DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-08-2016 21:00
SXEU31 DWAV 031800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 03.08.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Anfangs im Westen noch Dauerregen. In den Gipfellagen teilweise stürmische Böen.
Am Donnerstagabend im Süden gebietsweise Stark- und Dauerregen. Im Südosten auch
kräftige Gewitter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegen wir auf der Vorderseite eines breiten Langwellentroges über
den Britischen Inseln und der Biskaya in einer südwestlichen Höhenströmung. Im
Verlauf der Nacht weitet sich der Trog noch etwas weiter nach Süden aus, d.h.
die Strömung steilt sich weiter auf. Im Bodendruckfeld hat die Warmfront den
Nordosten überquert. Die Kaltfront wird im Westen noch zurückgehalten und
erreicht erst am Abend den Nordwesten. Morgen früh hat die Kaltfront den Norden
überquert und liegt dann quer über Deutschland, etwa auf einer Linie vom
Berliner Raum über die nördlichen Mittelgebirge bis in den Raum Aachen. Somit
befinden wir uns im Warmsektor, sodass der Wind in der Nacht kaum nachlässt.
Weiterhin muss in den Gipfellagen der Berge mit starken bis stürmischen Böen
(Bft 7 bis 8), exponiert auch mit Sturmböen (Bft 9) gerechnet werden. Weiterhin
frischt im Nordseeumfeld der Wind auf und es gibt starke Windböen.

Die Regenfälle in den nördlichen Mittelgebirgen und im Nordosten dauern an. Die
Modelle simulierten bis morgen früh zwar durchweg Werte im einstelligen Bereich.
Gebietsweise wird aber auch mehr angeboten. Daher werden die Warnungen vor
Dauerniederschlag im Westen bis morgenfrüh verlängert.
Weiterhin kann es im Süden zu Nebel, in den Berglagen zu Sichteinschränkungen
durch aufliegende Wolken kommen.


Donnerstag ... läuft in den westlichen Langwellentrog ein Randtrog hinein und
daher verkürzt der Haupttrog die Wellenlänge bei gleichzeitiger Ausweitung nach
Süden. Somit steilt sich die Höhenströmung bei uns weiter auf und dreht auf
Südwest. Dadurch liegt die Kaltfront quasi strömungsparallel und kommt kaum noch
nach Süden voran und im Norden ins Wellen. Sie liegt am Abend somit auf einer
Linie von der Odermündung bis ins Saarland. Im Bereich dieses Streifens kommt es
immer wieder zu schauerartigen Regenfällen, die aber meist unter 10 mm /12h
liegen.

Südöstlich dieser Linie wird subtropische Luft angesaugt die zunehmend
potentiell instabil geschichtet ist. Die CAPE-ML Werte steigen auf 250 bis fast
500 J/kg an, sind aber meist gedeckelt, sodass die Gewitterneigung eher gering
ist. Wenn allerdings mit Hilfe der Orografie der "Deckel durchstoßen" wird, muss
angesichts von PPW Werte von etwa 30 mm mit Starkregen und aufgrund der
Austrocknung ab etwa 700 hPa unter Umständen auch mit Downbursts gerechnet
werden.

Weiterhin kann es auch im Frontbereich kurze Gewitter geben, die aber meist nur
mit gelb abgewarnt werden müssen. Ansonsten steigen die Höchsttemperatur im
Süden und Osten auf über 25 Grad an, im Südosten bis auf über 30 Grad. Im Norden
und Nordwesten werden lediglich 20 bis 23 Grad erreicht.

In der Nacht zum Freitag kommt der Höhentrog weiter nach Osten und damit näher
an unseren Vorhersageraum heran. Dieser Vorgang aktiviert die Wetteraktivität an
der Kaltfront, die im Verlauf der Nacht weiter nach Südosten vorankommt. Hinter
der Kaltfront dreht der Wind auf Nordwest, das einer weiterhin südwestlichen
Höhenströmung gegenübersteht. Dadurch stellen sich gute Aufgleitbedingungen ein
und somit kommt es, beginnend im Südwesten, zu einer Intensivierung der
Regenfälle, die sich dann weiter in Richtung Bayern und Thüringen bis nach
Sachsen fortsetzt. 12 stündig wird von den Modellen in der genannten Region über
10 Liter /12h simuliert. Dabei werden von der deutschen Modellkette recht großen
Regionen im Alpenvorland, Franken und Sachsen mit über 25 mm /12h, teilweise
direkt an den Alpen über 40 mm Niederschlag (Unwetter!) signalisiert. Die
anderen Modelle zeigen die Schwerpunkte der Niederschläge zumeist im Süden,
wobei interessanterweise die Niederschlagsmaxima bei EZMW und GFS deutlich
weiter im Westen liegen. Hier sind vor allem das Allgäu und der Schwarzwald, und
weiter nördlich auch noch Hohenlohe und Unterfranken betroffen.
Daneben können sich präfrontal im Südosten Bayerns noch Gewitter entwickeln, die
auch etwas kräftiger bis hin zu unwetterartigen Entwicklungen aufgrund von
Starkregen ausfallen können.


Freitag ... erreicht der Höhentrog Deutschland und die vorlaufende Kaltfront
wird ostwärts abgedrängt. Damit tangiert das damit verbundene Regengebiet nur
noch den Osten und Südosten. Der Schwerpunkt der Niederschläge befindet sich
dann in unseren östlichen Nachbarländern. Am meisten Regen dürfte nach jetzigem
Stand am östlichen Alpenrand nebst Vorland sowie im Bereich der Oder fallen. Wie
viel es tatsächlich sein wird, ist allerdings noch unsicher und daher auch die
Aussage wie im Warnmanagement zu verfahren ist (Stark- oder Dauerregen).

Ansonsten gelangt rückseitig der abziehenden Front ein Schwall subpolarer
Meeresluft in den Vorhersageraum, in der die 850-hPa-Temperatur auf Werte
zwischen 10 und 5°C zurückgeht. KLA-bedingter Druckanstieg sorgt für den Aufbau
eines Bodenkeils, der sich nach Süddeutschland vorschiebt. Dabei kommt es
teilweise zu einer Stabilisierung der atmosphärischen Schichtung, insbesondere
in einem Streifen, der von SW-Deutschland bis in den NO reicht. Dort bleibt es
tagsüber im Großen und Ganzen trocken. Weiter nordwestlich hingegen machen sich
der Höhentrog und etwas Höhenkaltluft (T500 bis knapp -20°C) bemerkbar. Dort
entwickeln sich mit Unterstützung des Tagesgangs Schauer und vereinzelte kurze
Gewitter, teils mit Starkregen um 15 mm/h, Böen 7-8 Bft und/oder kleinkörnigem
Hagel.
Die Temperatur erreicht Höchstwerte von 19 bis 24°C, am Oberrhein örtlich um
25°C, am östlichen Alpenrand bei länger andauerndem Regen nur 15 bis 18°C.

In der Nacht zum Samstag überquert der Höhentrog die Mitte und den Osten
Deutschlands und weitet sich dabei noch etwa nach Süden aus. Dahinter baut sich
über dem Ostatlantik ein Rücken auf. Er stützt in der Nacht schon den Vorstoß
eines Keils des ostatlantischen Bodenhochs in Richtung Süddeutschland. Die
Schauer und vereinzelten Gewitter in der Nordhälfte fallen im Laufe der Nacht
zusammen und dann bleibt es abgesehen von starken Windböen auf den Gipfeln der
Berge im Allgemeinen warnfrei.


Samstag ... tropft der bereits weit nach Süden ausgreifende Trog Richtung Adria
ab und von Südwesten her kräftigen sich nachfolgend der Höhenkeil und das
korrespondierende Bodenhoch. Von Südwesten setzt also allmählich
Wetterberuhigung mit abnehmendem Schauerrisiko und zunehmenden Auflockerungen
ein. Über den Norden zieht allerdings noch ein Randtrog, insbesondere im Nord-
und Ostseeraum sowie dem angrenzenden Binnenland kommt es weiterhin zu Schauern
oder kurzen Gewittern. Mit der nordwestlichen Strömung gelangt nur mäßig warme
Luft ins Vorhersagegebiet, die 10-Grad-Isotherme in 850 hPa befindet sich über
dem Alpenraum. Dem entsprechend steigen auch die Temperaturen am Samstag meist
nur auf 20 bis 24 Grad. Lediglich am Oberrhein und seinen Nebenflüssen wird die
25-Grad-Marke geknackt.




Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Im Aufgrund der im Text beschriebenen Unsicherheit bzgl. der
Niederschlagsentwicklung im Süddeutschland am Donnerstagabend muss für eine
endgültige Spezifizierung der Warnstrategie noch die nächsten Läufe abgewartet
werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich