DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-06-2020 09:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 25.06.2020 um 10.30 UTC



Am Sonntag noch Gewitter mit Unwettergefahr. Danach wechselhaft und mäßig warm
bis warm. Am Mittwoch und Donnerstag erneut Gefahr schwerer Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 02.07.2020


Am Sonntag liegt Deutschland unter der Vorderseite eines auf Westeuropa
übergreifenden Troges. Dieser wird durch einen Keil, der von Polen über
Skandinavien nach Ostgrönland reicht, blockeirt. Aus diesem Trog läuft ein
kurzwelliger Anteil heraus, der in den Nordwesten Deutschlands schwenkt. Dies
lässt die vorderseitige südwestliche Strömung aufsteilen. Mit dieser Strömung
gelangt in den Osten und Süden Deutschlands feuchtwarme und labil geschichtete
Luft, in welcher sich im Tagesverlauf Gewitter entwickeln. Dabei besteht
Unwettergefahr durch heftigen Starkregen und schwere Sturmböen. Zuvor sind in
diesen Gebieten nochmals 25 bis 30 Grad möglich. Von Nordwesten her setzt sich
kühlere Luft durch.
Bis Dienstag greift der Haupttrog auf Deutschland über, nachfolgend setzt
Zonalisierung ein. Die Folge ist ein eher wechselhafter Wettercharakter mit
häufigen Schauern und kurzen Gewittern und vor allem im Norden und in der Mitte
mit einem Temperaturrückgang. Danach wird dieser Trog rasch ostwärts gesteuert.
Bedingt durch die westliche Strömung bleibt es im Nordwesten und Norden leicht
wechselhaft mit Schauern, wogegen sonst leicht antizyklonale Verhältnisse
erkennbar sind. Im Norden bleibt es aber immerhin noch mäßig warm, wogegen in
der Mitte und im Süden leicht sommerliche Temperaturen zu erwarten sind und die
25 Grad-Marke durchaus weiterhin überschritten werden kann.
Im Laufe des Mittwochs gelangt ein Langwellentrog in den nahen Ostatlantik.
Dieser lässt die Strömung erneut auf Südwest drehen, so dass von Südwesteuropa
her feuchtwarme und labil geschichtete Luft nach Deutschland gelangt. Verbreitet
sollte dann die 30 Grad, im Süden sogar die 35 Grad-Marke überschritten werden.
Allerdings nimmt dann die Gewitterneigung (mit Entwicklungen bis hin zum
Unwetter) auch wieder zu. Am Donnerstag erfasst dieser Trog Westeuropa, wodurch
die Strömung weiter aufsteilt. Im Osten und Süden sind noch einmal Maxima bis
deutlich über 30 Grad zu erwarten, bevor sich dort heftige Gewitter bis hin zum
Unwetter entwickeln. In den Westen und Nordwesten gelangt mit Annäherung des
Troges bereits kühlere Luft.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum überquert auch dieser Trog das
Vorhersagegebiet, gefolgt von einem weiteren Trog, der auf Westeuropa
übergreift. Folglich stellt sich ein eher wechselhafter Witterungsabschnitt ein.
Dabei bleibt es noch meist mäßig warm, wobei die Temperaturen generell etwas
zurückgehen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bereits ab Dienstag ergeben sich Inkonsistenzen zu weiter zurückliegenden
Modellläufen. Hatte am Dienstag der gestrige 00 UTC-Lauf einen Keil im Programm,
favorisierten die beiden nachfolgenden Modellläufe eine Zonalisierung. Die
nachfolgende Erwärmung ließ sich auch anhand der beiden gestrigen Modellläufe
ableiten, aber sehr wahrscheinlich bereitet der nachrückende Trog dieser
Hitzewelle ein rascheres Ende als anhand der beiden gestrigen Modellläufe noch
erkennbar war. Für den erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum lässt sich
lediglich ein zyklonal geprägter Wettercharakter ableiten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bereits ab Montag ergeben sich Unterschiede zwischen den verfügbaren Modellen.
Während ICON und das Modell des kanadischen Wetterdienstes dem oben
beschriebenen Szenario (mit der Trogpassage) folgen, ergibt sich nach GFS dann
bereits eine Zonalisierung. Diese bleibt nach dem kanadischen Modell am Mittwoch
noch bestehen, wogegen nach den anderen Modellen (wie beim EZMW) ein auf
Westeuropa bzw. den nahen Ostatlantik übergreifender Trog bereits für eine
Drehung der Strömung auf Südwest sorgt. Die Erwärmung am Mittwoch ist nach EZMW
am ausgeprägtesten. Nach den anderen Modellen wird die 30 Grad-Marke nur ganz im
Süden und Südosten erreicht. Das oben beschriebene Szenario ist somit noch nicht
so sicher.
Komplett unterschiedliche Lösungen ergeben sich für Donnerstag. Während nach
EZMW der nachfolgende Trog auf Westeuropa übergreift, liegt nach ICON dieser
Trog bereits über Deutschland und nach GFS sogar über Westpolen. Das kanadische
Modell belässt diesen Trog über dem nahen Ostatlantik. Dieser greift zwar im
erweiterten Mittelfristzeitraum auf die Britischen Inseln über, reicht aber mit
seiner Achse zu den Kanaren, so dass sich an der südwestlichen Strömung nicht
allzu viel ändern würde. GFS entwickelt am darauffolgenden Wochenende nach einem
vorübergehenden Einschub feuchtwarmer und labil geschichteter Luft ein Tief über
Mitteleuropa mit ergiebigen Niederschlägen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die vom EZMW vorgezeichnete Entwicklung. Der
deterministische Lauf ist ab Dienstag mal auf der warmen und mal extrem an der
kalten Seite der Verteilung zu finden und stellt jeweils eine extreme Lösung
dar, wobei der Spread nicht allzu ausgeprägt ist.
Beim EPS des EZMW wird das Szenario des deterministischen Laufes durch ein
Drittel der Einzellösungen (die in einem Cluster zusammengefasst werden)
gestützt. Die verbleibenden beiden Cluster prägen die Troglage stärker aus. Eine
Lage "Tief Mitteleuropa" würde demnach durchaus im Bereich der möglichen
Lösungen liegen, wenngleich entsprechende Niederschlagssignale nur von 1 bis 2
Einzellösungen geboten werden. Das EPS dämpft ein wenig die Ausschläge der
beiden ungestörten Läufe. Bis einschließlich Dienstag ist der Spread relativ
gering. Danach divergieren die Einzellösungen stärker, wobei etwa 80 Prozent der
Member dem oben beschriebenen Muster vorsichtig folgen. Der deterministische und
auch der Kontrolllauf sind zur Wochenmitte an der warmen Seite und danach an der
kalten Seite der Verteilung zu finden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag entwickeln sich Gewitter, die im Osten und Süden Unwettercharakter
(vor allem durch heftigen Starkregen und schwere Sturmböen) aufweisen können. In
den anderen Gebieten können ebenfalls Gewitter auftreten, Starkregen ist eher
unwahrscheinlich, allerdings besteht die Gefahr von Sturmböen. In der Nacht zum
Montag dauert ganz im Süden die Gewittertätigkeit noch an, wobei weiterhin mit
Starkregen (möglicherweise sogar bis in den Unwetterbereich hinein) gerechnet
werden muss).
Am Montag können im Norden wiederholt kurze Gewitter auftreten, Starkregen
dürfte (bei wiederholten Schauern und Gewittern) auf die Nordseeküste beschränkt
bleiben, stürmische Böen können nicht ganz ausgeschlossen werden. Am Dienstag
sind wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse zu erwarten.
Am Mittwoch dürfte im Südwesten und im Süden die Gewittertätigkeit erneut
einsetzen, wobei auch wieder Unwettergefahr besteht. Am Donnerstag zeichnen sich
die heftigsten Entwicklungen (bis hin zum Unwetter) im Osten und Südosten
Deutschlands ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann