DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-07-2020 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.07.2020 um 10.30 UTC



Meist ruhiges und nur mäßig warmes Wetter. Am Alpenrand Gefahr von Gewittern mit
Starkregen. Am Wochenende unbeständiger mit Regen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 26.07.2020


Am Mittwoch schwenkt ein Trog von Skandinavien kommend weiter ostwärts und
bildet ein Höhentief, dass sich von Mittelschweden bis nach Nordwestrussland
erstreckt. Durch den Abzug des Troges kommt es bei uns zu leichtem
Geopotentialanstieg und in der Folge weitet sich der Hochdruckkeil über ganz
Deutschland aus. Das hat bei uns bei meist nur schwachem Wind recht ruhiges
Wetter zur Folge. Unter einer Absinkinversion bei etwa 850 hPa kann sich aber
etwas Quellbewölkung bilden und vielleicht auch etwas ausbreiten, es bleibt aber
meist trocken. Vor allem in der Mitte zeigt sich verbreitet die Sonne. Lediglich
am Alpenrand kann es im Tagesverlauf zu Gewittern mit kräftigen schauerartigen
Regen kommen. Dafür verantwortlich ist die Kaltfront eines Bodentiefs über
Finnland die weiterhin im Alpenraum liegt.

Am Donnerstag liegt das Höhentief weiterhin im Bereich zwischen Nordwestrussland
und Finnland und ein schwach ausgeprägter Keil überquert Deutschland von West
nach Ost. Auf seiner Rückseite erreicht ein flacher Trog die Britischen Inseln
und die Bretagne, sodass die Höhenströmung zunehmend auf West bis Südwest dreht.
Aufgrund der Warmluftadvektion, die den Keil überläuft, ist im Norden mit vielen
Wolken zu rechnen. Niederschlag kann es aber am ehesten an der Ostseeküste
geben. Ansonsten herrscht bodennah leichter Hochdruckeinfluss und daher
dominiert auch am Donnerstag meist ruhiges Wetter mir recht viel Sonne im Süden
und in der Mitte. Lediglich an den Alpen kann es wieder im Tagesverlauf einige
Gewitter geben.

Am Freitag schwenkt der mittlerweile nur noch recht schwach ausgeprägte Randtrog
über Westeuropa hinweg nach Deutschland. Das sorgt für Hebung und vor allem im
Süden und Südosten gibt es Regen oder Regenschauer. Am Alpenrand steigt in der
zweiten Tageshälfte auch wieder die Gewitterwahrscheinlichkeit. Die Mengen
liegen jedoch meist unter 10 mm/12h. Im Rest des Landes gibt meist viele Wolken
und lediglich im Südwesten lässt sich auch die Sonne blicken.

Am Samstag überquert der Randtrog, der zunehmend an Kontur verliert, den
Vorhersageraum ostwärts. Im Westen kommt es bei den Britischen Inseln zu einer
erneuten Austrogung und daher dreht die Höhenströmung nach Durchgang des
Randtroges und eines anschließenden flachen Keils stärker auf Südwest. Im
Bodendruckfeld nähert sich von Westen her eine wellende Kaltfront. Ihr
Niederschlagsband erreicht im Tagesverlauf den Westen mit Schauern und leichtem
Regen. Im Rest des Landes bleibt es ruhig und nur an den Alpen besteht wieder
die Möglichkeit von Gewittern.
Am Sonntag weitet sich der Trog über den Britischen Inseln weiter südwärts aus,
sodass die Höhenströmung auf Süd dreht. Auf der Vorderseite überquert uns von
Westen her die Kaltfront eines Bodentiefs bei Schottland. Dahinter fließt
deutlich frischere Luft in den Vorhersagebereich und daher liegt die
10-Grad-Isotherme in 850hPa am Abend meridional über dem Mitte Deutschlands. Mit
der Front gibt es Regenfälle, gebietsweise über 10 mm/12h. Warnwürdige Mengen
stehen allerdings nicht auf der Karte.

In der erweiterten Mittelfrist ab Montag kommt der Trog nach Deutschland voran
und schnürt sogar ein Höhentief ab, was für unbeständiges und leicht wechselhaft
Wetter mit gelegentlichen Schauern und im Süden auch mit vereinzelt auftretende
Gewitter sorgt. Das Temperaturniveau ändert sich nicht wesentlich und es ist
daher meist nur mäßig warm. Sommertage kann es am ehesten am Rhein und seinen
Nebenflüssen geben.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Großen und Ganzen ist die Konsistenz des aktuellen IFS Lauf im Vergleich zu
seinem Vorlauf recht gut. Der gestrige 00UTC-Lauf simuliert am Samstag die
Passage eines deutlich ausgeprägten Troges, der angefüllt mit Höhenkaltluft den
Norden Deutschlands passiert. Auch die anschließenden Läufe simulieren eine
Randtrog, jedoch deutlich schwächer konturiert und vor allen Dingen weiter
nördlich positioniert als die Lösung des gestrigen 00UTC-Laufs.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Samstag besteht eine recht gute Übereinstimmung mit dem aktuellen Lauf des
IFS. Am Samstag liegen ICON und GFS in etwa auf der Linie der Lösung des
gestrigen 00UTC-Laufs des IFS mit dem Übergreifen eines Troges auf den Norden.
Auch in der Folge laufen die Modelle etwas auseinander, wobei vor allem GFS die
Druck- und Potentialgebilde deutlich intensiver entwickeln lässt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse für den Zeitraum 72 bis 96 liefert nur ein Cluster und auch
im anschließenden Bereich von 120 bis 168 Stunden werden nur zwei Cluster
berechnet. Der aktuelle Lauf des IFS befindet sich in Cluster 1 wobei sich die
Clusterlösung in unserem Vorhersagebereich erst am Sonntag etwas deutlicher
unterscheiden. Auch im Zeitraum 192 bis 240 Stunden (Montag bis Mittwoch
übernächster Woche) wird nur ein Cluster berechnet.

Die Rauchfahne für einen zentralen Punkt in der Mitte Deutschlands zeigt erst am
nächsten Sonntag wieder deutlichere Signale für Niederschlag. Die Temperatur
steigt, nach einem Minimum am Mittwoch, zum Wochenende leicht an und erreicht
wieder Werte über 10 Grad in 850 hPa.

Gemäß den Diagrammen des GEFS liegt die Temperatur des Ensemblemittels in der
gesamten nächsten Woche leicht unter dem Mittel 1981 bis 2010. Weiterhin ist
erst gegen Ende der Woche im größten Teil Deutschlands wieder mit Niederschlag
zu rechnen. Nur für den Süden gibt es für jeden Tag Signale für Niederschlag,
ein Hinweis auf mögliche Gewitter.

Daher unterstützen die Ensembles die Vorhersagen des deterministischen Laufs.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index zeigt für Mittwoch im Norden einen kühlen
Witterungsabschnitt. Ansonsten gibt es im gesamten Zeitraum keine Signale für
ein signifikantes Niederschlags- oder Windereignis. Gleiches gilt für die
Ensembles.
Lediglich hinsichtlich Gewitter gibt es von den Ensembles aber auch von MOS
erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Gewitter am Alpenrand, die aufgrund von
Starkregen auch markant ausfallen können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZWM-IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich