DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-06-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 16.06.2020 um 10.30 UTC



Zunächst unbeständig und eher konvektiv geprägte Regenfälle, teils mit Blitz und
Donner. Im Nordosten vorübergehend auch längere Zeit Regen möglich. Zunächst
meist nur mäßig warm, ab Sonntag/Montag gebietsweise warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 23.06.2020


Das ´alte´ Höhentief am Ärmelkanal findet am Freitag Anschluss an einen neuen
atlantischen Trog, der abends Schottland erreicht. Damit bewegen sich der Trog
und das Höhentief etwas nach Nordosten und die Trogachse erreicht zum Tagesende
die Main-Linie. Damit wird auch eine Bodentiefdruckrinne weiter nach Nordosten
gedrückt zur westlichen Ostsee. So ist nur noch ganz im Nordosten anfangs noch
die von Osten einströmende Warmluft wirksam. Ansonsten gelangt zwischen dem zu
den Alpen gerichteten Azorenhochkeil und der Rinne mit etwas zunehmender
Westnordwestströmung Atlantikluft nach Deutschland.
Erneut spaltet sich am Samstag aus dem Trog über Deutschland ein Höhentief ab,
das abends im Raum Ostalpen erwartet wird. Ursache hierfür ist ein atlantischer
Höhenkeil, der unter Verstärkung nach Benelux schwenkt. Damit verstärkt sich der
zum südlichen Mitteleuropa gerichtete Azorenhochkeil und die
Westnordwestströmung in der unteren Troposphäre dauert bei uns an.

Am Sonntag schwenkt der Höhenkeil unter Intensivierung langsam nach Deutschland
und dehnt sich bis nach Nordskandinavien aus. Damit verstärkt sich der Bodenkeil
weiter und auch über Nordwestdeutschland steigt der Druck, so dass die
Bodenströmung mehr auf Nordwest dreht.

Am Montag schwenkt der Höhenkeil nur noch wenig nach Süden und intensiviert sich
weiter. Aus dem Azorenhochkeil spaltet sich derweil ein abgeschlossenes
Bodenhoch ab, das abends über Deutschland erwartet wird. Dabei kann sich durch
Absinkprozesse und durch Einstrahlung die Luft allmählich erwärmen.

Am Dienstag verstärkt sich der Höhenkeil über Mitteleuropa weiter und es bildet
sich über Frankreich ein abgeschlossenes Höhenhoch mit ungewöhnlich hohem
Potentialwert von 5900 geopotentiellen Metern in 500 hPa. Das zugehörige
Bodenhoch verlagert seinen Kern zur Ostsee und weitet sich nach Osteuropa aus,
so dass sich von den Azoren bis dorthin eine Hochdruckbrücke aufspannt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom IFS simuliert die Wetterentwicklung bis Freitag ähnlich.

Ab Samstag gibt es Differenzen zwischen den beiden ähnlichen Modell-Runs von
heute sowie von gestern 12 UTC und dem Lauf von gestern 00 UTC, in dem ein
Höhentief über Deutschland nur sehr langsam ostsüdostwärts zieht. Auf seiner
Nordseite regnet es im Osten noch längere Zeit, während es im aktuellen Lauf nur
noch ganz im Norden regnet.
Am Sonntagmittag liegt das Höhentief im Lauf von gestern 00 UTC über den
Ostalpen, zieht dann erst südostwärts ab und führt anfangs in der Mitte und im
Süden Deutschlands noch zu Regenfällen.
Im aktuellen Modell-Run dagegen erreicht der nachfolgende Höhenrücken abends den
Süden und Osten Deutschlands und daher werden Schauer lediglich im Alpenraum und
anfangs im äußersten Osten simuliert.
Anfang der Woche verstärkt sich im heutigen Lauf der Rücken über Mitteleuropa,
so dass es bei uns störungsfrei und abgesehen von letzten Schauern an den Alpen
trocken ist. Im alten Lauf sollen dagegen noch konvektive Regenfälle die Gebiete
von Oder und Neiße bis zu den Alpen betreffen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Eine deutlich andere Variante als die des IFS zeigt der heutige Lauf von ICON.
Hier spaltet sich aus dem nächsten atlantischen Trog bereits am Sonntag ein
Höhentief ab, das zum Tagesende bereits über Ostengland liegt. Seine
Trogvorderseite erreicht mit Regen die westlichen und zentralen Teile
Deutschlands. Das Cut-Off-Tief zieht am Montag nach Deutschland und führt hier
zu Schauerwetter. Dieses Höhentief bestimmt auch am Dienstag das
Wettergeschehen.
Bedingt wird diese Version auch von GEM (Canada) gestützt: Hier löst sich am
Montag ein erstes flaches Cut-Off-Tief ab, das zum östlichen Mitteleuropa zieht.
Am Dienstag folgt ein weiteres Abtropfen zum südlichen Benelux. Daher wären auch
hier konvektive Regenfälle möglich.
GFS, JMA und NAVGEM simulieren dagegen ähnlich wie ÍFS. Die zyklonale Version ab
Sonntag/Montag wird von Cluster 2 gestützt (s. unten).
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse von IFS zeigt heute bis zum 7. Folgetag 2 Cluster, wobei
Kontrolllauf und oper. Lauf in den ersten Cluster, der aus 32 Modellläufen
gebildet wird, eingeordnet werden.
Der 2. Cluster mit seinen 19 Mitgliedern spiegelt die Version von ICON wieder
(s. oben). Dieses Szenario ist somit zwar nicht sehr wahrscheinlich, kann aber
auch nicht ganz von der Hand gewiesen werden.

In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man zunächst noch relativ niedrige
850-hPa-Temperaturen um 8 Grad. Am Sonntag beginnt die Temperatur zu steigen,
jedoch spaltet sich der Temperaturbereich am Montag auf: Ein Teil der Läufe
bringt erneut ein Absinken der Temperatur auf Werte um 6 Grad, während eine
knappe Mehrheit der Läufe noch etwas wärmer wird. Zum Ende des
Vorhersagezeitraums gleichen sich die Temperaturen auf insgesamt höherem Niveau
etwas an.

Das spiegelt sich auch in den EPS-Meteogrammen wieder, in denen die Temperaturen
zu Beginn des Mittelfristzeitraumes meist nur im mäßig warmen Bereich liegen (18
bis 23 Grad). Erst ab Sonntag sind die Temperaturen langsam im Steigen begriffen
und erst am Dienstag sind sie meist wieder im warmen Bereich um 25 Grad.
Zunächst liegen die Nachttemperaturen im Normalbereich für Juni. Erst ab
Mittwoch sind die Nächte leicht zu warm.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeit für skalige Starkwindereignisse ist nur gering.

Dagegen muss zunächst vor allem in der Mitte, ab Freitag besonders im Norden und
Osten mit Starkregen im Zusammenhang mit Schauern und Gewittern gerechnet
werden. Am Freitag und Samstag kann es im Nordosten mit leicht erhöhter
Wahrscheinlichkeit auch zu Dauerregen kommen (IFS- und ICON-EPS, CosmoLEPS, aber
auch direkte Outputs von ICON, IFS und GFS).
Im Zusammenhang mit Gewittern kann es auch zu einzelnen stürmischen Böen kommen.

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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden