DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-06-2020 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 06.06.2020 um 10.30 UTC



Im Süden anfangs Aufgleitniederschläge. Ansonsten steigende Temperaturen bei vor
allem in der Südhälfte zunehmender Gewittergefahr. Im Norden im Verlauf
weitgehend Hochdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 13.06.2020


Am Dienstag liegt Deutschland im Einflussbereich eines von Skandinavien
ausgehenden Höhentroges, dessen Achse über Nordwestdeutschland nach
Südostfrankreich weist, wo sich ein Cut-Off-Tief befindet. Am Boden liegen wir
im schwachgradientigen Randbereich eines Azorenhochkeiles über Großbritannien in
einer nördlichen bis nordöstlichen Strömung, mit der recht kühle Luft zu uns
kommt. Im Süden kommt es dadurch zu einer Gegenstromlage mit Regenfällen.
Am Mittwoch wird das Höhentief südöstlich von Island durch einen Warmluftvorstoß
nach Ostgrönland und Island zur Irischen See gelenkt und das flache Höhentief
driftet dadurch etwas nach Nordosten nach Oberitalien. Am Boden liegen wir
weiter in einer schwachen Nordostströmung, wobei sich ein neues blockierendes
Hoch über Skandinavien bildet.
Während das kräftige hochreichende Tief über Westeuropa am Donnerstag zur
Bretagne driftet, zieht das Höhentief über Oberitalien im weiten
Steuerungsbereich nach Österreich. Damit kommt es anfangs im Südosten noch zu
Aufgleitregenfällen. Über Skandinavien verstärkt sich die von Osteuropa bis zum
Höhenrücken über dem Nordostatlantik reichende Höhenhochdruckbrücke und auch am
Boden steigt über Skandinavien der Luftdruck.

Am Freitag zieht das Tief im Westen nur wenig nach Süden und erreicht den
Küstenstreifen zwischen Loire- und Garonne-Mündung (Gironde). Das flache
Höhentief über Österreich wird als Randtrog in den Strömungsbereich dieses Tiefs
einbezogen und driftet über uns nach Nordwesten. Am Boden reicht tiefer
Luftdruck über Mitteleuropa bis nach Südosteuropa und niedertropospährisch
gelangt von Südosten warme Luft nach Deutschland. Am Nordrand des tiefen Drucks
über Mitteleuropa entwickelt sich im Küstenbereich ein recht kräftiger Gradient
zum Hoch über Skandinavien.

Am Samstag verlagert sich das Höhentief nach Zentralfrankreich und vorderseitig
wandert eine Tiefdruckrinne von Frankreich nach West- und Süddeutschland. Die
Warmluft bleibt dabei weiterhin wetterwirksam.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modellauf von IFS und der von gestern 12 UTC simulieren die
synoptischen Basisfelder bis in die erweiterte Mittelfrist (kommendes
Wochenende) sehr ähnlich.
Der Lauf von gestern 00 UTC zeigt dagegen Differenzen zu den beiden letzten
Läufen. Im aktuellen Lauf tropft am Mittwoch ein Höhentrog zu den Britischen
Inseln ab, während im gestrigen 00-UTC-Lauf der Trog lediglich nach Südnorwegen
und Dänemark schwenkt.
Wettermäßig macht sich das noch nicht nennenswert bemerkbar.
Am Donnerstag zieht im neuen Lauf das auch am Boden ausgeprägte Tief nach
Westfrankreich und von dort erstreckt sich recht tiefer Luftdruck nach
Mitteleuropa, während sich über Skandinavien hoher Luftdruck entwickelt (´High
Over Low`). Somit können sich bei uns im Bereich des ´Tiefdrucksumpfes´ örtlich
Schauer und einzelne Gewitter entwickeln, was trotz höheren Luftdruckes aber mit
Ausnahme des Nordostens auch im alten Lauf möglich ist.
Am Samstag entwickelt sich im Lauf von gestern 00 UTC zwar ähnlich wie im
aktuellen Lauf ein blockierendes Hoch über Ost- und Nordosteuropa, jedoch reicht
ein kräftiger Höhenkeil nach England. Damit werden in dieser Variante nur in
Süddeutschland konvektive Regenfälle simuliert, während im neuen Lauf auch im
Norden Schauer möglich sind.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die heutige Simulation von ICON sieht ähnlich aus wie die gestrige Version von
IFS. In dieser Variante schwenkt bis Donnerstagmittag lediglich ein Höhentrog
über Südskandinavien durch und es kommt nicht zum Abtropfprozess nach
Frankreich.
Die anderen Globalmodelle bringen alle das Abtropfen meist westlich von uns.
Dabei hat NAVGEM die westlichste Version mit einem Höhentiefzentrum über der
Biskaya und JMA hat die östlichste Variante mit einem Tiefzentrum über dem
zentralen Deutschland.
Alle Lösungen bringen gemeinsam einen Druck- und Potentialanstieg über
Skandinavien. Insofern haben wir es in der 2. Wochenhälfte mit einer High-
Over-Low-Situation zu tun, in der im Norden und Nordosten die geringste
Regenwahrscheinlichkeit zu erwarten ist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse vom IFS liefert heute drei Cluster, die allesamt als
blockierend eingestuft werden. Dabei ähneln sich die beiden ersten Cluster, da
in beiden Varianten es zum Höhentief über Westeuropa kommt und wir in seinem
Randbereich liegen. Im letzten Cluster schwenkt lediglich ein Randtrog über
Südskandinavien durch wie in der ICON-Lösung und wie im IFS-Lauf von gestern 00
UTC. Aber auch hier hält sich über Südeuropa relativ niedriges Potential mit
entsprechender Konvektionsbereitschaft.
In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man nach dem kühlen Kurzfristbereich ab
Dienstag einen allmählichen Temperaturanstieg, wobei die Streuung ab Freitag
zunimmt.
Auch das Geopotential steigt an, besitzt aber am Donnerstag im Mittel noch
einmal eine Delle im Anstieg. Daher simulieren die Mehrzahl der Modelruns vom
IFS-EPS den Durchgang eines Randtroges ähnlich wie der oper. Lauf.

In den EPS-Meteogrammen steigen die Temperaturen im Norden stärker als im Süden,
da es dort anfangs noch zu Aufgleitvorgängen kommt und die Zyklonalität
offensichtlich in abgeschwächter Form länger andauert.
Auch im Norden bleibt noch eine Rest-Regenwahrscheinlichkeit erhalten trotz der
Nähe zum Skandinavienhoch.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen ist insgesamt nur
gering.
Am Dienstag und Mittwoch gibt es im Süden eine geringe Restwahrscheinlichkeit
von Dauerregen.
Ab Donnerstag gibt es vor allem in der Südhälfte eine leicht erhöhte
Wahrscheinlichkeit für markante Gewitter.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden