DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-05-2020 08:01
SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.05.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NEa
Meist keine markanten Wettererscheinungen. Vielfach Fortdauer der Trockenheit.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... Deutschland liegt zwischen einem langgestreckten, von Südwesteuropa
bis zum Nordmeer reichenden Höhenkeil und einem Cut-Off-Tief-Komplex über Ost-
und Südosteuropa mit einem Kern an der Nordküste des Schwarzen Meeres und einem
weiteren über der Slowakei, der sich nach Ungarn verlagert. Dabei zieht sein
Randtrog mit seiner Achse heute von Polen zum östlichen und südöstlichen
Deutschland. Durch diesen Randtrog wird über Mittel- und Südnorwegen eine
Höhenantizyklone abgelöst, die das Bodenhoch dort stützt. Am Rande des Hochs
strömt von Osten und Nordosten relativ kühle Luft nach Deutschland, die sich
aber auf dem Weg nach Südwesten erwärmen kann. Es resultieren in 850 hPa
Temperaturen zwischen 1 Grad an der Oder und 7 Grad in Südbaden. Entsprechend
erreichen die Höchstwerte 16 Grad im östlichen Mittelgebirgsraum und 23 bis 25
Grad in den Flusstälern im Westen und Südwesten. Im Bereich des Troges wird die
Luft im Südosten leicht gehoben und labilisiert. Entsprechend wird in
Südostbayern auch etwas CapeML berechnet (50 bis knapp 200 J/Kg) so dass dort
einzelne Schauer fallen. Diese sind meist bei gut 600 hPa gedeckelt, so dass die
Obergrenze der Konvektion rund -12 Grad erreicht. Im Raum Passau kann die
Konvektion nach CD2 bis knapp an die -20 Grad reichen, so dass ein Gewitter dort
nicht ganz ausgeschlossen werden kann. Der Wind frischt mitunter böig auf und
die Modelle zeigen örtlich im Osten und Nordosten 7er Böen, was aber durch
Mosmix nicht gestützt wird (meist 5er und 6er Böen). Auch in den Hochlagen der
östlichen und südlichen Mittelgebirge sind steife Windböen möglich.

In der Nacht zum Sonntag gibt es meist einstellige Tiefstwerte und Bodenfrost
ist allenfalls noch in ungünstigen Tal- und Muldenlagen der südöstlichen Gebirge
möglich. Auf exponierten Gipfeln des Schwarzwaldes können 7er und 8er Böen
auftreten (Low-Level-Jet).

Sonntag... verbleibt Deutschland zwischen der Höhenantizyklone über Nordeuropa
und dem Höhentief über der Ukraine. Dessen markantester Troganteil verläuft zu
Tagebeginn in einem weiten Bogen über Ungarn und Oberitalien bis nach Benelux.
Auch wenn ein kleinräumiges Höhentief als Residuum des Troges bis in die Nacht
zum Montag über Frankreich verbleibt - der Trog verlagert sich ansonsten
allmählich südwärts und somit kommt auch der Süden Deutschlands mehr und mehr
auf die Rückseite der Trogachse. Dies bedeutet aber auch steigendes Geopotential
und vor allem im Norden ist die Höhenströmung antizyklonal strukturiert, im
Südosten dagegen eher glatt konturiert und hier macht sich WLA bemerkbar. Damit
überwiegt im größten Teil Deutschlands freundliches Wetter mit einigen lockeren,
meist mittelhohen und hohen Wolkenfeldern. Im Südosten sind durch die WLA
dichtere und teils auch tiefe Wolken unterwegs, die in den östlichen und
südöstlichen Mittelgebirgen mitunter auch ein paar Tropfen Regen bringen können.
Zwar schwächen sich Hoch STEFFEN und Tief ISOLDE im Tagesverlauf etwas ab,
allerdings verschärft sich der Gradient am Nachmittag im Nordosten dadurch, dass
ein Bodentrog des Osteuropa-Tiefs nach Sachsen schwenkt und an der Nordflanke
der Gradient vorübergehend zunimmt. In der Folge lebt der Wind im Nordosten noch
etwas auf und von Vorpommern bis nach Nordostbrandenburg sowie in Ostholstein
sind einzelne steife Böen zu erwarten, die abends wieder nachlassen (ICON, CD2,
IFS). Nach CD2 wären auch steife Windböen in der Lausitz sowie vereinzelt im
Westen und Nordwesten möglich, sind aber unwahrscheinlich. Bezüglich der
Temperatur ist zu sagen, dass die 850er-Werte leicht ansteigen und vor allem
deutschlandweit gerechter verteilt sind. Letztendlich liegen sie am Nachmittag
sehr verbreitet um 5 Grad, was Höchstwerte zwischen 16 Grad bei vielen Wolken im
Südosten und bis zu 23 bis 24 Grad im Westen erwarten lässt.
In der Nacht zum Montag wird der Wind tagesgangbedingt, aber auch durch den sich
aufweitenden Gradienten, schwächer. Im Südosten halten sich teils dichte Wolken,
sonst sind es nur hohe oder mittelhohe Wolken, die durchziehen. Bodenfrost ist
dadurch weitgehend ausgeschlossen bei Tiefstwerte zwischen 10 und 4 °C.

Montag... liegt Deutschland weiter am Südrand der hochreichenden blockierenden
Antizyklone, deren Kern über Südskandinavien zögerlich nach Süden vorankommt und
die sich im Tagesverlauf und auch in der Nacht allmählich abschwächt. Dabei wird
der Zustrom mäßig warmer Festlandsluft aus Ost- und Nordosteuropa
aufrechterhalten. Diese kann sich auf ihrem Weg nach Südwesten aber weiter
erwärmen, was sich auch in den 850er Temperaturen widerspiegelt, die sich um 7
°C bewegen und im Nordwesten sowie Südwesten am Spätnachmittag 10 Grad
überschreiten. Damit sollte im Westen auch wieder die 25-Grad-Marke
überschritten werden. Der Wind weht schwach bis mäßig, in Böen frisch aus
Nordost. Dabei setzt sich die Trockenheit fort. Selbst GFS zeigt im Südosten nur
noch ganz vereinzelt einen leichten Schauer.

Die Nacht zum Dienstag ist mit 10 bis 4 Grad ähnlich kalt wie die Vornächte.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle zeigen ähnliche Ergebnisse.

Nach den EPS-Ergebnissen von ICON, IFS und CD2 gibt es die größten
Wahrscheinlichkeiten für steife Windböen morgen von Nordbrandenburg bis nach
Vorpommern und in Ostholstein (60 bis 1000 Prozent). Nach CosmoLEPS wären Böen
Bft 7 auch im nördlichen Niedersachsen möglich. Selbst Böen Bft 8 sind gering
wahrscheinlich (5 bis 30 Prozent).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden