DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-07-2020 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 16.07.2020 um 10.30 UTC



Westlage mit zeitweiligen Regenfällen und Gewittern, aber auch längeren
freundlichen Phasen. Im Süden warm, im Norden kühl.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 23.07.2020


Am Sonntag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, dominiert nach IFS weiterhin
eine hochreichende Antizyklone im Bereich der Azoren und nördlich davon das
Strömungsmuster. An ihrer Ostflanke liegt ein Höhentrog über Nordwesteuropa,
während ein Höhenkeil noch über dem Süden Deutschlands verweilt. Dort befindet
sich auch noch ein schwacher Bodenkeil, während sich von einem Nordmeertief
ausgehend ein Druckminimum über den Nordosten Deutschlands hinweg bis nach
Südosteuropa erstreckt. Die Kaltfront des Nordmeertiefs erreicht am Abend den
Nordwesten Deutschlands und dringt in den Nachtstunden ins Landesinnere vor, so
dass im Nordwesten des Landes etwas schauerartiger Regen fällt. In weiten Teile
des Landes ist aber ein recht sonniger Tag mit sommerlichem Temperaturniveau zu
erwarten. Im Osten kann es im schwülerer Luft Gewitter geben.
Am Montag schwenkt von dem Höhentrog ausgehend ein Randtrog über den Norden
Deutschlands hinweg. Die Front kommt bis zur Landesmitte nach Süden voran und
gerät dann zunehmend ins Schleifen. Vor allem im Norden sorgt der Trog für
Hebung und teils stärkeren schauerartigen Regen mit Gewittern. Auch zur Mitte
hin kann es im Frontbereich - bei labilerer Luftmasse - zu Gewittern kommen,
sowie auch vereinzelt im Süden. Dort stellt sich ein überwiegend sonniger Tag
ein bei noch etwas höherem Temperaturniveau (bis 16 Grad in 850 hPa). Im Norden
erreicht dagegen die 4-Grad-Isotherme unser Land. Am Rande des Hochs westlich
unseres Landes weht der Wind weiter mäßig aus Nordwest.
Am Dienstag greift der Trog noch etwas weiter nach Süden aus, seine Achse
erreicht das Nordmeer und die Nordsee und ein weiterer kurzwelliger Anteil
schwenkt durch. Die Front kommt weiter nach Süden voran, wo in der zweiten
Tageshälfte kräftige Gewitter entstehen, die in schauerartige Regenfälle
übergehen und vor allem an den Alpen länger andauern. Das weiter nach Osten sich
ausdehnende Hoch sorgt dort dann auch für etwas Stau. Ganz im Norden sorgt der
Trog für Schauer, während sich in der in Teilen der Mitte eine trockene Zone
befindet mit teils recht freundlichem Wetter.
Am Mittwoch schwenkt der Südteil des Troges rasch nach Osten, so dass dieser
zunehmend von Nordwest nach Südost gerichtet ist und bei uns das Potential
steigt. Bodennah dehnt sich der Azorenhochkeil über ganz Süddeutschland aus, im
Norden herrscht eine westliche Strömung am Rande des Tiefs über dem Norden
Europas. An den Alpen lassen die Regenfälle zögernd nach, ganz im Norden kommt
es zu Schauern. Dazwischen befindet sich eine große trockene und wolkige Zone.
In 850 hPa liegt das Temperaturniveau zwischen 3 Grad im Nordosten und 11 Grad
im Südwesten.
Eine über Jütland ziehende Warmfrontwelle sorgt am Donnerstag ganz im Norden für
dichte Wolken und Regen. Ansonsten sorgt der Azorenhochkeil für recht
freundliches Wetter und es bleibt meist trocken. Das Temperaturniveau steigt
allgemein wieder an. Von Frankreich her zieht ein Höhentief heran, welches in
der Nacht die Schweiz erreicht und dann im Südwesten für Gewitter sorgen dürfte,
in der Nacht zum Freitag dann in Alpennähe für schauerartigen Regen.
In der erweiterten Mittelfrist spaltet sich von dem Azorenhochkeil eine
eigenständige Hochzelle ab, die sich am Wochenende nach Osteuropa verlagert. Von
Westeuropa nähert sich ein Höhentrog, so dass wir allmählich auf dessen
Vorderseite geraten. Somit gelangt sehr warme Luft nach Deutschland, auch wieder
bis in den hohen Norden. Nachfolgend steigt von Westen her das Risiko schwerer
Gewitter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit den beiden Vorläufen ist sehr hoch. Erst
nächsten Donnerstag gibt es größere Unterschiede. Das heute als Warmfrontwelle
beschriebene System sollte sich nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf noch zu einem
kräftigen Tief über Jütland entwickeln. Die beiden jüngeren Läufe zeigen diese
Entwicklung allerdings nicht mehr.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die übrigen vorliegenden Modelle zeigen sehr ähnliche Entwicklungen.
Hauptstreitpunkt ist die Lage am nächsten Donnerstag. Während IFS die schon
mehrfach erwähnte Warmfrontwelle zeigt, lässt ICON unter einem Höhenrücken schon
die vom Azorenhoch sich abspaltende Zelle über Mitteleuropa hinwegziehen.
Ähnlich zeigen des auch die Kanadier, während GFS so in etwa die Mitte zwischen
den beiden Extremen (IFS und ICON) beschreibt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Für den Zeitraum Dienstag, 00 UTC bis Donnerstag, 00 UTC werden alle Mitglieder
des IFS-Ensembles demselben Cluster zugeordnet.
Im Folgezeitraum von Freitag bis Sonntag nächster Woche werden zwei Cluster
gebildet. Diese zeigen - mit einigen Unterschieden im Detail - weiterhin
westliche Wetterlagen.
Die Rauchfahnen für ausgewählte Städte Deutschlands zeigen den markanten
Temperaturrückgang von Sonntag auf Montag (Norden) bis Dienstag auf Mittwoch
(Süden) übereinstimmend. Dabei sind noch leichte zeitliche Unsicherheiten
auszumachen. Dabei ist das Temperaturniveau im Süden generell deutlich höher als
im Norden. Die Niederschlagssignale fokussieren sich hauptsächlich auf den
Bereich der langsam südwärts vordringenden Front, sind aber auch abseits
derselben nicht ganz bei null. Auffallend ist der deutliche, sich über viele
Tage hinziehende Temperaturanstieg in der der neuen Woche, der allerorten zu
sehen ist. Die Streuung wird dann deutlich größer und der Hauptlauf (wie auch
der Kontrolllauf) befinden sich im oberen Bereich bzw. schießen teils sogar über
den vom Ensemble abgedeckten Bereich hinaus (z.B. im Norden).

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt keine Hinweise auf markante Wettererscheinungen.

Regen:
Das IFS-EPS zeigt sehr schwache Signale für Dauerregen im Norden am Dienstag und
am Mittwoch dann an den Alpen.

Wind:
Beim IFS-EPS gibt es schwache Signale für stürmische Böen am Mittwoch im
äußersten Norden und Nordosten.

CAPE:
Erhöhte CAPE-Werte (und auch mögliche Auslösung) werden am Sonntag im Nordwesten
und Osten, am Montag im Nordosten gezeigt. Am Dienstag ist dann der Süden dran.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann