DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-08-2020 09:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 01.08.2020 um 10.30 UTC



Am Dienstag und Mittwoch wechselhaft und meist nur mäßig warm, danach wieder
weitgehend trocken und Temperaturanstieg auf hochsommerliche Werte.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 08.08.2020


Am Dienstag liegt Deutschland unter einem Trog, der nach Oberitalien austropft.
Von Westen her greift bereits ein Bodenhochkeil über, der durch
Kaltluftadvektion gestützt wird. Im Trogbereich sind vor allem im
Mittelgebirgsraum noch Niederschläge zu erwarten, an den Alpen werden diese
durch Stau verstärkt, aber für warnrelevante Mengen sollte es nicht mehr
reichen. Im Nordosten sind zudem einzelne kurze Gewitter möglich. Dabei bleibt
es im Wesentlichen nur mäßig warm.
In der Nacht zum Mittwoch wird der Resttrog rasch nach Nordosteuropa gesteuert,
so dass Deutschland am Mittwoch unter eine west- südwestliche Strömung gelangt.
Die Frontalzone verläuft vom mittleren Nordatlantik über Südskandinavien nach
Karelien. Im Bodendruckfeld kommt eine Hochbrücke zustande, die eine Verbindung
zwischen dem Azorenhoch und einem Hoch über dem mittleren Ural darstellt.
Absinken in deren Bereich lässt die Bewölkung weitgehend verschwinden. Da sich
innerhalb dieser Brücke über dem östlichen Mitteleuropa ein neuer Schwerpunkt
hohen Luftdruckes herausbildet, ergibt sich eine schwache südliche bodennahe
Windkomponente, wodurch ein erneuter Temperaturanstieg eingeleitet wird.
Am Donnerstag beginnt sich über der Nordsee ein Rücken aufzuwölben, der sich am
Freitag in Richtung Nordmeer ausweitet. Nordwärts ausgreifende Warmluftadvektion
an der Vorderseite einer kräftigen Zyklogenese über dem nahen Ostatlantik stützt
diese Entwicklung. Durch diesen breiten Rücken bedingt verlagert sich der
Schwerpunkt des ausgedehnten Bodenhochs in die Ostsee und nach Südskandinavien.
Da das aus dem o.g. Austropfprozess resultierende Höhentief, dessen Kern dann
über der südlichen Adria liegt, nach wie vor existiert, ergibt sich eine stabile
"High over Low"-Situation. Einer weiteren Erwärmung steht dann nichts mehr im
Wege, so dass am Donnerstag im Westen und Südwesten und am Freitag dann relativ
verbreitet die 30 Grad-Marke deutlich überschritten wird. Bis Samstag kräftigt
sich das Bodenhoch noch etwas, verlagert aber seinen Schwerpunkt etwas nach
Norden. Somit kann die östliche bodennahe Windkomponente ein wenig zulegen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wandelt sich der Rücken in
einen Keil um, dessen Achse über Deutschland hinweg nordwärts und über
Skandinavien dann in die Barents-See gerichtet ist. Den Britischen Inseln nähert
sich dann ein Trog, so dass sich die Wellenlänge verkürzt. Von Westen her setzt
leichter Druckfall ein, einzelne teils heftige Gewitter sind dann im westlichen
und südwestdeutschen Bergland und an den Alpen nicht auszuschließen. In tieferen
Lagen West- und Südwestdeutschlands sind dann Höchsttemperaturen um 35 Grad
vorstellbar.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Am Dienstag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den gestrigen Modellrechnungen
weitgehend konsistent. Am Mittwoch wird der antizyklonale Charakter, bedingt
durch den dann bereits abgeschlossenen Abtropfprozess, stärker betont, so dass
sich dann bereits wieder ein Temperaturanstieg abzeichnet. Die sich danach
entwickelnde Blockierung hatten auch die beiden gestrigen Simulationen im
Programm, wobei der Rücken wie auch das Bodenhoch nach dem heutigen 00 UTC-Lauf
am kräftigsten ausgeprägt sind.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hatte der gestrige 00 UTC-Lauf
ein über Ostpolen hinweg nach Süden ziehendes Höhentief gezeigt, das bei den
beiden nachfolgenden Modellrechnungen nicht mehr zu finden ist. Hinsichtlich der
Bodendruck- und Temperaturverteilung ergibt sich zumindest über Mitteleuropa ein
weitgehend ähnliches Bild.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Freitag stützen die vorliegenden Modelle die oben
beschriebene Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin
nicht ableiten. Am Samstag wird von ICON über Deutschland ein schwaches
Höhentief prognostiziert, wodurch sich kräftige Gewitter entwickeln könnten. Bei
den anderen Modellen ist dieses Höhentief nicht zu finden.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum erfolgt nach GFS bereits am
Sonntag die Passage einer Tiefdruckrinne. Nachfolgend kräftigt sich über den
Britischen Inseln ein Hoch. Nach den anderen Modellen greift diese
Tiefdruckrinne erst am Dienstag (kanadisches Modell) auf Deutschland über. Nach
EZMW verbleibt dieses Struktur über Frankreich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die oben beschriebene Entwicklung, sieht aber den
Schwerpunkt hohen Geopotentials ein wenig weiter östlich als EZMW. Nachfolgend
setzt der Rücken im Raum Island mit einer Neubildung an, was als Hinweis für
eine mögliche Regenerierung dieses Rückens zu sehen ist. Der Spread ist relativ
gering, so dass das o.g. Szenario als relativ sicher angesehen werden kann.
Das EPS des EZMW stützt durchweg die oben beschriebe Blockierungslage. Zwar
werden 4 Cluster gebildet, aber die Unterschiede beschränken sich auf die
Ausprägung des Keils bzw. Rückens (30 Einzelläufe zeigen sogar bei der 10
Tages-Vorhersage ein abgeschlossenes Höhenhoch) oder ob eine Verkürzung der
Wellenlänge erfolgt, wie oben beschrieben wurde. Nur beim mit 4 Membern am
schwächsten besetzten Cluster ist der Keil relativ schwach ausgeprägt, nach
Island gerichtet und wird von einem Trog überlaufen. Auch beim EPS des EZMW ist
der Spread relativ gering, wobei die ungestörten Modellläufe weitgehend dem
Median folgen. Im Unterschied zum EPS des GFS sind am Dienstag keine Signale für
prognoserelevante Niederschläge mehr zu finden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag lassen die Niederschläge an den Alpen allmählich nach. Sehr
wahrscheinlich wird dann die Warnschwelle für Dauerregen nicht mehr
überschritten. Danach sind bis einschließlich Samstag keine markant zu
bewarnenden Wettergefahren in Sicht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann