DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-06-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.06.2020 um 10.30 UTC



Bei schwachen Luftdruck- und Potentialgegensätzen überwiegend konvektiv geprägte
Regenfälle, teils mit Blitz und Donner. Meist mäßig warm und nur örtlich warm.

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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 22.06.2020


Am Donnerstag liegen wir auf der Vorderseite des ´alten´, nahezu ortsfesten
Höhentiefs über dem Ärmelkanal in einer südöstlichen Höhenströmung. Auf der
Vorderseite hat sich ein flaches Bodentiefdrucksystem gebildet, das von Rumänien
über Polen mit einem Trog bis nach Norddeutschland reicht. Damit strömt in den
Westen und Süden Deutschlands von Westen etwas frischere Luft, während im
Nordosten weiterhin recht warme Luft mit 850-hPa-Temperaturen um 12 Grad wirksam
ist.
Das Höhentief findet am Freitag Anschluss an einen neuen atlantischen Trog, der
Irland erreicht. Damit bewegen sich der Trog und das Höhentief etwas nach
Nordosten und die Trogachse erreicht zum Tagesende die Main-Linie. Damit wird
auch die Tiefdruckrinne weiter nach Nordosten gedrückt zur westlichen Ostsee.
Damit ist nur noch ganz im Nordosten anfangs noch die Warmluft wirksam.
Ansonsten gelangt zwischen dem zu den Alpen gerichteten Azorenhochkeil und dem
Tief mit etwas zunehmender Westströmung Atlantikluft nach Deutschland.
Erneut spaltet sich am Samstag aus dem Trog über Deutschland ein Höhentief ab,
das zum Tagesende im Bereich Tschechien/Bayern erwartet wird. Ursache hierfür
ist ein atlantischer Höhenkeil, der unter Verstärkung nach Großbritannien
schwenkt. Damit verstärkt sich der zum südlichen Mitteleuropa gerichtete
Azorenhochkeil und die Westströmung in der unteren Troposphäre dauert an.

Am Sonntag schwenkt der Höhenkeil unter Intensivierung langsam nach
Norddeutschland und dehnt sich bis zum Baltikum aus. Damit verstärkt sich der
Bodenkeil weiter und auch über der Nordsee steigt der Druck, so dass die
Bodenströmung mehr auf Nordwest dreht.
Am Montag schwenkt der Höhenkeil nur noch wenig nach Süden und intensiviert sich
weiter. Aus dem Azorenhochkeil spaltet sich derweil ein abgeschlossenes
Bodenhoch vor Südwestengland ab. Dabei kann sich durch Absinkprozesse und durch
Einstrahlung die Luft allmählich erwärmen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom IFS simuliert die Wetterentwicklung bis einschließlich
Sonntag recht ähnlich. Naturgemäß gibt es wegen des eher konvektiven
Niederschlagscharakters Differenzen in der Verteilung und Intensität.
Erst am Montag erkennt man größere Unterschiede: Im alten Lauf sorgt noch der
Randbereich des Cut-Off-Tiefs über Südosteuropa im Osten und Süden für Schauer
und Gewitter und im Norden macht sich später die nächste Trovorderseite
bemerkbar.
Im neuen Lauf gibt es bevorzugt in Südbayern noch Schauer und ansonsten macht
sich ein kräftiger, nach Norddeutschland gerichteter Höhenkeil bemerkbar und es
ist weitgehend trocken.
Niederschlagstechnisch sieht der 12-UTC-Lauf ähnlich aus.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Freitag simulieren die anderen Globalmodelle einschließlich ICON recht
ähnlich.
Am Wochenende schwenkt der atlantische Höhentrog bei ICON wegen der geringen
Abtropftendenz nur langsam über Deutschland nordostwärts. Dadurch ergibt sich am
Sonntag eine andere Schauerverteilung. Icon simuliert Schauer eher im Westen,
EZMW im Osten.
Auch bei CEM schwenkt der Trog langsamer durch und der Höhenkeil baut sich
langsamer auf, schwenkt am Montag nach Süddeutschland und lässt damit zu Beginn
der Woche im Norden leichten Tiefeinfluss zu (Zonalisierung).

Insgesamt kann man aber sagen, dass in fast allen Varianten sich der
Azorenhochkeil zum südlichen Mitteleuropa vorschiebt und niedertroposphärische
eine Westnordwestströmung einsetzt.
Eine Ausnahme hierzu zeigt lediglich NAVGEM, in dem eine flache Tiefdruckrinne
bis Montag über Norddeutschland verbleibt und nur der Süden im Randbereich des
Azorenkeils in einer Westströmung verbleibt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse zeigt heute bis zum 7. Tag 3 Cluster, deren ersten beiden
Mitglieder recht ähnlich aussehen und die operationelle Lösung wiederspiegeln.
Im 3. Cluster (10 Modellruns) löst sich bereits am Samstag ein Höhentief aus dem
atlantischen Trog heraus und das entstehende Cut-Off zieht bis Sonntagfrüh nach
Südostfrankreich. Anschließend stößt aber auch hier ein Höhenkeil am Sonntag
unter Intensivierung zu den Britischen Inseln vor. In der erweiterten
Mittelfrist verstärkt sich wieder das blockierende Hoch über Skandinavien und
dem nördlichen Mitteleuropa. Lediglich im 2. Cluster mit 15 Modellläufen zieht
ein Höhentief nur langsam vom südlichen Mitteleuropa nach Südosten. Auch im
ersten Cluster (26 Modell-Runs) bleibt an der Südflanke des Hochs bei uns noch
eine Restzyklonalität übrig.

Im Kurzfristzeitraum steigen die Temperaturen in der Rauchfahne von Offenbach in
850 hPa sogar noch etwas an. Von Donnerstag bis Samstag liegen sie dann nur noch
um 8 Grad, um ab Sonntag im Mittel leicht anzusteigen, wobei die Variabilität
aber zunimmt. Im Mittel steigt bereits ab Samstag auch das Geopotential an, was
die erneute Blocking-Situation verdeutlicht. Allerdings bleiben 5 bis 6 Läufe
bei niedrigem Geopotential.

In den Meteogrammen erkennt man zunächst (im Norden erste ab Freitag) vorwiegend
Winde aus westlichen Richtungen, mit denen der Nachschub nur mäßig warmer
Atlantikluft fortgesetzt wird. Ab Sonntag drehen die Wind in der Mehrzahl der
Fälle über Nord auf Nordost bis Ost und so können auch wieder die
2-Meter-Temperaturen allmählich leicht ansteigen. Erst nach dem
Vorhersagezeitraum scheint die Blockingsituation wieder beendet zu werden
(deutlich mehr westliche Winde).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeit für konvektive Starkregenereignisse ist entsprechend der
oper. Modelle und der EPS-Ergebnisse zunächst nur in der Südwesthälfte erhöht.
Am Freitag dehnen sich Schauer und Gewitter wieder nordostwärts aus.

Auch am Samstag sind noch örtlich Schauer oder Gewitter mit Starkregen möglich,
die sich am Sonntag in den Südosten zurückziehen. Die Gefahr von stürmische
Gewitterböen ist dagegen deutlich geringer.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden