DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-08-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.08.2020 um 10.30 UTC



Hochdruckeinfluss mit viel Sonnenschein und ab Donnerstag zunehmende
Wärmebelastung. Dabei am Wochenende örtlich sogar Werte um 36 Grad möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 09.08.2020


Hinter einem von Polen nach Nordwestrussland abziehenden Höhentrog sowie einem
Cut-Off-Tief über Italien schiebt sich am Mittwoch von Südwesteuropa ein
Höhenrücken nach Deutschland. Das korrespondierende Bodenhoch wandert unter
Verstärkung von Deutschland zum Baltikum, so dass die Strömung
niedertroposphärisch auf Südost dreht.

Am Donnerstag steigt das Geopotential über Mitteleuropa weiter an und es bildet
sich eine Potentialbrücke bei uns, die von Spanien über Mitteleuropa und
Osteuropa bis nach Kleinasien reicht. Das Bodenhoch verstärkt sich über dem
Baltikum noch etwas, so dass auch bei uns der Luftdruck noch etwas zunimmt. Mit
der kräftigen Einstrahlung und dem andauernden Absinken sowie der südöstlichen
Strömung kann sich die Luft weiter erwärmen, so dass abends die
15-Grad-Isotherme bereits über der Mitte Deutschlands anlangt.

Am Freitag ändert sich an der störungsfreien Wetterlage nur wenig. Die Luft kann
sich aber weiter erwärmen, so dass die 15-Grad-Isotherme in 850 hPa sich zur
Küste verlagert. Derweil befindet sich das Cut-Off-Tief im Raum Albanien und
sorgt vor allem am südlichen Balkan weiter für Schauer und Gewitter.

Während sich am Samstag die Boden- und Höhenfelder nur wenig ändern, verlagert
sich am Sonntag ein flacher Höhentrog am Rande des Höhenrückens von Weißrussland
nach Westpolen. Dadurch spaltet sich ein abgeschlossenes Höhenhoch vor Estland
ab und es bildet sich über Norwegen ein weiteres Bodenhoch. Nach derzeitigem
Stand soll aber der Höhentrog bei uns kaum Wetterwirksamkeit haben. Die Luft
kann sich vor allem nach Südwesten hin noch etwas erwärmen, so dass dort in 850
hPa die 20-Grad-Isotherme erscheint.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom IFS simuliert die Entwicklung ähnlich wie die beiden
Modell-Runs von gestern.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GEM, NAVGEM und JMA simulieren die Entwicklung sehr ähnlich, wenn auch der
flache Randtrog über Weißrussland und Polen fehlt.
Bei ICON ist ein atlantischer Randtrog über der Nordsee recht kräftig ausgeprägt
und aus ihm löst sich am Freitag über Nordjütland ein Cut-Off-Tief ab, das am
Samstag zur Südspitze Schwedens zieht und auf seiner leicht zyklonalen Südseite
mit auf Nordwest bis West drehender Höhenströmung vor allem nach Nordosten hin
für Schauer und einzelne Gewitter sorgt. Auch am Sonntag gibt es bei ICON noch
Schauersignale. Bodennah herrscht aber auch bei ICON eine Ost- bis
Südostkomponente beim Wind am Südrand des Hochs über der nördlichen Ostsee und
Skandinavien, so dass die Grundschicht doch sehr trocken sein sollte, was die
Schaueraktivität stark limitieren dürfte.

GFS simuliert ebenfalls das Hoch über Skandinavien. Allerdings sollen am Samstag
über Südwestdeutschland einzelne Schauer und Gewitter auf der Rückseite der
Höhenkeilachse aufkommen. Am Sonntag verstärken sich im Südwesten die
Regensignale auf der Vorderseite eines sich von Frankreich her näherndem flachen
Cut-Off-Tiefs.

Insgesamt bleibt es aber aus heutiger Sicht recht fraglich, ob es bei einer so
trockenen Vorgeschichte (gilt nicht für den Süden) für konvektive Regenfälle
reicht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse zeigt heute bis zum 7. Folgetag 3 Cluster, die aber allesamt
den kräftigen, zum Ostseeraum sich ausdehnenden Höhenkeil zeigen, wobei der
deterministische Lauf und der Kontrolllauf in den ersten Cluster fallen. Darin
fehlt allerdings der flache Höhentrog am Sonntag.
Ab Montag gibt es nur noch einen Cluster, der den kräftigen, bis zum südlichen
Nordmeer reichenden Höhenrücken zeigt. Das Bodenhoch verlagert seinen
Schwerpunkt mehr zur Nordsee bzw. Südnorwegen.
In der Rauchfahne von Offenbach startet die 850-hPa-Temperatur auf noch
gedämpftem Niveau um 8 Grad, steigt dann aber bis Samstag kontinuierlich an auf
Werte zwischen 15 und 19 Grad. Dies hohe Temperaturniveau wird bis auf wenige
Ausnahmen auch bis Mittwoch beibehalten.
Entsprechend liegen die Tagestemperaturen ab Donnerstag, spätestens aber ab
Freitag in den EPS-Meteogrammen zwischen 30 und 36 Grad. Nur der Küstenbereich
ist davon teilweise ausgenommen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen ist ab Mittwoch
dank der Hochdrucklage nur gering.
Allerdings nimmt die Wärmebelastung ab Donnerstag zu.
Ab dem Wochenende können aufgrund einiger Modellergebnisse sehr kleinräumig
Wärmegewitter nicht ganz ausgeschlossen werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden