DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-06-2020 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 13.06.2020 um 10.30 UTC



Unbeständig. Gebietsweise Regen und Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 20.06.2020


Am Dienstag sind die Geopotential- und Druckunterschiede über weiten Teilen
Europas, so auch über Deutschland nur sehr gering. Im Norden Europas liegt ein
blockierender Hochkeil. Über uns befindet sich tendenziell eher eine schwache
Trogstruktur, in die kleine Höhentiefs eingelagert sind. Das für uns zusehends
bestimmende liegt mit Kern am Westausgang des Ärmelkanals und kommt zögernd
ostwärts voran. Im Bodendruckfeld präsentiert sich ein großer Tiefdrucksumpf,
der zwar über Südosteuropa die niedrigsten Werte aufweist, von dort aus aber bis
zu uns reicht. Die Luft ist über dem Nordosten am wärmsten, aber auch recht
trocken, was dort zu längerem Sonnenschein Anlass gibt. Ansonsten ist die Luft
eher mäßig warm, aber feuchter und gebietsweise fällt schauerartiger Regen, auch
einzelne Gewitter sind nicht ausgeschlossen.
Am Mittwoch weitet sich der Trog noch etwas nach Osten aus, das Drehzentrum soll
über Nordfrankreich liegen und wir davor in schwacher südlicher Höhenströmung.
Die Verteilung der Luftmassen ändert sich kaum, da wegen des schwachen
Gradienten auch kaum Advektionen zu verzeichnen sind. Der Norden und Nordosten
liegt weiter eher in der trockenen Luft, sonst ist es feuchter mit
Niederschlägen und einzelnen Gewittern.
Am Donnerstag bleibt der Trog über Westeuropa erhalten und somit bei uns die
schwache, zyklonale Südströmung in der mittleren Troposphäre. Die feuchtere, zu
Niederschlägen und örtlichen Gewittern neigende Luftmasse könnte sich demnach
noch leicht nach Norden ausbreiten.
Am Freitag dauert das unbeständige Wetter an. Der Trog kommt bis in die Nordsee
voran und reicht von da aus nach Deutschland. Die etwas kühlere, aber feuchte
Luftmasse macht derweil Boden nach Osten hin gut. Die Hebungsantriebe sind zwar
schwach, reichen aber aus in der leicht instabilen Luftmasse schauerartige
Niederschläge zu produzieren.
Am Samstag ändert sich nicht übermäßig viel. In der Höhe bestimmt ein Trog unser
Wetter, im Bodendruckfeld zeichnet sich eine schwache Hochdruckzone über
Westeuropa ab, an deren Rand feuchte und mäßig warme Luft von Westen her
einsickert.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz ist anfangs was die Basisfelder angeht recht gut, lässt im
Verlauf der Mittelfrist dann deutlich nach. Der in die Nordsee schwenkende Trog
sollte in den Vorläufen, vor allem dem gestrigen 00z Lauf, noch nach
Südosteuropa hin abtropfen. Der 12 UTC Lauf zeigte ein Zwischending mit
teilweise Abtropfen und einem gewissen Resttrog zum Ende über der Nordsee.
Auch bei nur geringen Unterschieden in den Druck- und Geopotentialfeldern
resultieren bei solch gradientschwachen Lagen teilweise erheblich andere Wetter-
und Niederschlagsverhältnisse. Das macht die Prognose schon im Kurzfristzeitraum
schwer, mittelfristig muss man, erst recht bei den gegebenen Diskrepanzen, in
der Prognose auf allgemeine Formulierungen zurückgreifen, da detaillierte
Beschreibungen nicht sinnvoll sind.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Am Dienstag stimmen die globalen Modelle noch recht gut überein, dann laufen die
Ergebnisse auseinander. ICON und GFS lassen den Schwerpunkt des Troges über
Südeuropa nach Osten wandern und westlich daran anschließend kann sich wieder
ein Rücken formieren. Dieser soll dann eine Hochdruckzone über West- und
Nordeuropa stützen. Das würde vor allem im Süden, teilweise über der Mitte
niederschlagsreiches Wetter bedeuten, der Norden bliebe tendenziell eher trocken
und auch das Ausbreiten der Regenfälle nach Norden fiele dann weg. Das
Temperaturniveau bliebe ebenfalls etwas höher, das die kühlere Luft von Westen
nicht zu uns reinkäme. Welchen Weg die Atmosphäre wählt, ist aber nicht
absehbar.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen weitgehend die getroffenen
Aussagen. Bei den Temperaturen in 850 hPa und dem Geopotential 500 hPa herrscht
wenig Bewegung und der Hauptlauf rutscht bei beiden Kurven im Verlauf der
Mittelfrist an deren unteren Rand der Verteilung, wobei sich ein gewisser Spread
auftut. Niederschlagssignale sind im Nordosten erst im Laufe des Donnerstags
wieder zu finden, sonst sind durchweg entsprechende Hinweise vorhanden. Auch in
diesem Punkt sind die Ensembles auf einer Linie mit dem Hauptlauf.
Erstaunlicherweise taucht in der Clusterung in allen Zeiträumen nur ein Cluster
auf. Durchgehend des Typs Blockierung, wobei hohes Geopotential über Nord- und
Osteuropa niedrigem Geopotential über Südeuropa gegenübersteht. Dieser flache
Trog wird in der erweiterten Mittelfrist von einem Trog über Westeuropa
abgelöst.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mittelfristig stehen wiederholte Regenfälle mit einzelnen Gewittern an, die vor
allem den Süden und die Mitte betreffen sollten. Dabei kann gebietsweise
Starkregen oder auch mal Dauerregen nicht ausgeschlossen werden. Da die Luft
aber nicht übermäßig instabil (Cape, bzw. Cape Shear springen nicht an) ist und
auch die Feuchte keine exorbitanten Werte mehr aufweist, sollte es wohl nicht zu
einer starken Gewitterlage reichen und auch die Niederschlagssummen sollten
nicht ins Extreme ausarten. Entsprechend fehlen die Signale auch aus dem EFI und
der Probabilistik.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner