DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-06-2020 18:30
SXEU31 DWAV 201800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 20.06.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Nordosten weiterhin Starkregengefahr. Im Süden letzte Gewitter. In den
kommenden Tagen wärmer, aber zunächst noch teils leichte Niederschlagsneigung.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland im Bereich einer nurmehr sehr flachen
Geopotentialrinne, die sich ausgehend von einem atlantischen Langwellentrog über
Benelux und Süddeutschland bis nach Südosteuropa erstreckt. In diese Rinne ist
ein schwacher Kaltlufttropfen über Süddeutschland und ein Höhentief über dem
Westbalkan eingelagert. Über Skandinavien liegt nach wie vor ein Höhenhoch, des
Weiteren beginnt sich von Westeuropa her ein Rücken aufzuwölben. Dieser verdankt
seine Entstehung Warmluftadvektion auf der Vorderseite des oben erwähnten
Langwellentroges, unter dessen Zentrum sich ein Zentraltief nordwestlich von
Irland befindet. Auch bodennah steigt von Südwesten der Druck her und die bisher
wetterbestimmende Rinne liegt nun nordöstlich unseres Landes und wird immer mehr
zugeschüttet. Über Skandinavien und Nordrussland liegt immer noch das kräftige
Bodenhoch. Im Bereich der Bodenrinne liegt über der Ostsee nach wie vor auch
eine Luftmassengrenze, die feuchte und warme Luft über Russland, dem Baltikum
und Polen von feuchter und nur mäßig warmer Atlantikluft über Mitteleuropa
trennt. Auf der "kalten Seite" kommt es im äußersten Nordosten immer noch zu
teils starken Regenfällen, die aber mangels Labilität nur leicht schauerartig
sind. Diese Regenfälle zeigen im Moment eine leichte Abschwächungstendenz. In
der atlantischen Luftmasse herrscht dagegen etwas mehr Labilität, so dass dort
viele Schauer ausgelöst worden sind, im Süden im Einflussbereich des Höhentiefs
auch einzelne Gewitter. Aufgrund der sehr geringen Zuggeschwindigkeiten kam es
lokal zu Starkregen, teils wurden sogar Unwetterkriterien erreicht. Der Wind
weht zwischen dem Hochkeil im Südwesten und den Resten der Rinne über der Ostsee
aus nordwestlicher Richtung, meist aber nur schwach, nur im Nordosten des Landes
auch mäßig.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der südliche Teil des atlantischen Troges
rasch ostwärts zu den Britischen Inseln. Die Warmluftadvektion auf seiner
Vorderseite lässt den Keil weiter aufwölben und damit wird der Geopotentialrinne
über ein Ende bereitet. Der Bodenhochkeil wölbt sich über Deutschland weiter auf
und seine Achse erreicht die Mitte des Landes. Im Nordosten weht der Wind dann
noch mäßig aus Nordwest, in den Kammlagen des Erzgebirges auch frisch. Im Westen
dreht der Wind dagegen auf Südwest und im Süden weht er generell flach. Der
Nordosten des Landes liegt immer noch in der Nähe der Luftmassengrenze, so dass
sich dort noch stärkere Bewölkung hält, aus der vor allem Vorpommern auch erneut
schauerartiger Regen aufkommen kann. Zumindest Cosmo-D2 und Euro4 deutet erneut
Starkregen an. Auch im Südosten, wo der Kaltlufttropfen allmählich verschwindet,
schauert es noch bis in die Nacht hinein und es kann noch letzte Gewitter geben,
natürlich aufgrund der geringen Zuggeschwindigkeit weiterhin mit Starkregen. Von
Westen her lockern die Wolken dagegen auf und es wird vielfach klar. Bei
schwachem Wind und feuchter Luft kann sich aber stellenweise dichter Nebel
bilden.

Sonntag ... schwenkt der Trog unter leichter Verschärfung über die Britischen
Inseln hinweg ostwärts. Östlich davon wird der Höhenrücken über Mitteleuropa
hinweg ostwärts gedrückt. Die Luftmassengrenze verbleibt aber weiterhin über der
Ostsee nahe unseres Landes. Somit bleibt uns auch im äußersten Osten dichte
Bewölkung erhalten, aus der auch nahe der Oder noch Regen fallen kann. Bei
Cosmo-D2 und auch Euro4 sehen die Niederschläge wieder sehr intensiv aus, so
dass weiterhin kleinräumig Starkregengefahr besteht, vor allem in Vorpommern und
der Uckermark. Auch im Südosten liegen noch Reste feuchter Luft, so dass es vor
allem an den Alpen noch letzte Schauer geben kann. Ansonsten profitieren weite
Teile Deutschlands von einer Aufheiterungszone, wo aber schon mit etwas
Quellbewölkung gerechnet werden muss und auch hohe Wolkenfelder ziehen immer
wieder über den Himmel und können zeitweise die Sonne trüben. Diese werden zum
Abend hin nach Westen dichter und dort können im Vorfeld der Okklusion des Tiefs
(das sich etwas nach Nordwesten verlagert) erste zumeist leichte Regenfälle
auftreten. Im Bodendruckfeld dominiert nach wie vor der schwache Keil über
Deutschland, so dass der Wind meist schwach aus westlicher Richtung weht. Mit
diesem und mit leichtem Absinken erhöht sich das Temperaturniveau etwas (was
gleichzeitig den Temperaturgegensatz über der Ostsee abschwächt). Damit werden
in den meisten Regionen 22 bis 27 Grad als Höchstwert erwartet.

In der Nacht zum Montag schwenkt der Höhentrog nach Dänemark und zeigt dort eine
erste Abtropfungstendenz. Diese kommt dadurch zustande, dass ein Randtief rasch
Richtung Irland zieht und WLA auf seiner Vorderseite das Geopotential über
Westeuropa erneut ansteigen lässt. Die Okklusion überquert die Nordwesthälfte
des Landes und bringt vor allem dem Nordwesten schauerartige Regenfälle, nach
Süden zu fallen die Regenfälle schwach aus. Im Nordosten sollten die Regenfälle
endgültig abziehen. Ansonsten ziehen vielfach Wolkenfelder über das Land, aus
denen aber kaum Regen fällt. Eine kräftige Hochzelle entsteht durch Absinken
über Frankreich, so dass auch bei uns der Druck steigt und der Wind weiterhin
aus West weht.

Montag ... schnürt sich im Bereich des Ostseeraums aus dem Trog ein Höhentief ab
und beeinflusst den Ostseeraum mit erhöhter Labilität und folglich einzelnen
Schauern und Gewittern. Östlich davon wird die Okklusion unter
Auflösungstendenzen ostwärts gesteuert, hinterlässt aber noch einiges an
Feuchte, so dass vor allem im Osten und Süden im Tagesverlauf noch einzelne
Schauer auftreten. Von Südwesten schiebt sich der Höhenkeil weiter nach
Deutschland, was im Übergangsbereich zu dem Höhentief im Nordosten die
Höhenwinde ganz schön auffrischen lässt, was wiederum dort für ordentlich
Scherung sorgt. Das wird sich auch auf die dort auftretenden Schauer auswirken,
die durchaus ganz gut organisiert sein können. Unter dem Höhentrog erreicht die
Hochzelle im Tagesverlauf Benelux. Damit herrscht im Westen des Landes nur
schwacher westlicher bis nördlicher Wind, im Nordosten weht er mäßig. Da im
Westen und in der Mitte des Landes Absinken herrscht, bildet sich dort eine
markante Inversion (je nach Region und Tageszeit zwischen 800 und 600 hPa), was
zwar Quellwolkenbildung zulässt, die Entstehung von Schauern ab unterdrückt.
Somit wird in weiten Teilen Deutschlands ein zwar wolkiger, aber trockener Tag
erwartet. In 850 hPa liegt die Temperatur bei der Jahreszeit entsprechend
normalen 7 bis 11 Grad, was meist wieder Höchstwerte zwischen 22 und 26 Grad
erlaubt.

In der Nacht zum Dienstag wandert das Höhentief an der Nordostflanke des
Höhenkeils südostwärts nach Polen. Dies dürfte in Vorpommern das Schauer- und
Gewittergeschehen noch aufrechterhalten. Ansonsten lassen alle Schauer nach und
die Quellwolken lösen sich auf. Da der Schwerpunkt des Hochs die Mitte
Deutschlands erreicht wird es vielerorts schwachwindig. Nur im Norden weht noch
mäßiger Westwind, im Nordosten Nordwestwind. Dort halten sich meist auch noch
dichtere Wolken, während ansonsten der Himmel in den meisten Regionen aufklart.
Damit steht für viele Regionen noch mal eine recht kühle Nacht ins Haus mit
Tiefstwerten zwischen 12 und 7 Grad, im Bergland mitunter auch darunter. Nur
ganz im Nordosten bleibt es unter den Wolken teils milder.

Dienstag ... kräftigt sich der Höhenkeil über Deutschland weiter. An seiner
Ostflanke wandert das Höhentief weiter südwärts. Es sorgt im Osten des Landes
noch für eine geringfügig höhere Labilität und auch etwas Scherung, aus heutiger
Sicht ist aber die Auslösung von Schauern auch ganz im Osten nicht mehr sehr
wahrscheinlich. Vielleicht hält sich dort aber noch etwas mehr Bewölkung. Im
übrigen Land trocknet die Luftmasse durch Absinken weiter ab, die Inversion
sinkt noch etwas ab und die Luftmasse erwärmt sich. Bodennah kann sich zwar noch
etwas feuchtere Luft halten, in der sich auch Quellwolken bilden, allerdings
wird in einigen Regionen im Tagesverlauf die Inversion schon weggeheizt, so dass
durch den Austausch mit der darüber liegenden trockenen Luft die Feuchtigkeit
auch in tieferen Schichten rasch absinkt. Die Erwärmung der Luftmasse lässt sich
an den Höchstwerten ablesen, die meist zwischen 24 und 29 Grad erwartet werden,
nur ganz im Norden und Osten bleibt es in der noch etwas kälteren Luftmasse und
bei noch mehr Wolken noch etwas kälter. Der Hochschwerpunkt verlagert sich
Richtung Nordsee, so dass der bodennahe Wind meist auf Nord dreht, bisweilen
sogar auch Nordost.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Regenfälle (mitunter Starkregen) im Nordosten werden für heute Nacht und
morgen von den verschiedenen Modellen recht unterschiedlich simuliert. Hier ist
weiterhin Nowcasting gefragt. Auch im weiteren Verlauf gibt es leicht
unterschiedliche Niederschlagsprognosen, allerdings geht es dann nur noch um
leichte Niederschläge, von kleinräumigem Starkregen im Nordosten am Montag
abgesehen. Bei der Verlagerung des Höhentiefs am Montag und Dienstag gibt es
auch noch leichte Modellunterschiede.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann