DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-06-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 18.06.2020 um 10.30 UTC



Anfangs noch wechselhaft mit einzelnen Schauen und Gewittern. Zur kommenden
Woche Wetterberuhigung, dabei freundlich und sehr warm. Ab Mittwoch verbreitet
sogar heiß und meist trocken.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 25.06.2020


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Sonntag liegt
über weiten Teilen Europas weiterhin eine schwach gradientige Wetterlage vor.
Über Skandinavien befindet sich eine recht kräftiges Hochdruckgebiet, was von
einem flachen Höhenkeil über Südwesteuropa gestützt wird. Über Südosteuropa
befindet sich ein flaches Tief, das sich Richtung östliches Mittelmeer
verabschiedet. Ein umfangreiches Tiefdrucksystem zwischen Island und den
Britischen Inseln beeinflusst mit seinen Ausläufern zunächst nicht. Die
eingeflossene feuchtwarme Luftmasse in Mitteleuropa bleibt somit noch erhalten.
Daher kommt es in Deutschland noch gebietsweise zu einzelnen Schauern und
Gewittern, die aber nicht mehr so intensiv sind, wie an den Vortagen.

Am Montag weitet sich der Höhenkeil von Spanien und Südfrankreich her nach
Deutschland hin aus, das dazu gehöhrende Bodenhoch zieht vom Westen Frankreichs
im Tagesverlauf nach Belgien und Norddeutschland. Das damit verbundene Absinken
führt zum Abtrocknen und einer weiteren Erwärmung der eingeflossenen Luftmasse.
Zunehmende Wolkenauflösung sind die Folge.

Am Dienstag und Mittwoch verstärkt sich über Mitteleuropa der Hochdruckeinfluss,
von Südwesten her strömt dabei sehr warme bzw. heiße Luft zu uns nach
Deutschland ein. Die 850 hPa Temperaturen liegen anfangs zwischen 12 Grad im
Norden und 16 Grad im Süden. Damit werden im Süden und in der Mitte des Landes
die 30 Grad Marke überschritten.

Dies ist aber noch nicht das Ende der Fahnenstange. Der Höhenkeil weitet sich
bis Freitag weiter Richtung Osteuropa hin aus und damit dehnt sich die 15 Grad
Isotherme in der 850 hPa Druckfläche auch nach Nord- und Ostdeutschland hin aus.
Damit sind in ganz Deutschland von den unmittelbaren Küstenabschnitten abgesehen
Höchsttemperaturen von 30 Grad und mehr zu erwarten. Niederschläge sind dabei
vorerst nicht zu erwarten.

Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ab Samstag kommender Woche
fließt in einer südlichen Strömung etwas feuchtere und leicht labil geschichtete
Mittelmeerluft in den Süden Deutschlands ein, so dass in Süddeutschland die
Gewittergefahr wieder steigt. In Gewittern könnte es somit lokal zu Starkregen
und Hagel kommen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der neuen IFS-Modellläufe ist gut. Die vorangegangenen Läufe
haben die Umstellung der Großwetterlage auf antizyklonale Wetterlagen angedeutet
und der neue operationelle Lauf hat diesen Trend verfestigt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle wie ICON und GFS zeigen ähnliche Ergebnisse
mit einer raschen Stabilisierung und einer deutlichen Erwärmung ab der nächsten
Woche. Lediglich GEM richtet den Rücken meridional ortientiert zu den Britischen
Inseln, wonach die Stabilisierung über Deutschland im Umfeld tieferen
Geopotentials nur äußerst zögerlich von statten ginge.
Zur Wochenmitte bildet sich bei GEM ein blockierendes Hoch über der Nordsee bzw.
dem Nordmeer, was eine trockene, aber nur mäßig warme Nordostlage nach sich
ziehen würde.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen weisen bei T850 dabei einen sehr flachen, recht gut gebündelten
Verlauf auf mäßig hohem Niveau auf. Bei H500 zeigt sich allerdings bereits ein
langsamer Anstieg. Auffällig ist aber, dass der Spread beim Geopotenzial am
Montag noch recht recht groß ist. Bei einigen wenigen Membern würde H500
vorübergehend nochmal abstürzen.
Zur Wochenmitte befinden sich Haupt- und Kontrolllauf hinsichtlich von T850 dann
eher am oberen Ende der Verteilung, der Medien liegt rund 2-5 Grad darunter. Bei
H500 verbessert sich die Bündelung dagegen sogar wieder, der Großteil der Member
sieht einen sich beschleunigenden Geopotenzialanstieg auf ein hohes Niveau.
In der erweiterten Mittelfrist ist im Median dann wieder ein gewisser
Geopotenzialrückgang zu verzeichnen, bei allerdings dann auch wieder deutlich
zunehmendem Schwankungsbreite. Bei T850 bleiben die deterministischen Läufe auf
Höhenflug, während der Median bezüglich weiterer Erwärmung zurückhaltender
bleibt.

Im Zeitraum +120-168h (Di-Mi) gibt es 2 Cluster, wobei beide Cluster dem Regime
"Blocking" angehören. Unterschiede ergeben sich im Hinblick auf die Orientierung
des neuen Rückens, der sich von Südwesteuropa ausgehend aufwölbt. Bei C1 (36/51,
inkl. der beiden det. Läufe) läuft der Rücken in weitem Bogen über das nördliche
Mitteleuropa nach Skandinavien, bei C2 (15/51) wölbt er sich deutlich
meridionaler Richtung Britischer Inseln auf, wobei sich zur Wochenmitte ein
umfangreicher Block mit Schwerpunkt über Nordsee und Nordmeer ergibt. An der
Südflanke setzt sich über Deutschland tieferes Geopotenzial durch.
Im Zeitraum 168 h bis 192 h gibt es nur noch ein Cluster, der sich ebenfalls im
Bereich Blocking bewegt.
Im Zeitraum +192-240h (-Sa) reduziert sich das EPS erneut auf 1 Cluster
(Blocking). Es zeigt einen umfangreichen Rücken vom zentralen Mittelmeer bis
nach Nordeuropa.

Fazit: Die Umstellung auf eine antizyklonal geprägte Großwetterlage mit
zunehmender Erwärmung und trockener Witterung ist mit einer hohen
Wahrscheinlichkeit zu erwarten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Für den Samstag liefert der EFI geringe Signale für ungewöhnlich hohe
Niederschlagsmengen im Nordosten und Osten. COSMO-LEPS zeigt für den Osten und
Nordosten, teils auch bis in die Mitte hinein am Samstag und in der Nacht zum
Sonntag erhöhte Wahrscheinlichkeiten für warnwürdige 12- bis 24-stündige
Regenmengen, teils bis in den Unwetterbereich! Dies unterstreicht das Potenzial
für (heftigen) Starkregen (auch mehrstündig) im Zuge der gewittrigen
Niederschläge, zeigt aber auch, dass (ungewittriger) Dauerregen durchaus nicht
ausgeschlossen ist.

Am Sonntag gibt es in COSMO-LEPS geringe Hinweise auf warnwürdige 12- bis
24-stündige Regenmengen in den Alpen und im Alpenvorland. Dies steht in
Verbindung mit den schauerartigen und gewittrigen Regenfällen, die durch eine
gewisse Staukomponente länger anhalten könnten.

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Basis für Mittelfristvorhersage
det. IFS, IFS-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer