DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-06-2020 17:30
SXEU31 DWAV 141800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 14.06.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts weiter Starkregengefahr. Am östlichen Alpenrand Dauerregen nicht
ausgeschlossen. An den nächsten Tagen einzelne markante Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... liegt quer über Deutschland eine Tiefdruckrinne angefüllt mit
feuchter und instabiler Luft. Die Achse ist quasistationär und erstreckt sich
von Westsachsen bis ins südliche Niedersachsen. Im Laufe der Nacht gibt es
leichte Abschwächungstendenzen dahingehend, dass sich die Rinne langsam
auffüllt, was u.a. auf den antizyklonalen Einfluss seitens der Höhenströmung
zurückzuführen ist und dem Einsickern trocknerer Luftvon Nordosten. Hier reicht
ausgehend von der (blockierenden) Geopotentialbrücke über Nordeuropa ein Keil
nach Norddeutschland.
Im Bereich der Rinne treten weitere konvektive Niederschläge auf, die bei
abnehmender Labilität aber immer seltener von Gewittern begleitet sind.
Auch südwestlich der Rinne regnet es gebietsweise, zum Teil auch für längere
Zeit, da hier eine Gegenstromlage entstanden ist mit westnordwestlichen Wind
bodennah und in der unteren Troposphäre sowie Südostwind in der mittleren
Troposphäre und dem entsprechenden Aufgleiten feuchtwarmer Luftmassen.
Ansonsten setzt sich an der Nordflanke der Rinne trockenere Festlandsluft weiter
nach Westen und Süden hin durch, was den Streifen mit Regenfällen immer schmaler
werden lässt.
Nach wie vor gibt es Signale für Starkregen und Dauerregen, der anfangs
teilweise gewittrig ist, im weiteren Verlauf dann in mehr nicht-gewittrigen
Regen übergeht. Hier ist Nowcasting gefragt, da die Modelle die
Niederschlagsschwerpunkte unterschiedlich setzen, teils auch schon anfangs
falsch.
Im Laufe der Nacht breiten sich die Regenfälle über das südöstliche Bayern zum
östlichen Alpenrand hin aus und dauern wahrscheinlich (mehr oder weniger) bis in
den Dienstag hinein an. Die Modelle sind bezüglich der Mengen aber
zurückgerudert, so dass sich Dauerregenwarnungen nicht mehr unbedingt
aufdrängen.

Im Nordosten verläuft die Nacht dagegen teils gering bewölkt oder klar und auch
von der Eifel über Rheinland-Pfalz bis nach Nordbaden lockern die Wolken auf.
Dort kann sich gebietsweise Nebel bilden. Die Tiefstwerte liegen im Nordosten
zwischen 12 und 7 Grad, sonst zwischen 16 und 10 Grad.
Der anfangs böige Ostnordostwind an der Ostsee lässt nach und ist nicht mehr
warnrelevant.

Montag ... wird der vom Hoch im Norden nach Mitteleuropa gerichtete Höhenrücken
durch ein Höhentief vor dem Westausgang des Ärmelkanals und einem weiteren, das
vom Baltikum etwas nach Westen Boden gut macht, in die Zange genommen und
schwächt sich ab.
Die Tiefdruckrinne im Bodenfeld verändert ihre Lage nur wenig und füllt sich
etwas auf. Die Luftmasse im Bereich der Rinne stabilisiert zusehends, durch die
fortgesetzten Niederschläge und das Einsickern der trockneren Luft von
Nordosten. Meist werden 50 bis 200 J/kg ML-Cape simuliert. Das konvergente
Windfeld bleibt erhalten und die PPW-Werte mit 25 bis 35 mm (in einem schmalen
Streifen von Ostbayern bis zum Emsland) relativ hoch.

Somit gibt es im Bereich der Rinne, vor allem auf der "kalten" Seite, teils
konvektiv durchsetzte Regenfälle. Mit einem sich über Süddeutschland langsam
nach Osten vorarbeitenden Bodenhochkeil ergibt sich eine leichte Staukomponente
vor allem am ostbayerischen Alpenrand. Wohl eher auf konvektive Einlagerungen
sind die 30 mm an der Grenze zu Österreich zurückzuführen die ICON Nest im
Angebot hat. Auch sonst kann es mit konvektiven Verstärkungen mit geringer
Wahrscheinlichkeit mehrstündigen Starkregen geben, am ehesten im Stau einiger
Mittelgebirge. Diese stehen bei inkonsistenter Modelllage aber allesamt auf
wackligen Füßen.

Nach Nordwesten zu klingen die Niederschläge mehr und mehr ab, da die trockene
Luft von Nordosten in die Rinne vorankommt.
Während im Nordosten nach wie vor die Sonne scheint, bleibt es im Südwesten, im
Bereich der feuchten und bis etwa 700 bis 600 hPa leicht labil geschichteten
Meeresluft bewölkt mit Schauern, vielleicht auch mal einem kurzen Gewitter und
nur wenig Sonnenschein.

Bei 850 hPa-Temperaturen zwischen 7 und 11 Grad liegen die Höchstwerte zwischen
19 und 24 Grad, mit Sonne in der Lausitz bei bis zu 26 Grad. Am Alpenrand werden
grade so 15 Grad erreicht.
Es weht schwacher bis mäßiger Wind, im Nordosten aus Ost bis Nordost und
ansonsten aus Nord bis West.

In der Nacht zum Dienstag füllt sich die Rinne weiter auf und insgesamt stellt
sich ein sehr schwachgradientiges Druckfeld ein, wobei der Bodendruck im
Nordosten mit Annäherung des Höhentiefs etwas fällt und der Wind dort auf
Nordwest zurückdreht.
Ausgehend vom Höhentief beim Ärmelkanal weitet sich ein Trog zur Schweiz hin
aus, wodurch sich der dynamische Hebungsantrieb über dem Südwesten und Süden
Deutschlands ein wenig verstärkt. Dort gibt es somit im Laufe der Nacht Schauer,
vereinzelt auch Gewitter.
In der Rinne selbst trocknet die Luftmasse mit Einmischung kontinentaler
Festlandsluft ab. Lediglich südlich der Donau bleibt das Regengebiet im Bereich
der weiter andauernden Gegenstromlage erhalten. Hier sollen über die Nacht
hinweg in 12 Stunden gebietsweise weitere 10 bis 15 mm Regen fallen.
Im Norden und Osten verläuft die Nacht dagegen gering bewölkt. An den Minima
ändert sich gegenüber der Vornacht nur wenig.

Dienstag ... kommt das Höhentief über der mittleren Ostsee ein geringfügig
Richtung Schweden voran, das Höhentief südlich von England verlagert sich zur
Bretagne. Über Deutschland bleibt das Druckfeld dabei nach wie vor sehr
schwachgradientig. In den Nordosten können an der Südwestflanke des Höhentief
von Nordwesten her Wolkenfelder hereindriften, die aber keinen Regen bringen.
Weiter südwestlich, innerhalb der dort nach wie vor lagernden feuchteren
Luftmasse verläuft der Tag dagegen eher wolkenreich. An der Ostflanke des in den
westlichen Mittelmeerraum reichenden Höhentroges werden kurzwellige Troganteile
über Südwestdeutschland nordwestwärts geführt und können etwas Hebung
generieren.
Mit etwas Einstrahlung wird auch wieder etwas CAPE generiert (wenige hundert
J/kg) und bei PPW-Werten um 30 mm können sich im Tagesverlauf Schauer und
einzelne Gewitter entwickeln, die - je nach Modell - vielleicht auch noch auf
die mittleren Landesteile übergreifen. Allzu heftig fallen diese aber nicht aus,
bei langsamer Verlagerung kann es lokal eng begrenzt Starkregen geben,
vielleicht ist stellenweise kleinkörniger Hagel dabei und auch die ein oder
andere Böe Bft 7 bis 8.

Die Regenfälle an den Alpen lassen langsam nach

An der Luftmasse ändert sich aber insgesamt nur wenig und somit zeigen auch die
Temperaturen eine gewisse Persistenz. Je nach Sonne werden 17 bis 27 Grad
erwartet. Ohne Sonne am Alpenrand sind die niedrigsten Werte zu erwarten, mit
viel Sonne in der Lausitz die höchsten.
In der Nacht zum Mittwoch ändert sich erneut nicht viel. Das Höhentief über
Frankreich nähert sich allenfalls in Trippelschritten, das Druckfeld am Boden
ist extrem gradientarm gestrickt. So bleibt auch die Verteilung der Luftmassen
dieselbe wie tagsüber und ausgelöst durch einen gewissen Trigger seitens der
"Höhe" gibt es über der Südwesthälfte ein paar Schauer oder schauerartigen Regen
sowie bei Auflockerungen vielleicht auch mal Nebel. Im Norden und Osten dagegen
ist in der trockenen Luft eher wolkenarmes Wetter angesagt.

Mittwoch ... macht das Höhentief über Frankreich weiter nur sehr zögernd Boden
nach Osten hin gut. Wir liegen unter seiner Vorderseite in einer südöstlichen
und leicht zyklonalen Höhenströmung. Der Bodendruck fällt unterdessen leicht und
es zeigen sich im Tagesverlauf konvergente Strukturen im bodennahen Windfeld;
einmal über dem Süden, darüber hinaus über dem Osten. Leichte dynamische
Hebungsantriebe sind somit vorhanden.

Die feuchte Luftmasse gewinnt tagsüber wieder (geringfügig) nach Norden an Raum
und mit etwas Einstrahlung können etwas höhere Cape-Werte (bis 600 J/kg)
zustande kommen, als an den Vortagen.
Somit nimmt zum einen die Häufigkeit von Gewittern wieder zu, zum anderen sind
wieder etwas größere Landesteile betroffen.
Teile des Norden und große Bereiche des Nordostens liegen aber nach wie vor in
der trockenen Festlandsluft, in der vielfach die Sonne scheint und Niederschläge
nicht auf der Karte stehen.
Ansonsten überwiegt eher wolkiges Wetter mit Schauern und im Tagesverlauf auch
einigen Gewittern. Die Luftmasse ist aber weiter nicht dazu prädestiniert eine
Schwergewitterlage auszulösen. Obwohl vereinzelt unwetterartige Entwicklungen
nicht ausgeschlossen sind, sollte das Gros der Gewitter markant zu bewarnen
sein, mit Starkregen, kleinem Hagel und maximal stürmischen Böen oder Sturmböen.



Modellvergleich und -einschätzung
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Während die Basisfelder ganz gut passen, stiften die Modelle was die Prognose
der Gewitter/Regenschwerpunkte angeht mehr Verwirrung, als dass sie eine Hilfe
wären. Schon zu Beginn stimmen die Modelle häufig nicht mit den Beobachtungen
überein. Niederschlagswarnungen darauf basierend auszugeben, wäre nicht
sinnvoll, weshalb weiter Nowcasting betrieben wird.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner