DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-06-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 01.06.2020 um 10.30 UTC



Wechselhaft, häufig Regen, anfangs teils gewittrig, kühl, im Osten und Süden
anfangs allenfalls noch mäßig warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 08.06.2020


Am Donnerstag gelangt Deutschland in den Einflussbereich eines von Westeuropa
hereinschwenkenden markanten Troges. Vorderseitige Hebung lässt eine flache
Tiefdruckrinne entstehen, in welcher feuchtlabile Luft im Osten weit nach Norden
geführt wird. Daher können sich dort (je nachdem, ob zuvor noch kräftige
Einstrahlung erfolgt) teils kräftige Gewitter entwickeln. Unwetter können nicht
ausgeschlossen werden. In weiten Teilen Deutschlands ist schauerartiger Regen zu
erwarten. Ob dabei Warnschwellen (Starkregen) erreicht werden, ist noch nicht
sicher. Diese Niederschläge, die anfangs noch von Gewittern begleitet sein
können, dauern in der Nacht zum Freitag im Südosten und ganz im Osten noch an,
bevor sich auch dort kühlere Luft durchsetzt. Danach wird die 20 Grad-Marke kaum
noch erreicht. Am Freitag greift im Tagesverlauf eine Warmfrontwelle mit
zeitweisem Regen von Westen und Nordwesten her auf Deutschland über.
In der Nacht zum Samstag weitet sich der wetterbestimmende Trog über den
Britischen Inseln etwas nach Süden aus, wodurch sich eine südwestliche Strömung
ergibt. Am Samstag läuft aus diesem Trog ein Kurzwellentrog heraus, der in den
Nordwesten Deutschlands schwenkt. Hierdurch erfassen erneut Niederschläge weite
Teile von Deutschland. Nach Südosten hin kann es, bedingt durch leicht föhnigen
Einfluss, zunächst noch trocken bleiben und ein Temperaturanstieg auf mehr als
20 Grad erfolgen, bevor auch dort schauerartiger und anfangs teils gewittriger
Regen einsetzt.
Am Sonntag und Montag konzentriert sich das Niederschlagsgeschehen in Verbindung
mit einer über dem Alpenraum schleifenden Front auf den Süden und Südosten. An
den Alpen dauern hierdurch die Niederschläge längere Zeit an. Im Nordwesten
sind, bedingt durch den über der Nordsee liegenden und allmählich auf
Deutschland übergreifenden Trog, Schauer und kurze (Kaltluft)Gewitter zu
erwarten. In einem breiten Streifen, der sich von Vorpommern und der Oder bis in
den westlichen Mittelgebirgsraum hinein erstreckt, führt kompensierendes
Absinken vermehrt zu Auflockerungen; dort gibt es nur einzelne Schauer. Die 20
Grad-Marke wird nur bei entsprechender Einstrahlung erreicht oder etwas
überschritten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum schwenkt der bisher
wetterbestimmende Trog nach Nordosteuropa. Über die Britischen Inseln und
Frankreich hinweg weitet sich ein nachfolgender Trog bis ins westliche
Mittelmeer aus, so dass sich eine schwache süd-südwestliche Strömung ergibt. Mit
dieser dürfte dann wieder deutlich wärmere Luft advehiert werden, wodurch sich
ein Temperaturanstieg auf deutlich über 25 Grad abzeichnet. Allerdings nimmt
hierdurch die Gewitterneigung bis hin zum Unwetter deutlich zu.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Simulationen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede
lassen sich bis dahin nicht ableiten. Am Sonntag zeigen die beiden aktuelleren
Modellläufe über der Nordsee ein Tief. Der gestrige 00 UTC-Lauf hatte dort einen
schwachen Zwischenhochkeil im Programm. Auch am Montag ist der 00 UTC-Lauf des
Vortages gegenüber den beiden jüngeren Simulationen im Bodendruckfeld noch eher
antizyklonal geprägt. Allerdings hat der aktuelle wie auch die beiden
Modellläufe des Vortages eine Troglage über Mitteleuropa zu bieten.
Die im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum sich abzeichnende
Erwärmung hatte sich auch bei den weiter zurückliegenden Modellläufen ergeben.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag zeigen die verfügbaren Modelle weitgehend ähnliche
Ergebnisse. Am Freitag wird an der Vorderseite eines auf Deutschland
übergreifenden Troges ein Bodentief auf Vb-ähnlicher Zugbahn nach Norden
gesteuert. Nach ICON geschieht dies über Westpolen, nach GFS und nach dem Modell
des kanadischen Wetterdienstes um 200 bis 300, nach EZMW ca. 500 km weiter
östlich der Fall. Für die im Osten zu erwartenden Niederschlagssummen ist diese
Frage von entscheidender Bedeutung. Am Samstag und Sonntag ergeben sich dann
weitgehend ähnliche Strukturen. Am Montag lässt ICON den nachfolgenden Trog über
Frankreich austropfen. Das kanadische Modell deutet einen derartigen
Austropfprozess, der zu den Westalpen gerichtet ist, nur an. GFS folgt dagegen
dem oben beschriebenen Szenario.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigen die beiden
amerikanischen Modelle ein sich nach Nordfrankreich verlagerndes kräftiges
Höhen- und Bodentief. Vorderseitig ergibt sich (wie beim EZMW mit dem bis ins
westliche Mittelmeer reichenden Trog) eine südliche Strömung, die zwar nach den
amerikanischen Modellen zyklonaler geprägt ist, aber ebenfalls zu einem
Temperaturanstieg führen dürfte.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt weitgehend die Entwicklung des hauseigenen
deterministischen Modells, wobei aber das Höhentief im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum weiter östlich erwarten wird. Dies würde
einen Temperaturanstieg weniger wahrscheinlich werden lassen oder zumindest
weiter verzögern. Insgesamt ist der Spread relativ gering. Anhand der
Einzellösungen lassen sich nur wenige Ausreißer sowohl an der warmen als auch
der kalten Seite finden.
Das EPS des EZMW bestätigt bei Betrachtung des EPS-Mittels das oben beschriebene
Szenario. Für den erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum werden 3
Cluster gebildet, von denen eines (mit 14 Membern) die Variant der
amerikanischen Modelle zeigt. Zwischenhocheinfluss, wie weiter oben beschrieben,
wird nur von ca. zwei Fünfteln der Einzellösungen gesehen. Der Spread des EPS
(hinsichtlich Geopotential und 850-er Temperaturen) vergrößert sich von
Nordwesten nach Südosten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Höhepunkt der Gewittertätigkeit sollte sich am Donnerstag ergeben. Im Osten
und Süden können dann unwetterartige Entwicklungen (vor allem durch heftigen
Starkregen) nicht ausgeschlossen werden. Am Freitag frischt der Wind auf, die
Wahrscheinlichkeit für stürmische oder gar Sturmböen auf höheren Berggipfeln ist
jedoch gering.
Am Samstag können sich im Südosten erneut Gewitter entwickeln, die zwar durchaus
zu Starkregen, kleinerem Hagel und Sturmböen führen können. Unwetter sind eher
unwahrscheinlich. An den Alpen setzt länger andauernder Regen ein; Dauerregen
oberhalb der Warnschwellen kann bis weit in den Sonntag hinein nicht
ausgeschlossen werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS (EZMW), anfangs noch MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann