DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-06-2020 09:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 26.06.2020 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit teils starken Schauern oder Gewittern. Zunächst Mäßig warm bis
warm. Im weiteren Verlauf leichte Abkühlung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 03.07.2020


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraum, am kommenden Montag liegt
Deutschland auf der Vorderseite eines Langwellentroges über Westeuropa. Dieser
weitet sich allmählich nach Osten hin aus, so dass bis Dienstag ein Trog-Komplex
über Mitteleuropa entsteht. Das dazugehörende Tief mit seinem Kern von
Schottland über die Nordsee bis nach Skandinavien. Dabei strömt zunächst in den
Osten und Süden feuchte und labil gesichtete mäßig warme Meeresluft ein, die
dann allgemein von etwas kühleren Nordseeluft ersetzt wird. Somit muss man dann
am Montag im Süden und Osten noch mit teils starken Gewittern rechnen. Am
Dienstag setzt sich dann vor allem im Norden wechselhaftes Schauerwetter durch,
während im Süden ein Zwischenhochkeil für vorübergehend Wetterberuhigung sorgt.

Am Mittwoch verlagert sich die Achse des Troges allmählich Finnlansd und dem
Baltikum. Deutschland verbleibt in einer westlichen Strömung in der eher kühle
Nordseeluft in den Norden des Landes geführt wird. Der Süden bleibt dagegen eher
antizyklonal geprägt. Daher kommt es vor allem im Norden zu weiteren Schauern,
vereinzelt auch zu Gewittern. In der Mitte und im Süden gibt es dagegen auch mal
längere sonnige Phasen.
Im Norden und in der Mitte bleibt es aber immerhin noch mäßig warm, wohingegen
im Süden leicht sommerliche Temperaturen zu erwarten sind und die 25 Grad-Marke
durchaus weiterhin noch überschritten werden kann.
Im Laufe des Donnerstages gelangt ein Langwellentrog in den nahen Ostatlantik.
Dieser lässt die Strömung in Deutschland erneut auf Südwest drehen, so dass von
Südwesteuropa her feuchtwarme und labil geschichtete zu uns transportiert wird.
Verbreitet sollte dann die 25 Grad, im Süden sogar die 30 Grad-Marke
überschritten werden. Allerdings nimmt dann die Gewitterneigung (mit
Entwicklungen bis hin zum Unwetter) auch wieder zu.
Am Freitag erfasst dieser Trog Westeuropa, wodurch die Strömung sich noch etwas
aufsteilt. Im Süden sind noch einmal Maxima bis über 30 Grad zu erwarten, bevor
sich dort heftige Gewitter bis hin zum Unwetter entwickeln. In den Westen und
Nordwesten gelangt mit Annäherung des Troges bereits wieder kühlere Luft.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum erreicht auch dieser Trog
unter Amplifizierung seiner Ausdehnung das Vorhersagegebiet. Folglich stellt
sich ein weiterer wechselhafter Witterungsabschnitt ein. Dabei gehen die
Temperaturen weiter zurück. Vor allem im Norden sind dann nur noch Temperaturen
von kaum mehr als 20 Grad zu erwarten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die prinzipielle Konsistenz des IFS kann als gut bezeichnet werden. Die
generelle Zonalisierung der Strömung über Deutschland wird durch neue Läufe des
IFS bestätigt. Einzelne durchschwenkende Wellen sind in Bezug auf Amplitude und
Wellenlänge allerdings leicht unterschiedlich.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die verfügbaren globalen Modelle wie GFD, ICON und GEM zeigen ähnliche
Entwicklungslinien auf. Alle Modelle rechnen mit einer Zonalisierung der
Strömung über Mitteleuropa, eine Blocking Lage scheint sich nicht einzustellen.
Es gibt allenfalls Unterschiede auf der Aurichtung der Strömung auf eher
Südwest-Nordost oder eher West-Ost. Die Kanadier neigen eher zu einer warmen bis
sehr warmen Südwestströmung, während das IFS eher eine etwas kühlere
Westströmung favorisiert und in der erweiterten Mittelfrist sogar eine Troglage
über Deutschland simuliert, die anderen Modelle liegen zwischen beiden Extremen.


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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die vom EZMW vorgezeichnete Entwicklung. Der
deterministische Lauf ist ab Dienstag mal auf der warmen und mal extrem an der
kalten Seite der Verteilung zu finden und stellt jeweils eine extreme Lösung
dar, wobei der Spread nicht allzu ausgeprägt ist.
Beim EPS des EZMW wird das Szenario des deterministischen Laufes durch ein
Drittel der Einzellösungen (die in einem Cluster zusammengefasst werden)
gestützt. Die verbleibenden beiden Cluster prägen die Troglage stärker aus. Eine
Lage "Tief Mitteleuropa" würde demnach durchaus im Bereich der möglichen
Lösungen liegen, wenngleich entsprechende Niederschlagssignale nur von 1 bis 2
Einzellösungen geboten werden. Das EPS dämpft ein wenig die Ausschläge der
beiden ungestörten Läufe. Bis einschließlich Dienstag ist der Spread relativ
gering. Danach divergieren die Einzellösungen stärker, wobei etwa 80 Prozent der
Member dem oben beschriebenen Muster vorsichtig folgen. Der deterministische und
auch der Kontrolllauf sind zur Wochenmitte an der warmen Seite und danach an der
kalten Seite der Verteilung zu finden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag entwickeln sich Gewitter, die im Osten und Süden Unwettercharakter
(vor allem durch heftigen Starkregen und schwere Sturmböen) aufweisen können. In
den anderen Gebieten können ebenfalls Gewitter auftreten, Starkregen ist eher
unwahrscheinlich, allerdings besteht die Gefahr von Sturmböen. In der Nacht zum
Montag dauert ganz im Süden die Gewittertätigkeit noch an, wobei weiterhin mit
Starkregen (möglicherweise sogar bis in den Unwetterbereich hinein) gerechnet
werden muss).
Am Montag können im Norden wiederholt kurze Gewitter auftreten, Starkregen
dürfte (bei wiederholten Schauern und Gewittern) auf die Nordseeküste beschränkt
bleiben, stürmische Böen können nicht ganz ausgeschlossen werden. Am Dienstag
sind wahrscheinlich keine markanten Wetterereignisse zu erwarten.
Am Mittwoch dürfte im Südwesten und im Süden die Gewittertätigkeit erneut
einsetzen, wobei auch wieder Unwettergefahr besteht. Am Donnerstag zeichnen sich
die heftigsten Entwicklungen (bis hin zum Unwetter) im Osten und Südosten
Deutschlands ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS(EZMW), MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer