DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-06-2020 18:01
SXEU31 DWAV 081800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 08.06.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Dienstag und Mittwoch im Süden Dauerregen nicht ganz ausgeschlossen.
Am Donnerstag vor allem im Südwesten einzelne Gewitter

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... Der umfangreiche, von Skandinavien ausgehende Höhentrog hat bereits
über Frankreich ein Cut-Off-Tief gebildet, das bis morgen früh zu den Seealpen
zieht. Dabei wird das Bodentief vor Nizza gestützt, das sich noch etwas
intensiviert. Auf der Vorderseite des Tiefs setzt von Südosten Warmluftadvektion
über Süddeutschland ein, so dass sich die Bewölkung verdichtet und nachfolgen
fängt es an zu regnen, wobei bis 06 UTC auch die mittleren Landesteile Bayerns
und Baden-Württembergs vom Regen erfasst werden. Im Westen fallen anfangs noch
einzelne Schauer, die aber meist in sich zusammenfallen. Längere Zeit klar sein
dürfte es am ehesten von den nördlichen Mittelgebirgen bis in den Nordosten.
Während es im Süden und an der See sowie im Rheinland mit rund 10 Grad nicht
besonders kühl ist, wird es ansonsten bei 5 bis 9 Grad recht frisch sein.

Dienstag ... herrscht an der Nordostflanke des quasistationären, hoch reichenden
Tiefs in der Nähe Monacos über Deutschland in der Höhe Südost- bis Südwind vor,
während bodennah am Randes des zur Nordsee gerichteten Azorenhochkeils eine
schwache nördliche bis nordöstliche Strömung existiert. Durch Warmluftadvektion
im Süden kommt es dort und im Verlauf bis zum südlichen Teil der neuen
Bundesländer zu leichtem bis mäßigen Regen. In einem streifen von
Rheinland-Pfalz bis nach Mecklenburg gibt es dagegen eine (Konvergenz-)Zone, in
der sich etwas Cape bildet mit örtlichen Schauern. Gewitter sind hier dank einer
Sperrschicht in etwa rund 600 hPa eher unwahrscheinlich.
In den Nordwesten sickert im Randbereich des Keiles mit einem nennenswerten
Gradienten unterdessen eine etwas trockenere und stabilere Luftmasse ein.
Letztlich treffen die etwas stärkeren Winde im genannten Streifen auf den
Bereich mit schwächerem Gradienten, so dass eine wenig intensive Konvergenz
entsteht.
Insgesamt überwiegt wolkiges Wetter, nur ganz im Nordosten und teils an der
Nordsee sind längere Aufheiterungen möglich.
Es weht schwacher, im Nordwesten mitunter mäßiger Wind aus Nordost bis Nord. Mit
längerem Sonnenschein sind im Nordosten 23 Grad möglich, bei Dauerregen im Süden
werden kaum 15 Grad erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das Höhentief nur wenig nach Osten in
den Raum Genua, wo sich auch das Bodentief befindet und weitere Tiefs sind vor
Venedig und über den Karpaten auszumachen. Demgegenüber steht etwas höherer
Luftdruck über Norddeutschland und der Nordsee. Die Hebungsvorgänge über dem
Süden halten an und weiten sich laut ICON zur Mitte bzw. bis nach
Südniedersachsen hin aus. Nach EZMW und GFS dehnt sich der Regen nicht so weit
nach Norden aus.
Innerhalb von 24 Stunden fallen bis 06 UTC im Süden meist 7 bis 15 mm, im
Bodenseegebiet und im Osten Bayerns 15 bis 25 und punktuell im Bayerischen Wald
gut 30 mm. Die Ensembles liefern nur geringe Hinweise für Dauerregen (vor allem
CosmoLEPS, Schwarzwald/Alb, Ostbayern, 5 bis 10 Prozent).

Ansonsten fallen die Schauer meist in sich zusammen und ganz im Norden zeigen
sich größere Auflockerungen.
Mittwoch ... zieht das Höhentief unter leichter Abschwächung nach Oberitalien
und ein weiteres, intensiveres Höhentief wird vom blockierenden, ungewöhnlich
kräftigen Höhenhoch weit westlich von Irland nach Süden über die Britischen
Inseln gesteuert. An der Nord- und Ostflanke des Höhentiefkomplexes dauert bei
uns eine südöstliche Höhenströmung an.
Am Boden gibt es bei uns weiter eine schwache, allenfalls mäßige Nord- bis
Nordostströmung an der Südflanke eines schwachen Hochdruckgebietes über dem
Nordmeer.
In dieser Konstellation bleibt die Bewölkungs- und Niederschlagsverteilung sowie
die Intensität der Niederschläge unsicher. Wahrscheinlich überwiegen in der
Mitte und im Süden die Wolken und örtlich regnet es. In der Fläche werden aber
geringere Regenmengen berechnet. 24stg. sind es meist 4 bis 10 mm, bei IFS und
GFS örtlich 15 bis 20 mm, vereinzelt auch mehr. Im Norden ist es trockener und
die Chancen auf etwas mehr Sonne, vor allem an den Küsten, sind größer. 48stg.
Können die Dauerregenschwellen über 40 mm im Bayerischen Wald und im Alpenraum
überschritten werden.
Der Wind spielt erneut keine große Rolle.

Interessant die Entwicklung in der Nacht zum Donnerstag: ICON und IFS simuliert
einen Randtrog, der von Südosten auf den äußersten Osten übergreift, an den ein
nach Westpolen ziehendes flaches Bodentief gekoppelt ist. Auch Warmluftadvektion
greift auf diese Gebiete über. Entsprechend fängt es ganz im Osten an zu regnen.
Im übrigen Deutschland fallen bei wechselnder bis starker Bewölkung einzelne
Schauer.

Donnerstag ... zieht das westliche Höhentief zur Biskaya und das flache
Höhentief über Friaul ändert seine Lage nur wenig. Damit dreht die Höhenströmung
etwas auf Ost- bis Südost. Am Boden bildet sich aus einem Keil des Höhenhochs
südlich von Grönland eine Hochzelleüber dem südlichen Nordmeer, wobei sich die
Hochdruckzone vom Nordostatlantik nach Skandinavien ausdehnt. Damit nimmt im
Küstenbereich der Gradient zum Tiefdrucksumpf über Mitteleuropa zu und ganz im
Norden herrscht auch Warmluftadvektion in der Höhe, während in unteren Schichten
eher kühle Ostseeluft heranströmt. Dies führt ganz im Norden zu starker
Bewölkung und nach ICON regnet es hier auch kräftig (bei den anderen
Globalmodellen ist dieser Effekt nur abgeschwächt vorhanden). Im übrigen
Deutschland gibt es nur wenig Hebungsantrieb bei indifferenter, im Südwesten
später leicht zyklonaler Strömung. Im Tagesverlauf trocknet mit der Aufheizung
die Bewölkung gebietsweise ab, aber es baut sich dann wieder Cape auf (50 bis
gut 500 J/Kg) und bei PPWs zwischen 20 mm im Südwesten und 29 mm im Raum Berlin
bilden sich einzelne Schauer, vor allem nach Südwesten hin im Trogbereich auch
Gewitter, die bei geringer Zuggeschwindigkeit Starkregen und meist kleinen Hagel
bringen können.


Modellvergleich und -einschätzung
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Der großräumige Fahrplan steht. Die Unterschiede liegen im Detail und gerade was
die Niederschlagsprognose angeht, wird diese schon ab morgen unsicher
(SE-Bayern; Modellvergleich). Die Unsicherheiten rühren von den Höhentiefs, die
maßgeblichen Einfluss bei uns gewinnen und deren Simulation schwierig ist. Dazu
kommt das kleine Unterschiede in Lage und Stärke der Tiefs große Auswirkungen
auf die Niederschlagsentwicklung haben können, was die letzten Simulationen,
nicht nur des ICON, unter Beweis gestellt haben


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden