DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-07-2020 08:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.07.2020 um 10.30 UTC



Im Osten und Südosten bis Freitag wechselhaft. Sonst kaum Regen. Am Wochenende
mehr Sonne und Temperaturanstieg, aber ab Sonntag im Süden zunehmende
Gewitterneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 20.07.2020


Deutschland liegt nach wie vor unter einer mäandrierenden Nordwestströmung, so
dass sich ein typischer mitteleuropäischer Sommer ergibt. Ein in dieser Strömung
eingelagerter Kaltlufttropfen wird über den Nordosten Deutschlands hinweg
süd-südostwärts gesteuert, so dass am Donnerstag von der Küste über den
östlichen Mittelgebirgsraum hinweg bis zu den Alpen wiederholt Schauer und auch
kurze Gewitter zu erwarten sind. Ansonsten ist die Schauerneigung gering. Dabei
bleibt es nur mäßig warm. Dieser Kaltlufttropfen zieht am Freitag zur Slowakei
ab. Bedingt durch die Zyklonalität kommen aber an den Alpen und im östlichen
Bergland weitere schauerartige Niederschläge zustande. Ob es an den Alpen für
Dauerregen reicht, ist noch nicht sicher, kann aber nicht ausgeschlossen werden.
Von Nordwesten nähert sich dann ein Höhenkeil. Durch diesen wird ein Bodenkeil
gestützt, der dann den Nordwesten Deutschlands erfasst. Absinken lässt im Norden
und Westen die Wolken vermehrt auflockern, so dass sich ein leichter
Temperaturanstieg ergibt.
Am Samstag verlagert sich der von der Iberischen Halbinsel nach Südschweden
gerichtete Höhenkeil nach Deutschland. Im Bodendruckfeld ergeben sich schwache
Luftdruckgegensätze. Abgesehen vom Alpenrand, wo die Niederschläge allmählich
aufhören, lässt großräumiges absinken keine nennenswerte Wolkenbildung zu. In
der Mitte und im Süden Deutschlands erfolgt ein weiterer Temperaturanstieg auf
sommerliche Werte.
Am Sonntag wird bereits der Keil nach Polen weitergereicht. Der nachfolgende
Trog greift auf die Britischen Inseln über. Aus diesem läuft ein kurzwelliger
Anteil in die Nordsee ab. Dieser lässt auf den Nordwesten bereits wieder
Niederschläge übergreifen. In den anderen Gebieten dauert dagegen das Absinken
noch an. Kräftige Einstrahlung lässt im Südwesten in tieferen Lagen die
Temperatur auf etwas über 30 Grad steigen. Aber auch sonst werden sommerliche 23
bis 29 Grad erreicht. Allerdings können vor allem über dem Bergland
Süddeutschlands einzelne Hitzegewitter nicht ganz ausgeschlossen werden.
Am Montag überquert der Haupttrog bereits den Norden Deutschlands. Die diesem
Trog vorgelagerte Kaltfront greift auf den Nordwesten und Norden bis etwa zu den
westlichen Mittelgebirgen über. Unmittelbar westlich der Britischen Inseln
bringt sich das nächste Hoch in Stellung, so dass die Kaltfront wahrscheinlich
stabil hereinkommt. Im Osten und Süden sind noch einmal Temperaturmaxima um oder
etwas über 30 Grad möglich, bevor sich dort vor allem über dem Bergland einzelne
und zum Teil heftige Gewitter entwickeln können.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum weitet sich das Bodenhoch nach
Deutschland aus. Die Kaltfront löst sich daher südlich der Mittelgebirge auf,
ohne dass noch nennenswerte Niederschläge fallen. Daher erfolgt im Süden kein
Luftmassenwechsel, so dass dort durch ablaufende schwache Kurzwellentröge
bevorzugt über dem Bergland weiterhin Gewitter ausgelöst werden können.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Simulationen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede
lassen sich bis dahin nicht ableiten. Am Montag zeigt der aktuellste Lauf im
Süden etwas höhere Temperaturen als der gestrige 00- und 12 UTC-Lauf. Diese
Unterschiede vergrößern sich während der erweiterten Mittelfrist. Hatte der
gestrige 00 UTC-Lauf einen weiteren Kaltlufttropfen im Programm, der über Polen
hinweg nach Südosten abläuft, bleibt nach der aktuellen Modellrechnung hiervon
nur ein schwacher Trog übrig. Folglich ergibt sich nach der neuesten Simulation
(gemäß der Temperatur in 850 hPa) ein um ca. 5 K höheres Temperaturniveau.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Freitag stützen die verfügbaren Modelle die oben beschriebene
Entwicklung (wobei nach ICON der Kaltlufttropfen etwas weiter westlich liegt als
nach den anderen Modellen, was aber aufgrund der Prognoseunschärfe tolerierbar
ist). Am Wochenende zeigen sich bzgl. Dieses Kaltlufttropfens größere
Differenzen. Die amerikanischen Modelle verlagern dieses Gebilde nach
Südosteuropa, EZMW zu den Waldkarpaten, ICON belässt das Höhentief über
Tschechien, was im Osten Deutschlands weitere teils kräftige schauerartige
Niederschläge zur Folge hätte. Nach ICON zeichnet sich erst am Montag eine
Wetterberuhigung ab, wogegen nach den anderen Modellen bereits von der Nordsee
her ein Trog wetterwirksam wird.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum stellt sich nach GFS eine
zyklonale Nordwestlage ein, die nach dem Modell des kanadischen Wetterdienstes
eher antizyklonal geprägt ist. Folglich liegt nach EZMW das Temperaturniveau am
höchsten und nach GFS am niedrigsten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die Version des hauseigenen deterministischen Modells.
Dabei ist der Spread bis einschließlich des kommenden Wochenendes relativ
gering. Erst danach beginnen die Einzellösungen stärker zu divergieren. Die
übergroße Mehrzahl folgt dem Hauptlauf, der den Temperaturrückgang ab Dienstag
relativ ausgeprägt zeigt. Einige Member zeigen jedoch weiterhin ein hohes
Temperaturniveau.
Die Einzellösungen des EPS des EZMW werden nur in einem Cluster zusammengefasst,
das der Version des deterministischen Laufes entspricht. Der Spread zeigt ein
ähnliches Verhalten wie beim EPS des GFS. Insgesamt unterscheiden sich die
Aussagen zwischen dem EPS des GFS und des EZMW nicht allzu sehr. Allenfalls
dürfte der Temperaturrückgang nach dem kommenden Wochenende nach EZMW etwas
hinausgezögert werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag besteht am Alpenrand eine geringe Wahrscheinlichkeit für
Dauerregen. Sonst bestehen vorerst keine markanten Wettergefahren. Erst ab
Sonntag nimmt die Gewitterneigung zu. Vor allem über dem süddeutschen Bergland
können einzelne und zum Teil heftige Gewitter nicht ganz ausgeschlossen werden.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann