DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-07-2020 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 22.07.2020 um 10.30 UTC



Zonale Westlage. Leicht wechselhaft und warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 29.07.2020


Am Samstag setzt sich die Westlage fort. Auf der Rückseite eines nach Osten
abziehenden flachen Rücksens dreht die Strömung etwas nach Südwest zurück. Dabei
gelangt vor allem in die Mitte und nach Süddeutschland sehr warme Luft, die aber
auch recht trocken ist. Der nächste Trog schwenkt über Irland ostwärts und die
Warmfront des zugehörigen Tiefs im Seegebiet zwischen Island und Schottland
streift den Nordwesten, während in der Südosthälfte meist freundliches Wetter
herrscht.
Am Sonntag schwenkt der Trog rasch nach Osten und auch die folgende Kaltfront
überquert uns wohl recht flott nach Osten. Ob es im Süden und Osten zu einer
kräftigeren Gewitterlage reicht, hängt maßgeblich vom Timing des Ganzen ab. Die
aktuellen Lösungen deuten ein leichtes Schleifen der Kaltfront nach Südosten hin
an und verzögern entsprechend die Passage. In welchem Maße sich präfrontal CAPE
aufbauen kann, ist noch unsicher. Eventuell kann auch die im Norden markante
Trogvorderseite dort stärkere Hebung auslösen mit entsprechender
Gewitterneigung. Ansonsten gelangt rückseitig ein Schwall stabilerer und weniger
warmer Luft zu uns.
Am Montag zonalisiert die Strömung wieder. Kurzwellige Anteile liefern in der
Nordhälfte leichte Hebungsimpulse, die ein paar Schauer auslösen können.
Ansonsten wirkt sich ein Keil des Azorenhochs über Süddeutschland mit
freundlicherem und trockenem Wetter aus. Vor allem über der Mitte und dem Süden
liegen die Temperaturen nachmittags auf sommerlichem Niveau.
Am Dienstag dreht die Strömung wieder auf Südwest, da der nächste Trog über die
Nordsee und Frankreich hereinschwenkt. Außer in den Nordwesten wird wieder sehr
warme, in den Süden möglicherweise auch heiße Luft (T850 20°C) geführt. Dabei
bildet sich über Deutschland eine Tiefdruckrinne und über dem Bergland im Süden
sowie im Südwesten nimmt die Gewitterneigung im Tagesverlauf zu. Im Nordwesten
regnet es mit Annäherung der Kaltfront zeitweise schauerartig.
Am Mittwoch wird der Trog über Westeuropa regeneriert und wir verbleiben unter
der südwestlichen Höhenströmung. Das Tief verlagert sich derweil von der Nordsee
nach Schweden und die zugehörige Kaltfront überquert mit Schauern und Gewittern
den größten Teil Deutschlands zügig nach Osten. Nur über dem Süden gerät sie
wohl erneut ins Schleifen, sodass dort auch tagsüber vermehrt noch Regen und
teils kräftige Gewitter zu erwarten sind, während sich ansonsten das Wetter
rasch wieder beruhigt.

In der erweiterten Mittelfrist setzt sich die zonale Lage in ähnlicher Art und
Weise wie bisher fort.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS ist recht gut und lässt kaum Zweifel am groben Ablauf im
mittelfristigen Zeitraum aufkommen. Das Timing der kurzen Wellen und der
Frontpassagen ist noch unsicher, weshalb auch die Wetteraktivität an den
Tiefausläufern mit Fragezeichen behaftet bleibt. Im Südosten wäre am Sonntag im
Südosten eine stärkere Gewitterlage denkbar, falls in der dort befindlichen
Warmluft noch einmal ordentlich CAPE generiert werden kann. Auch vor dem Trog
zur Mitte der nächsten Woche ist ein ähnliches Szenario nicht ausgeschlossen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die im Konsistenzabschnitt getroffenen Aussagen können auf den Modellvergleich
übertragen werden.
Am Sonntag kommt im ICON der Trog, da stärker amplifiziert langsamer voran, als
bei IFS und GFS, die Trog abflachen lassen. Entsprechend weniger progressiv ist
die Kaltfront, so dass im Südosten und Süden längere Zeit Einstrahlung möglich
wäre mit steigendem Gewitterpotential.
Auch in der Folge belassen es alle betrachteten Modelle bei der zonalen Lage mit
den schon erwähnten Unwägbarkeiten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen im Großen und Ganzen die Aussagen
des Hauptlaufes. Niederschlagssignale sind vor allem am Sonntag und zur Mitte
der nächsten Woche zu finden. Die Temperatur- und Geopotentialkurven folgen mit
geringem Spread den Kurven von Haupt- und Kontrolllauf bis zum Beginn der
nächsten Woche, dann fächert die Kurvenschar auf. Zum Ende der Mittelfrist aber
auch nicht ungewöhnlich. Der Vorstoß heißer Luft nach Deutschland zur Mitte der
nächsten Woche wird von den Ensembles nicht in der erwähnten Intensität
mitgetragen, hier liegt die det. Kurve fast an der Spitze der Members.

Bis zum Ende der Mittelfrist in +168h zeigen die Ensembles auch in der
Clusterung fast ausschließlich Lagen des Typs positive NAO. Der Hauptlauf liegt
jeweils in Cluster 1, doch auch die anderen Cluster zeigen kein grundsätzlich
anderes Strömungsmuster.
Daran ändert sich auch in der erweiterten Mittelfrist nicht viel. Der Hauptlauf
rutscht in Cluster 2 (von 4), letztlich bieten aber alle Cluster zonale Lösungen
über Europa an.
Am Fortbestand der unbeständigen Westlage kommen also keine Zweifel auf.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikant werden mittelfristig in erster Linie die Gewitter, wobei am
Wochenende und zu Mitte der nächsten Woche, jeweils geknüpft an Trog-, bzw.
Kaltfrontpassagen Schwerpunkte der Gewitteraktivität zu finden sind. Auch
einzelne unwetterartige Entwicklungen sind zu erwarten.
Von Hitze oder einer überregionalen Gewitterunwetterlage bleiben wir vorerst
verschont.
Die Ensembles zeigen keine Hinweise auf extreme Entwicklungen. Weder EFI noch
beispielsweise Cape-Shear haben Signale zu bieten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS Eps, Mos
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner