DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-05-2020 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.05.2020 um 10.30 UTC



Weiterhin Hochdruckrandlage und vor allem nach Westen zu antizyklonal
dominiertes Wetter. Kaum Niederschlag. In der Osthälfte hin und wieder Schauer.

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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 02.06.2020


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums kommenden Freitag, schiebt
sich ein Höhenkeil von der Iberischen Halbinsel über diese Biskaya und
Westfrankreich bis zu den Britischen Inseln und die Nordsee vor. Dieser Keil
stützt ein imposantes Bodenhoch über der Nordsee, was sich zunehmend Richtung
Skandinavien hin ausweitet. Höhenhoch und Bodenhoch werden flanktiert von einem
Langwellentrog über Osteuropa, der den Ostteil Deutschlands mit Wolkenfeldern
und einzelnen Schauern streift, während im Westen des Landes Hochdruckeinfluss
zusammen mit trocken-warmer Luft das Wetter bestimmt.
Im Lauf des Freitags und am Samstag beginnt die Rückenachse zu "kippen" und
erstreckt sich am Sonntag, 00 UTC über die Britischen Inseln hinweg nordostwärts
nach Nordskandinavien. Gleichzeitig weitet sich vom Höhenrücken über dem Ural
ein Keil Richtung Nordwestrussland aus, so dass der Höhentrog über Osteuropa
bzw. dem östlichen Mitteleuropa abtropft. Das Cut-Off-Tief "nistet" sich nach
Lesart des aktuellen IFS-Laufes am Samstag in etwa über Weißrussland ein. Ein
kleiner Randtrog diese Höhentiefs streift den Südosten des Landes am Samstag, so
dass es im Osten Bayerns zu einzelnen Schauern kommt. Zwar weist das Höhentief
insgesamt keine allzu große Wetterwirksamkeit auf, dennoch hält er die Advektion
nur mäßig warmer Luftmassen von Nordosten her ins Vorhersagegebiet aufrecht. Nur
nach und nach kann sich die Luftmasse am Südrand des sich am Samstag von der
Barentssee über Skandinavien bis ins nördliche Mitteleuropa erstreckenden Hochs
etwas erwärmen; bis Samstag, 12 UTC steigt die 850 hPa-Temperatur immerhin auf 2
Grad im Nordosten und 8, vielleicht 9 Grad im Südwesten, wo es in den großen
Flusstälern (Oberrhein) dann wohl für einen Sommertag reicht. Im Nordosten muss
man sich dagegen mit Höchstwerten um, an der Ostsee wohl eher unter 20 Grad
begnügen.
Über die Pfingstfeiertage sowie am kommenden Dienstag tropft vom Norden
Russlands her ein neuer Randtrog nach Südwesten hin ab, so dass sich das
Höhentief über Osteuropa nochmals regeneriert und sich sogar noch ein wenig nach
Mitteleuropa hin ausdehnt. Dadurch bleibt es im Osten und vor allem im Südosten
des Landes weiterhin wechselhaft mit einzelnen Schauern. Im Westen ist es
dagegen heiter bis wolkig und trocken. Das Temperaturniveau ändert sich kaum.

In der erweiterten Mittelfrist verlagert sich das Höhentief dann nach Österreich
und Tschechien, wo es sich nur zögernd auffüllt. In seinem Einflussbereich
dominiert auch in Bayern weiterhin wechselhaftes Wetter mit einzelnen Schauern,
vielleicht auch kurzen Gewittern. Gleichzeitig erreicht von der Nordsee her ein
Randtrog den Nordwesten Deutschlands, so dass auch im Norden und Westen einzelne
Schauer verbunden mit deutlich kühlerer Nordseeluft auftreten können.


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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Was die grundsätzliche Wetterentwicklung über die Pfingstfeiertage hinaus
angeht, unterscheidet sich der aktuelle IFS-Lauf von seinen Vorgängern nur
wenig: Einem sich von den Britischen Inseln bis ins Nordmeer bzw. Skandinavien
erstreckenden Höhenrücken steht ein Höhentrog bzw. Höhentief über Osteuropa
gegenüber.
Zu Pfingsten "kippt" der Höhenrücken Richtung Skandinavien, wo sich eine
eigenständige Höhenantizyklone etabliert. An deren Südflanke kommt das
osteuropäische Höhentief etwas nach Westen voran. Der aktuelle IFS-Lauf lässt es
quasi als abgeschlossenes Cut-Off-Tief, respektive als Kaltlufttropfen bis
Dienstag, 00 UTC nach Böhmen ziehen, während sie beiden gestrigen IFS-Läufe
einen mit mehreren Drehzentren (eines davon allerdings nach Lesart beider Läufe
ebenfalls über dem Westen Tschechiens) ausgestatteten Höhentrogkomplex auf der
Agenda hatten.
Im Unterschied zu den beiden gestrigen Läufen simuliert der aktuelle IFS-Lauf an
der Westflanke des Kaltlufttropfens leichte Niederschläge, am Sonntag vor allem
in der Lausitz sowie im Erzgebirge, am Montag dann weiter nach Osten/Südosten,
bis nach Bayern und in den zentralen Mittelgebirgsraum ausgreifend.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen Globalen Modelle zeigen ähnliche Ergebnisse. Ein Höhenhoch über
Skandinavien und dem Nordmeer, wird von einem Höhentrog bzw. einem Höhentief
über Russland und Osteuropa flanktiert. Das Höhentief streift zeitweise den
Osten Deutschlands mit Wolkenfeldern und einzelnen Schauern, vereinzelt auch mal
kurze Gewitter nicht ausgeschlossen. Der Westen Deutschlands verbleibt unter
Hochdruckeinfluss in einer trockenen Luftmasse. Daran ändert sich bis auf
weiteres kaum etwas. Erst in der erweiterten Mittelfrist könnte sich zum Ende
des Zeitraumes hin eine antizyklonal geprägte Nordwestlage etablieren. Dieses
Szenario ist aber noch sehr unsicher.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das Blocking-Muster zieht sich bis in die erweiterte Mittelfrist durch und auch
die Clusterung des IFS zeigt ein derartiges Muster. Somit ergibt sich für den
Zeitraum T+72...96 Stunden auch nur 3 Cluster, die im Bereich Mitteleuropa das
Blocking Muster verinnerlichen.
Im nächstfolgenden Zeitraum (T+120...168 Stunden) verteilen sich die 49
Ensemblemember, der Haupt- und der Kontrolllauf dann auf 5 Cluster (jeweils 15,
14, 11, 7 und 4 Member). Alle drei Cluster zeigen eine allmähliche Ausweitung
des über Ost-/Südosteuropa abgetropften Höhentiefkomplexes Richtung Mitteleuropa
zu den Pfingstfeiertagen auf. Cluster 4 ähnelt der Variante des
deterministischen Laufes, der sich, genauso wie der Kontrolllauf auch im
selbigen befindet. Cluster 3 ähnelt der Cluster 1-Variante, während in Cluster 2
das sich über Pfingsten allmählich nach Mitteleuropa ausweitende Höhentief
Verbindung aufnimmt zu einem über dem nahen Ostatlantik abtropfenden Höhentief,
wodurch sich am Pfingstmontag eine von Ost- über Mitteleuropa bis ins Seegebiet
südwestlich der Britischen Inseln reichende Geopotenzialrinne ergibt. Der
blockierende Höhenrücken über dem nordeuropäischen Raum bleibt in allen drei
Clustern ähnlich kräftig ausgeprägt.

Vier Cluster zeigt die erweiterte Mittelfrist (T+192...240 Stunden, jeweils 19,
14, 11, 7 Member). Generell wird in allen Clustern das hohe Geopotenzial über
Nordeuropa langsam abgebaut, während es über dem mittleren Nordatlantik mehr
oder weniger bis nach Westeuropa aber erhalten bleibt.
Nach Lesart von Cluster 1 und 2 stellt sich für Mitteleuropa eine Nordwestlage
ein. Die teils zyklonal, teils aber eher auch antizyklonal geprägt ist.

Die Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur verschiedener Rauchfahnen im
Vorhersagegebiet verläuft bis Pfingsten in einem relativ engen Spread auf recht
niedrigem Temperaturniveau (im Nordosten zwischen 0 und 3 Grad, im Südwesten
zwischen 4 und 9 Grad mit jeweils wenigen Ausreißern nach oben bzw. nach unten).
Zu und nach Pfingsten wird der Spread allmählich größer bei leicht steigendem
Temperaturniveau, wobei sich Haupt- und Kontrolllauf zunächst im oberen Bereich,
nach Pfingsten dann aber zunehmend im mittleren bis unteren Bereich der
Kurvenschar befindet.
Nur wenig Niederschlagssignale haben die Rauchfahnen für Gitterpunkte im
Nordwesten/Westen Deutschlands auf der Agenda, Richtung Osten und Südosten
nehmen sie aber vor allem zu den Pfingstfeiertagen etwas zu. Allerdings gibt es
kaum Einzelläufe, die mehr als wenige mm/6h simulieren, flächendeckend hohe
RR-Mengen sind somit wohl auch im Osten/Südosten nicht zu erwarten.

FAZIT:
Die ICON-Variante mit überwiegend sonnigem Wetter auch zu Pfingsten stellt wohl
eine Außenseiterlösung dar. IFS, GFS und letztendlich auch die Kanadier
tendieren eher zu einer Hochdruckrandlage, wobei von Osten her ein oder mehrere
Höhentiefs einem durchweg sonnigen Pfingstwetter im Osten des Landes vielerorts
einen Strich durch die Rechnung machen können. Leider geht das Ganze wohl nicht
mit allzu ergiebigen Niederschlägen einher. Das Temperaturniveau bleibt eher
gedämpft; dort, wo sich aber die Sonne länger durchsetzen kann, vor allem im
Südwesten, reicht es aber durchaus auch für einzelne Sommertage.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mit signifikante Wettererscheinungen ist im gesamten Mittelfristzeitraum erst
einmal nicht zu rechnen. Zu Pfingsten bzw. dann auch in der erweiterten
Mittelfrist können mit den Höhentiefs eventuell labiler geschichtete Luftmassen
eingesteuert werden, die neben Schauern auch zu einzelnen Gewittern führen,
allerdings dürfte es maximal kleinräumig für markante Begleiterscheinungen, wenn
überhaupt, reichen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer