DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-07-2020 09:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.07.2020 um 10.30 UTC



Wechselhaft und mäßig warm bis warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 27.07.2020


Während des gesamten Vorhersagezeitraumes liegt Deutschland unter einer
westlichen Strömung, so dass weder eine ausgewachsene Hitzewelle und noch ein
längerer kühler Witterungsabschnitt in Sicht sind.
Am Donnerstag ist diese Strömung im Norden leicht zyklonal geprägt, was dem
Nordseeküstenbereich einzelne Schauer beschert. Im Süden können sich in der
labilen Luftmasse einzelne und zum Teil heftige Gewitter entladen.
Am Freitag überquert den Norden und die Mitte Deutschlands ein in diese Strömung
eingelagerter Trog. Dieser hängt aber in seinem Südteil in Richtung Westalpen
zurück, so dass sich an dessen Vorderseite über dem Südosten aus den Alpen
heraus die Gewittertätigkeit intensivieren kann. Danach glättet sich die
Strömung, bevor am Samstag ein breiter Trog auf Westeuropa übergreift, was ein
leichtes Rückdrehen auf West-Südwest zur Folge hat. Eine darin eingelagerte
Warmfront lässt von Nordwesten und Westen her Niederschlag aufkommen. Am Sonntag
greift dann dieser Trog auf Deutschland über, wodurch schauerartige
Niederschläge aufkommen, die vor allem im Osten und Süden von Gewittern
begleitet sind. Dabei besteht die Gefahr von Starkregen.
Am Montag schwenkt dieser Trog nach Polen, gefolgt von einem breiten Rücken, der
den mittleren Nordatlantik erreicht. In der resultierenden nordwestlichen und
noch leicht zyklonalen Strömung sind weitere teils schauerartige Niederschläge
zu erwarten, deren Intensität aber gegenüber dem Vortag merklich geringer ist.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeichnet sich, gestützt durch
den auf Mitteleuropa übergreifenden Rücken, antizyklonaler Einfluss ab, wodurch
sich zunächst im Südwesten und zur Wochenmitte auch in den anderen Gebieten ein
merklicher Temperaturanstieg ergibt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bereits ab Freitag ergeben sich Unterschiede zwischen den aktuellen und weiter
zurückliegenden Modellläufen. So lag der Trog, der am Freitag das
Vorhersagegebiet überquert, beim gestrigen 00 UTC-Lauf noch über Frankreich.
Auch dem Trog am Sonntag wird nach dem aktuellsten Modelllauf eine etwas
raschere Verlagerung zugetraut. Dieser hätte nach der Simulation von gestern, 00
UTC, am Montag sogar über Deutschland austropfen sollen, wogegen die beiden
nachfolgenden Modellrechnungen eine Nordwestströmung zu bieten haben.
Der sich im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum abzeichnende
antizyklonale Einfluss ist bei der aktuellsten Modellrechnung am kräftigsten
ausgeprägt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bereits ab Freitag beginnen die von den verschiedenen Modellen angebotenen
Lösungen zu divergieren. Der Trog, der am Freitag das Vorhersagegebiet
überqueren soll, verbleibt nach ICON noch über Frankreich und passiert erst in
der Nacht zum Samstag Deutschland. Am Samstag ergibt sich nach ICON und nach dem
Modell des kanadischen Wetterdienstes eine eher nordwestliche leicht
mäandrierende Strömung, wogegen GFS die oben beschriebene Version stützt.
Demzufolge steht am Sonntag einer Variante mit leicht antizyklonalem Einfluss
(gemäß ICON und dem kanadischen Modell) der Troglage nach EZMW und GFS
gegenüber. Am Montag würde sich nach ICON eine erneute Trogvorderseite ergeben,
nach dem Modell des kanadischen Wetterdienstes erreicht bereits der nachfolgende
breite Trog das Vorhersagegebiet. GFS stützt nach wie vor die Version des EZMW.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ist nach EZMW der
antizyklonale Einfluss am ausgeprägtesten, wogegen nach GFS dann bereits wieder
ein Nordseetief wetterwirksam wird. Nach dem kanadischen Modell würde sich
dieses Tief in ein Zentraltief umwandeln, das sich über Südskandinavien
etabliert.
Somit ist die Wetterentwicklung bereits am dem kommenden Wochenende als sehr
unsicher anzusehen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS zeigt eher Indizien für eine leicht nordwestliche Strömung (mit
entsprechenden Keil-Trog-Strukturen). Ab Wochenbeginn lassen sich sogar Signale
finden, die auf eine Lage "Tief Mitteleuropa" hindeuten. Die Folge wäre ein für
die Jahreszeit unternormal geprägtes Temperaturniveau. Niederschlagssignale, die
vor allem ab Freitag zu sehen sind, lassen sich als Zeichen für einen weiterhin
wechselhaften Wettercharakter werten.
Das EPS des EZMW stützt die Version des deterministischen Laufes. Zwar werden 3
Cluster gebildet, die aber durchweg eine Westlage im Programm haben und sich
nicht signifikant voneinander unterscheiden. Wie beim EPS des GFS sind ab
Freitag und verstärkt dann ab dem Wochenende Signale für kräftigere
Niederschläge zu sehen. Auch im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
sind weder eine Hitzewelle noch ein ausgeprägt kühler Witterungsabschnitt in
Sicht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag sind an den Alpen und aus den Alpen heraus einzelne starke
Gewitter zu erwarten. Unwetterartige Entwicklungen sind eher unwahrscheinlich.
Am Freitag sind Gewitter im Südosten am wahrscheinlichsten, wobei Unwetter (vor
allem durch heftigen Starkregen und schwere Sturmböen) nicht ganz ausgeschlossen
werden. Eine ausgewachsene Unwetterlage zeichnet sich jedoch nicht ab. An der
Küste sind zudem einzelne stürmische Böen möglich.
Am Samstag sind einzelne und zum Teil starke Gewitter auf den unmittelbaren
Alpenrand beschränkt. Ansonsten sind keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse zu erwarten.
Am Sonntag besteht im Osten und Süden sowie in Teilen der Mitte die Gefahr von
Gewittern (die in Niederschlag eingelagert sein können), wobei mit hoher
Wahrscheinlichkeit Starkregen auftreten kann. Auch unwetterartige Regengüsse
können nicht ausgeschlossen werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS, wobei MOS bei starker Bewölkung und häufigen Niederschlägen
eher zu warm ist.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann