DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-07-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 18.07.2020 um 10.30 UTC



Zunächst Fortdauer einer antizyklonal geprägten Westwetterlage. In der
erweiterten Mittelfrist Umstellung der Großwetterlage gering wahrscheinlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 25.07.2020


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums ab Dienstag nächster Woche hat
ein umfangreicher Langwellentrog den Nordwesten Europas von Island bis nach
Skandinavien im Griff, wohingegen sich westlich Irlands ein Höhenrücken
befindet, der ein umfangreiches Hochdruckgebiet stützt, welches von den Azoren
bis zur Nordsee reicht. Dabei schwenkt ein Kurzwellentrog über den Norden
Deutschlands hinweg. Rückseitig einer bereits zur Mitte Deutschlands gezogenen
Kaltfront herrscht Kaltluftadvektion, was für eine weitere Ausdehnung des Hochs
von Nordwesten Richtung Deutschland sorgt. Am Alpenrand trifft dann die von
Norden her vordingende kühle Meeresluft auf die dort noch vorhandene warme bis
sehr warme Luftmasse, was zu starken Gewittern führen kann. Rückseitig der Front
dominiert dagegen das Absinken und trockenes, teils sonniges Wetter. Ganz im
Norden löst der Trog Schauer aus. In der Nacht erreicht die Kaltfront dann die
Alpen, wo es noch schauerartig regnet.
Am Mittwoch kommt der Trog mit seiner Südhälfte flott nach Osten voran, so dass
er sich zunehmend Nordwest-Südost-orientiert vom Nordmeer bis ins Baltikum
erstreckt. Dies hat in Deutschland weiteren Geopotentialanstieg zur Folge und
der Hochdruckkeil weitet sich über ganz Deutschland hin aus. Bei meist schwachen
nördlichen Winden stellt sich in den meisten Landesteilen ruhiges Wetter ein,
unter einer Absinkinversion kann sich aber etwas Quellbewölkung bilden und
vielleicht auch etwas ausbreiten. Ganz vereinzelt kann es auch im äußersten
Norden auch zu leichtem Regen kommen. Während sich in den m8itteleren
Landesteilen häufiger die Sonne zeigt, muss man am Alpenrand sogar noch recht
kräftige schauerartige Regenfälle ins Kalkül ziehen, wofür sowohl der Stau als
auch die dort noch liegende Kaltfront verantwortlich sind.
Am Donnerstag kippt die zuvor nordwestliche Höhenströmung auf der Rückseite des
abziehenden Troges Richtung West, weil sich ein vor allem im Süden (Biskaya,
Iberische Halbinsel) ausgeprägter Randtrog von Westen nähert. In diesem
Zusammenhang bildet sich auch an der Warmfront eines weit draußen über dem
Atlantik liegen Tiefs eine Welle, die sich über der Nordsee zu einem flachen
Tief entwickelt. Warmluftadvektion sorgt dort für viel Bewölkung, die auch den
Norden Deutschlands erreicht und dort sowie im Süden Skandinaviens für etwas
Regen sorgen dürfte. Ansonsten verbleiben wir bodennah unter dem Hoch. Das
bringt den übrigen Landesteilen ruhiges Wetter mit recht viel Sonne, in den
Resten der Warmluft am östlichen Alpen kann sich aber auch mal ein einzelnes
Gewitter bilden. Was die Temperaturen angeht, so steigen diese etwas an. Im
Südwesten werden in 850 hPa abends schon wieder 14 Grad erreicht, über Rügen
immerhin schon wieder 6 Grad.

Am Freitag schwenkt der Randtrog über Deutschland hinweg, sorgt aber nur für
wenig Hebung. Zum Abend nähert sich schon wieder ein kurzwelliger Rücken, der
sich vor einem stärkeren Trog aufwölbt, der sich westlich Irlands ausbildet. Der
uns in der Nacht zum Samstag überquerende Trog vermag immerhin das Hoch zu
spalten, so dass sich eine eigenständige Hochzelle über Osteuropa bildet. Die
zuvor bei uns liegende schwache Hochdruckbrücke verschwindet. Etwas Regen gibt
es im Norden im Bereich der südlich des am Vortag erwähnten Tiefs einfließenden
sehr feuchten Luftmasse. Auch im Süden werden wieder Schauer und Gewitter
ausgelöst. Insgesamt sollte der Tag etwas bewölkter und auch etwas regnerischer
verlaufen als der Vortag.
Am Samstag überquert uns eine schwach ausgeprägte Kaltfront eines sich neue
implementierenden Tiefs über Schweden. Dabei setzt sich von Norden her wieder
etwas kühlere Meeresluft mit gelegentlichen Schauern durch, die von Nordwesten
her wieder unter schwachen Hochdruckeinfluss durch. Daher beruhigt sich das
Wettergeschehen wieder.
In der erweiterten Mittelfrist bleibt es weiterhin leicht wechselhaft mit
gelegentlichen Schauern, vereinzelt auftretende Gewitter können ebenfalls nicht
ausgeschlossen werden. Das Temperaturniveau bleibt mit 850 hPa Werten bei 5 bis
10 Grad in einem Bereich, den man mit mäßig warm bis warm klassifizieren kann.



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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der Vergleich mit den vorangegangenen Läufen des operationellen IFS zeigt eine
Konsistenz auf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum nächsten Donnerstag ähneln sich die Prognosen der vorliegenden
Globalmodelle. Ab Freitag zeigen sich dann zunehmend leichte Unterschiede in der
Ausprägung und Geschwindigkeit von Trögen und Rücken, aber auch in der Lage der
resultierenden Tiefs. Dabei bleiben aber UKMO, GFS, ICON und IFS noch recht
ähnlich, während GEM am Samstag nächster Woche einen deutlich kräftigeren
Randtrog über Mitteleuropa simuliert. Aller Unterschiede zum Trotz ist aber auch
die Übereinstimmung der unterschiedlichen Modelle zuvor gut bis sehr gut.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das IFS-Ensemble wird sowohl in der Mittelfrist (Mittwoch bis Samstag) als auch
in der erweiterten Mittelfrist (Sonntag bis Dienstag) jeweils einem Cluster
zugeordnet. Die Wetterregime wechseln dabei zwischen "Atlantischen Rücken" und
"Positiver NAO-Lage". Letztendlich ist also die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es
bei der aktuellen Wetterwetterlage mit recht starkem Azorenhoch bleibt.
Die Betrachtung der Rauchfahnen für sorgfältig ausgewählte deutsche Städte zeigt
den Temperaturrückgang von Nord nach Süd zum Beginn der Mittelfrist, der auch
mit Niederschlagssignalen (unterschiedlicher Stärke) korreliert ist. Danach
folgt ein erneuter langsamer Temperaturanstieg, dem wiederum ein Rückgang im
Laufe des nächsten Wochenendes folgt. Auch dieser ist wieder mit
Niederschlagssignalen verbunden. Auffällig ist, dass die Streuung der Temperatur
schon zu Beginn recht hoch ist, dann aber recht wenig weiter auffächert (vor
allem in der Mitte des Landes). Zudem zeigt am nächsten Wochenende der Hauptlauf
wesentlich stärkere Ausschläge als die Mehrheit des Ensembles. Das deutet an,
dass die Wahrscheinlichkeit, dass der von Westen herannahende Trog auf seiner
Vorderseite mal richtig warme Luft anzapfen kann, gar nicht so groß ist. Dies
wiederum bedeutet, dass das oben bei der Beschreibung des Hauptlaufs angedeutete
Donnergrollen gar nicht so wahrscheinlich ist. Auch die GFS-Rauchfahnen, die
ansonsten jenen des IFS ähneln, deuten das Anzapfen der sehr warmen Luft am
nächsten Wochenende nicht an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI bringt keine Hinweise auf signifikantes Wetter im Mittelfristzeitraums,
abgesehen davon, dass es Mitte nächster Woche im Norden mal recht kühl sein
soll.

Regen:
Cosmo-LEPS bringt von Dienstagmittag bis Mittwochabend an den Alpen
Wahrscheinlichkeiten von über 10 % für mehr als 30 l/qm Regen.

Wind:
Nach Cosmo-LEPS und IFS-EPS besteht am Mittwoch eine geringe Wahrscheinlichkeit
für stürmische Böen an der Nord- und Ostsee.

Gewitter:
Die Gefahr markanter Gewitter besteht am Montag von der Mitte bis in den
Nordosten und am Dienstag im Süden. Ab Mittwoch besteht in den Alpen noch ein
erhöhtes Gewitterrisiko
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer