DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-08-2020 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 03.08.2020 um 10.30 UTC



Blockierungslage, verstärkte Hitzebelastung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 10.08.2020


Am Donnerstag, dem Beginn des mittelfristigen Zeitraums, liegen wir unter hohem
Geopotential, welches sich ausgehend von einem Rücken über Südwesteuropa über
Mitteleuropa nach Nordosten erstreckt. Dabei wird ein Bodenhochdruckgebiet mit
Schwerpunkt über dem Baltikum gestützt. An dessen Südwestflanke setzt liegen wir
in einer östlichen bis südöstlichen Strömung unter leichtem Absinken. Bedingt
durch das Absinken und kräftige Einstrahlung erwärmt sich die trockene
Festlandsluft kräftig und die Temperatur erreicht Maxima zwischen 27 und 33
Grad.
Am Freitag ändert sich nichts Substantielles. Zwischen einem Höhentief mit Kern
über der südlichen Adria und der Frontalzone, die weitab im Nordwesten und
Norden Europas nach Osten verläuft, bestimmt hohes Geopotential unser Wetter.
Das Bodenhochdruckgebiet verschiebt sich leicht nach Norden, womit die bodennahe
Strömung etwas mehr nach Ost dreht. Bei nahezu ungehinderter Einstrahlung setzt
sich der Trend zu langsamen weiteren Erwärmung fort. Die Temperaturen liegen
nachmittags verbreitet über 30 Grad, im Westen teilweise bei 35 Grad. Etwas
kühler ist es an den Küsten und im höheren Bergland. In den Nächten wird
gebietsweise die 20 Grad nicht unterschritten, unter anderem auch deshalb muss
deutlich zunehmender Hitzebelastung gerechnet werden.
Am Samstag und Sonntag verschiebt sich die blockierende Hochdruckzone nach
Norden und nimmt langgestreckt eine Position vom Nordatlantik bis nach
Skandinavien ein. An deren Südflanke liegen wir in einer schwachen östlichen
Strömung mit der heiße Luft nach Deutschland gelangt. Langsam reichert sich
etwas Feuchte an, so dass eine leichte Gewitterneigung aufkommt. Die
Temperaturen steigen meist auf 30 bis 37 Grad, in den Nächten sind nach wie vor
gebietsweise mehr als 20 Grad zu erwarten. In einigen Ballungszentren und
Großstädten werden vielleicht auch die 25 Grad kaum unterschritten. Die
Hitzebelastung bleibt sehr hoch.
Am Montag ändert sich an der Strömungskonfiguration nicht viel. Der
Hochdruckzone über Nordeuropa steht tiefer Luftdruck über Südwest- und
Südosteuropa gegenüber. Am ehesten über dem Osten und dem Bergland steht im
Tagesverlauf eine geringe Gewittergefahr. An den Temperaturen ändert sich nur
wenig, wenn auch in den Norden eventuell eine etwas weniger heiße Luft
einsickern kann.
In der erweiterten Mittelfrist bleibt die Hochdruckzone im Norden zwar bestehen,
von Südwesten kann sich jedoch eine Tiefdruckrinne zu uns vorarbeiten. Die Hitze
würde entsprechend andauern, bei allerdings zunehmender Gewitterneigung.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Am grundsätzlichen Aufbau der blockierenden Hochdruckzone über Nordeuropa lassen
die letzten Läufe des europäischen Modells keine Zweifel. Von daher ist die
Konsistenz sehr gut. Kleinere Unterschiede sind in der Lage des Rückens am
Wochenende und in der Ausprägung leicht zyklonaler Strukturen am Boden und in
der Höhe zu finden. Was sich dann auf eine eventuelle Gewitterneigung auswirkt.
Im Großen und Ganzen aber steht der Fahrplan Richtung Hitze und Trockenheit.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle zeigen zunächst keine grundsätzlich anderen
Lösungen. ICON und IFS simulieren auch über das Wochenende hinaus recht
übereinstimmend, während das GFS schon ab Samstag von Westen her eine
Bodentiefdruckrinne übergreifen lässt, aus der dann zum Sonntag ein kleines Tief
über der Mitte Deutschland entstehen soll. Sehr warm, bzw. natürlich auch heiß,
bliebe es auch dabei, das Fragezeichen steht in erster Linie hinter der
möglichen Entwicklung von Schauern und Gewittern.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles die Aussagen des Haupt- und die des
Kontrolllaufes. Geopotential und Temperaturen steigen im Verlauf der Mittelfrist
immer weiter an. Die Temperatur in 850 hPa dürfte ab dem Wochenende bei ca. 15
Grad über Norddeutschland liegen, im Süden und Südwesten zeitweise bei 20 Grad.
Damit steht der erwarteten Hitze nichts mehr im Wege, zumal bei den Temperaturen
der Spread bis zum Ende der Mittelfrist gering bleibt und uns die sehr hohen
Temperaturen auch in der nächsten Woche wohl begleiten. Dazu gesellen sich ab
dem Wochenende leichte Niederschlagssignale, die Ausdruck einer gewissen
Gewitterneigung sind.

Die Clusterung setzt bis zum Ende voll auf eine Großwetterlage des Typs
"Blocking". Dabei werden im Zeitraum bis +168h sogar 6 Cluster gebildet, die
sich aber alle nur in der Lage und Intensität des blockierenden Hochs
unterschieden. Ein alternativer Wetterablauf ergibt sich daraus nicht.

Die Ensembles des GFS sehen denen der Europäer ähnlich und erlauben keine
anderen Schlüsse.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikant dürfte mittelfristig vor allem die Hitze und Trockenheit sein. Da,
wo es in den letzten Wochen und Monaten zu wenig geregnet hat, wird die Lage
durch die aufkommende Hitze sicher alles andere als gemildert. Temperaturen
tagsüber bis 35 Grad, nachts teilweise um 20 Grad sorgen für sehr hohe
Hitzebelastung.
Einzelne Gewitter ab dem Wochenende bringen, sollten sich tatsächlich mal welche
in die trockenen Regionen über der Mitte und dem Südwesten verirren sicher keine
Linderung der Dürre.

Beginnend ab Freitag breiten sich im EFI Hinweise auf signifikant
überdurchschnittliche Temperaturen über Deutschland aus. Dass es mit der lokalen
Gewitterei ab dem Wochenende nicht viel wird, sieht man auch an den fehlenden
CAPE Signale im EFI.
Vereinzelte Gewitter sind dennoch schnell im markanten bzw. Unwetterbereich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos, ENS IFS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner