DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-06-2020 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 22.06.2020 um 10.30 UTC



Anfangs sehr warm bis heiß und im Osten und Südosten geringe Schauer- und
Gewitterneigung. Ab dem Wochenende von Westen Gewitter mit Unwetterpotential. In
der neuen Woche leicht unbeständig und nicht mehr so warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 29.06.2020


Am Donnerstag liegt Deutschland an der Südostflanke eines Höhenhochs mit Zentrum
über der nördlichen Ostsee, das eine breite Bodenhochdruckzone über Nord- und
Osteuropa stützt. An seinem Südrand befindet sich im Bereich
Tschechien/Österreich ein kleines Höhentief (Kaltlufttropfen), welches für
Schauer und vielleicht auch für ein einzelnes Gewitter sorgt. Dabei ist meist
sehr warme, ganz im Westen auch heiße Luft wirksam.

Am Freitag rückt zwar bereits ein Höhentrog von Westeuropa näher, aber ansonsten
ändert sich nicht viel. Das Hoch wandert unter Abschwächung langsam nach
Osteuropa und über Mitteleuropa dreht die niedertroposphärische Strömung mehr
auf Südost. Gleichzeitig rückt das Höhentief über dem südöstlichen Mitteleuropa
etwas näher und es dehnt seinen Trog bis in den Osten Deutschlands aus, was im
Nordosten für leichte Niederschlagssignale sorgt.

Die Wetterumstellung macht am Samstag Fortschritte. Der westeuropäische
Höhentrog erreicht den Westen Deutschlands und das Höhentief bekommt etwas
´Schwung´ nach Osten und verliert dadurch seinen Einfluss, so dass im Osten
vorübergehend noch antizyklonaler Einfluss wirkt.

Am Sonntag zieht dieser Trog bereits zum östlichen Mitteleuropa ab und ein
´Zwischenhöhenkeil´ wandert nach Deutschland, wobei der Nordwesten zum Tagesende
rückseitig schon leicht zyklonal beeinflusst wird.

Der korrespondierende atlantische Höhentrog eines Zentraltiefs südlich von
Island überquert am Montag unter Abschwächung Deutschland ostwärts nebst
vorlaufender schwacher Kaltfront. Anschließend breitet sich in einer
zonalisierten westlichen Höhenströmung der Azorenhochkeil bis zum südlichen
Mitteleuropa aus, was einer antizyklonalen Westlage entspricht. Insgesamt ist es
dabei nicht mehr so warm.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom IFS simuliert die synoptischen Basisfelder meist recht
ähnlich. Lediglich im Höhenfeld gibt es vor allem im 12-UTC-Lauf einige
Differenzen. Es spaltet sich nämlich am Samstag vom Trog über Westeuropa ein
Cut-Off-Tief ab, das Sonntag 00 UTC über den Pyrenäen liegt und dann nach
Oberitalien zieht. Dieses sorgt ganz im Süden am Sonntag und in der Nacht zum
Montag für intensivere Regenfälle.
Am Boden setzt sich aber bei allen drei Läufen eine Westströmung durch, mit der
die heiße Luft ostwärts abgedrängt wird und insgesamt vor allem nach Norden hin
ein leicht unbeständiger Witterungsabschnitt beginnt.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bei GFS und NAVGEM erreicht das Höhentief am Freitag den Osten Deutschlands und
daher sind dort die Regensignale deutlich stärker und auch am Samstag macht es
sich dort noch bemerkbar.
ICON lässt die Kaltfront am Samstag etwas schneller über Deutschland
hinwegziehen und auch der Gradient ist sowohl unten als auch oben stärker
ausgeprägt, so dass auch die Abkühlung stärker ausfällt.
Am Sonntag kommt der intensivere Trog bei ICON schneller nach Deutschland voran
und so sind im Westen die Regensummen größer und die bodennahe Strömung ist
stärker.
Insgesamt bringen alle anderen Globalmodelle ebenfalls die Umstellung auf West
antizyklonal.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse ermittelt heute nur 2 Cluster, wobei im ersten Cluster mit 27
Modellruns, in den auch der oper. Lauf und der Kontrolllauf fallen, eine
Westlage simuliert wird. Im 2. Cluster setzt sich allerdings das Blocking fort
mit einem Höhenkeil, der sich über Skandinavien regeneriert. Der westeuropäische
Höhentrog nähert sich aber an.
In der erweiterten Mittelfrist wird dieses Szenario im 2. Cluster von dreien
fortgesetzt (19 Modellruns), wobei allerdings auch hier ab dem 1. Juli kein
richtiges Blocking mehr zu sehen ist. Im ersten Cluster mit 19 Modellläufen
setzt sich eine antizyklonale und im 3. Cluster eine mehr zyklonale Westlage
durch (13 Modellruns). Es bleibt also spannen was die Siebenschläferregel
angeht.

In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man bei anfänglichem Hochdruckeinfluss
zunächst den Temperaturanstieg bis Samstag auf Werte um 15 Grad. Anschließend
sinkt in rund Zweidrittel der Modellläufe die Temperatur deutlich ab und im Rest
der Läufe nur sehr zögerlich.
Entsprechend wäre auch noch ein etwas längeres Andauern der Blocking-Lage oder
eine Regeneration der Blocking-Lage nicht ausgeschlossen.

Entsprechend erkennt man in den EPS-Meteogrammen bis Samstag einen
Temperaturanstieg auf 26 bis 32 Grad und anschließend geht die Temperatur im
Mittel wieder leicht zurück. Die Windrichtungen springen am Samstag im Westen,
ab Sonntag auch im Osten in der Mehrzahl auf Südwest bis Nordwest und
entsprechend liegen die Temperaturen im Mittel in der erweiterten Mittelfrist
wieder im Normalbereich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeit für signifikante Wettererscheinungen ist zunächst gering
dank Hochdruckeinfluss. Am Freitag nimmt ganz im Westen und Südwesten die Chance
für markante Gewitter zu und am Samstag in fast ganz Deutschland. Angesichts der
Wetterlage müssen Unwetter mit einkalkuliert werden, wenngleich die
Wahrscheinlichkeit von heftigem Starkregen laut EPS-Ergebnisse nur gering ist.
Skalige Sturmereignisse sind bis Sonntagmittag unwahrscheinlich. Ab der Nacht
zum Montag steigt die Gefahr von Böen Bft 8 an der See an (IFS-EPS) und dies
wird auch von ICON gestützt.

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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden