibt es nur noch im Südosten und in einzelnen
Mittelgebirgstälern. Meist verbleibt die Temperatur bei lauen 20 bis 15 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle simulieren die synoptische Situation sehr ähnlich.
Etwas Unsicherheit gibt es noch bei der Menge der Quellbewölkung über
Süddeutschland in den nächsten Tagen. ICON simuliert dort etwas mehr als die
anderen vorliegenden Modelle. Bei den CAPE-Prognosen im südlichen und östlichen
Bergland am Freitag ist EZMW etwas zurückhaltender als ICON.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann