DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-06-2020 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 23.06.2020 um 10.30 UTC



Zunächst sehr warm bis heiß und anfangs nur vereinzelt, am Samstag recht
verbreitet Gewitter. Ab dem Wochenende von Westen Gewitter mit
Unwetterpotential. Anschließend leicht unbeständig, aber nur zögernd sinkende
Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 30.06.2020


Am Freitag verlagert sich die hochreichende Antizyklone über Osteuropa unter
Abschwächung weiter nach Osten und der westeuropäische Höhentrog rückt näher,
aber ansonsten ändert sich nicht viel. Über Mitteleuropa dreht die
niedertroposphärische Strömung mehr auf Südost. Gleichzeitig dehnt das Höhentief
im Raum Tschechien seinen Trog bis in den Osten Deutschlands aus, was im
Nordosten für leichte Niederschlagssignale sorgt.

Die Wetterumstellung macht am Samstag Fortschritte. Der westeuropäische
Höhentrog erreicht unter Auffüllung den Westen Deutschlands und das Höhentief
bekommt etwas ´Schwung´ nach Osten und verliert dadurch seinen Einfluss, so dass
im Osten vorübergehend antizyklonaler Einfluss wirkt.
Hier verstärkt sich durch WLA erneut ein Höhenrücken.

Am Sonntag verlagert sich dieser Höhenrücken unter weiterer Verstärkung nach
Westpolen. Damit kommen wir auf die breite Vorderseite des Höhentiefs
nordwestlich von Schottland, wobei ein Troganteil zum Tagesende über Frankreich
anlangt. Die zugehörige Kaltfront erreicht dann Nordwestdeutschland.

Der o. e. Höhentrog des Zentraltiefs zwischen Island und Schottland überquert am
Montag Deutschland ostwärts nebst der vorlaufenden Kaltfront. Anschließend
breitet sich in einer zonalisierten westlichen Höhenströmung der Azorenhochkeil
bis zum südlichen Mitteleuropa aus, wo sich ein abgeschlossenes Bodenhoch
abspaltet. Insgesamt ist es dabei nicht mehr so warm wie bisher.

Am Dienstag formiert sich ein Höhenkeil über Benelux und Ostfrankreich und
wandert unter Verstärkung mit seiner Achse zum östlichen Deutschland, während
das korrespondierende Bodenhoch über der Slowakei anlangt. Niedertroposphärisch
dreht damit die Strömung wieder auf Süd, so dass erneut sehr warme bis heiße
Luft zu uns kommt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Lauf vom IFS simuliert die großräumige Wetterentwicklung ähnlich wie
der Modellrun von gestern 00 UTC.
Im Vergleich mit dem Lauf von gestern 12 UTC fallen jedoch ab Montag größere
Unterschiede auf. Dieser simuliert einen vom Atlantik kommenden Höhentrog
langsamer (Achse um 18 UTC über Frankreich und England), so dass die vorlaufende
Kaltfront lediglich Nordwestdeutschland erreicht (deckungsgleich in etwa mit der
10-Grad-Isotherme). Zuvor gelangt in den Osten und Süden noch einmal heiße Luft
mit 850-hPa-Temperaturen von 15 Grad und mehr.
Am Dienstag schwenkt der Trog unter Abschwächung über Deutschland hinweg nach
Osten und sorgt in der Südosthälfte noch für Schauer und Gewitter. In den beiden
00-UTC-Läufen ist lediglich der äußerste Südosten von konvektiven Regenfällen
betroffen.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Lösung von ICON ähnelt dem IFS-Lauf von gestern Mittag, denn die o. e.
Kaltfront greift am Montag lediglich auf den Westen und Norden Deutschlands
über. Im aktuellen Lauf ist sie schneller und erreicht um 18 UTC bereits die
Donau. Entsprechend beeinflusst der zurückhängende Trog am Dienstag noch das
Wetter im Osten und Süden sowie teils in der Mitte Deutschlands mit Schauern und
Gewittern, während sich im neuen Lauf bereits ein Keil über uns ´breit´ macht.
Ansonsten simulieren die Modelle recht ähnlich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse zeigt heute erneut 2 Cluster, die sich hauptsächlich im Tempo
unterscheiden. Im ersten Cluster mit 26 Modellruns zieht der Trog wie im
operationellen Lauf rasch durch, während sich der Trog im 2. Cluster Zeit lässt,
da er sich bei uns verstärkt und damit nur zögerlich ostwärts wandert. Der
Kontrolllauf fällt in diesen Cluster und auch den Lauf von gestern 12 UTC könnte
man in diesen einordnen. Dafür scheint die Zonalisierung in der erweiterten
Mittelfrist recht sicher zu sein, es gibt nämlich nur einen Cluster, der eine
eher zyklonale Westlage zeigt.

In der Rauchfahne von Offenbach sieht man bis Samstag einen Anstieg der
850-hPa-Temperatur auf Werte um 15 Grad. Anschließend sinkt die Temperatur nur
allmählich ab (1. Kaltfront). Im Laufe des Montags ist der Rückgang der
Temperatur stärker und in einigen Modellruns erfolgt erst am Dienstag die
Abkühlung.

Die EPS-Meteogrammen zeigen, dass die erste Kaltfront am Samstag nur eine
geringe Abkühlung bringt. Erst die zweite Kaltfront führt am Montag zu einer
etwas stärkeren Abkühlung auf Werte zwischen 23 und 29 Grad. Erst ab dem 10.
Folgetag scheint sich die Westlage stärker durchzusetzen, denn die Temperaturen
liegen im Mittel unter 25 Grad, im Nordwesten teils nur noch um 20 Grad.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Freitag gibt es punktuell im Osten noch eine geringe Gefahr von Starkregen in
Verbindung mit Gewittern. Zum Abend steigt auch im Südwesten das
Gewitterpotential mit Starkregen.
Am Samstag überquert uns eine Kaltfront mit Gewittern, wobei die
Starkregengefahr zunimmt. Allerdings fällt dieser nur örtlich eng begrenzt und
vereinzelt treten Unwettermengen über 25 mm auf.
Die Gewitter mit Starkregen ziehen sich am Sonntag in den Südosten zurück und
ansonsten gibt es kaum noch Wettergefahren.
Am Montag überquert uns erneut eine Kaltfront mit örtlichem Starkregen von
Nordwest nach Südost.
Regenmengen über 25 mm innerhalb von 12 Stunden oder über 30 mm in 24 Stunden in
etwas größeren Regionen sind unwahrscheinlich.
Ähnlich sieht es aus mit skaligen Windereignissen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS-Meteogramme, oper. Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden