DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-05-2020 07:30
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.05.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HB
Heute noch gebietsweise windig, auf Bergen stürmisch. Im Südosten
Gewittergefahr. Danach unter Hochdruckeinfluss ruhig und wärmer.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Am heutigen Montag... befindet sich ein Höhenrücken im Bereich der Britischen
Inseln und der westlichen Nordsee. Warmluftadvektion auf der Vorderseite eines
Tiefs westlich von Island sorgt dafür, dass der Rücken sich im Tagesverlauf noch
weiter Richtung Nordmeer aufwölbt, andererseits sorgt ein nordwestlich von
Schottland durchziehender Trog für eine Ostwärtsverlagerung der Rückenachse, die
am Abend eine Linie London-Bergen erreicht. Diesem Rücken steht ein
umfangreicher Trog über dem gesamten östlichen Mitteleuropa und Osteuropa
gegenüber. Damit liegt Deutschland in einer nördlichen Höhenströmung, die
Richtung Osten etwas kräftiger und zyklonaler ausgeprägt ist. Bodennah dominiert
schon der Einfluss eines Hochs, dessen Schwerpunkt aktuell im Bereich des
westlichen Kanals liegt, der sich aber bis zum Abend bis in die südwestliche
Nordsee verlagern soll. Anfangs liegt noch ein Tief im Bereich des Baltikums,
dieses soll aber unter Abschwächung nach Osten vorankommen. Damit schwächt sich
der Gradient über Deutschland im Tagesverlauf etwas ab. Dieser ist zunächst vor
allem in einem Streifen von der Deutschen Bucht bis zum östlichen Bergland etwas
stärker, so dass dort auch noch einzelne steife Böen aus Nordwest auftreten
können, insbesondere in freien Lagen und in Verbindung mit Schauern. Im übrigen
Land weht der Wind nur mäßig aus Nordwest. In exponierten Lagen der Berge treten
stürmische Böen oder Sturmböen auf, zunächst im Harz und Erzgebirge, später dann
im Bayerischen Wald und im östlichen Alpengebiet. Beim Wetter deutet sich eine
gewisse Zweiteilung an: Der Westen steht schon unter Hochdruckeinfluss, dort hat
sich schon eine Absinkinversion gebildet, die im Tagesverlauf immer tiefer
sinkt. Darunter hält sich noch etwas Feuchte, so dass einige Quellwolken am
Himmel sind, dazwischen scheint aber auch länger die Sonne. Für Schauer sollte
es dort aber ab dem späten Vormittag nicht mehr reichen. In der Osthälfte ist es
dagegen noch etwas instabiler, auch wenn dort im Tagesverlauf ebenso von Norden
her die Entstehung einer Absinkinversion beobachtet werden kann. Zuvor kann es
aber bei marginaler Labilität noch Schauer geben, wie oben im Zusammenhang mit
dem Wind schon erwähnt wurde. Im Südosten, von Oberfranken bis Oberbayern kann
sich noch etwas mehr CAPE aufbauen (wenige hundert J/kg), das aber am Nachmittag
von Norden her ebenso durch die Inversion wieder zerstört wird. Somit reicht es
am ehesten noch in Südostbayern für die Entstehung von Gewittern. Gute
Scherungsbedingungen bei recht flottem Höhenwind erlauben dann auch eine
Organisation der Zellen bei gleichzeitig recht hoher Zuggeschwindigkeit Richtung
Südsüdost. Als markante Gewittergefahr stehen dann am ehesten stürmische Böen
oder mal kleinkörniger Hagel im Raum, für Starkregen sollte es in der recht
kühlen Luftmasse und bei recht flott ziehenden Zellen nicht reichen. Am
Erzgebirge und noch mehr am östlichen Alpenrand werden die Schauer durch Stau
verstärkt, dort kann es etwas mehr regnen. Im Bereich der Berchtesgadener Alpen
können es dann durchaus bis morgen früh 20 l/qm werden, womit wir aber noch
unter den Warnschwellen verbleiben. Diese werden eher in Oberösterreich
überschritten. Zum Schluss noch ein Wort zu den Temperaturen: In 850 hPa werden
über dem Osten nur etwa 1 bis 2 Grad gemessen, was trotz guter Durchmischung der
Grenzschicht nur für Höchstwerte von meist 15 bis 18 Grad reicht. Über dem
Westen und Südwesten sind es dagegen in 850 hPa meist 4 bis 5 Grad, dort sind im
Tiefland immerhin 20 bis 22 Grad möglich.

In der Nacht zum Dienstag nimmt der antizyklonale Einfluss noch etwas zu, das
Tiefdruckgeschehen zieht sich in den Südosten zurück, zumal auch der Trog über
Osteuropa mehr und mehr zu einem umfangreichen Höhentief über dem Balkan
abtropft. Somit ziehen sich die Schauer über dem Osten immer mehr in den Süden
zurück, letzte Tropfen kann es auch noch im Stau des Erzgebirges geben. Am
östlichen Alpenrand regnet es weiter, die Schneefallgrenze liegt dort unter 2000
m. Ansonsten lockern die Wolken immer mehr auf, in der Westhälfte wird es in der
Nacht vielfach klar. Zudem nähert sich der Hochschwerpunkt weiter an, so dass
sich der Wind deutlich abschwächt. Das hat allgemein eine kühle Nacht zur Folge,
meist mit Tiefstwerten zwischen 8 und 4 Grad. In der trockeneren Luftmasse über
dem Westen kann es vor allem im Bergland auch auf 2 Grad runtergehen, was dort
noch einmal leichten Frost in Bodennähe zur Folge haben könnte. Vor allem
Richtung Nordwesten können sich auch mal einzelne flache Nebelfelder bilden.


Am Dienstag... verbreitert sich der Höhenrücken westlich unseres Landes
zunehmend, da an seiner Westseite das Potenzial steigt. Gleichzeitig bleibt eine
markante Rückenachse erhalten, die aber im Norden immer mehr kippt und sich am
Abend von Südengland bis zur Ostsee erstreckt. Das Höhentief über dem Balkan
schwächt sich noch etwas ab und wird langsam weiter abgedrängt. Die
Höhenströmung über Deutschland verbleibt eine nördliche, wird aber schwächer und
antizyklonaler. Bodennah liegen wir im Bereich des Bodenhochs, dessen
Schwerpunkt sich zur Deutschen Bucht verlagert. In der zweiten Tageshälfte wird
aber (unter dem sich verstärkenden Rücken) über Irland ein neuer Hochschwerpunkt
generiert. Die Windverhältnisse sind über dem Norden allgemein schwach, über dem
Süden und Osten weht noch mäßiger Nordostwind. In 850 hPa erreicht das
Temperaturniveau vor allem durch Absinken und Einstrahlung zwischen 4 Grad im
Osten und 7 Grad im Westen. Insgesamt wird die Luftmasse trockener und damit
nehmen die Sonnenanteile zu. Davon ausgenommen sind der Osten und Südosten, wo
noch mehr Bewölkung herrscht und ganz im Südosten auch noch einzelne Schauer
entstehen können. Für Gewitter reicht es aber auch dort nicht mehr. Die
Höchstwerte erreichen dann meist schon 20 bis 25 Grad, etwas weniger sind es an
den Küsten (meist auflandiger Wind), ganz im Osten und im Südosten.

In der Nacht zum Mittwoch nimmt ein Trog den Höhenrücken von Norden her
zunehmend in die Mangel, so dass dieser gespalten wird: Während der östliche
Höhenkeil nach Südosten gedrückt wird (und damit bei uns das Absinken sich noch
etwas verstärkt), wölbt sich der westliche Teil des Rückens weiter nach Norden
auf. Dem Trog vorlaufend dringt eine schwache Okklusion in den Nordwesten
Deutschlands ein. Damit verbunden ist auch wieder Aufzug von Bewölkung, ebenso
kann sich auch vom östlichen Bergland bis in den Südosten noch etwas mehr
Bewölkung halten. Schauer sollte es in der Nacht keine mehr geben. Im übrigen
Land ist es meist klar oder gering bewölkt. Die Tiefstwerte liegen meist wieder
zwischen 9 und 4 Grad, vereinzelt in Mittelgebirgstälern auch etwas darunter, so
dass vereinzelter Bodenfrost wieder nicht ausgeschlossen werden kann. Bei der
schwachgradientigen Lage können sich auch wieder einzelne flache Nebelfelder
bilden.

Am Mittwoch... schwenkt der o.e. Trog über Südskandinavien hinweg und sorgt im
Nordosten Deutschlands wieder für leicht zyklonale Verhältnisse. Der östliche
Höhenkeil wird nach Südosten abgedrängt und sorgt über dem Südosten Deutschlands
für stärkeres Absinken. Die Okklusion dringt weiter nach Südosten vor und sorgt
in der gesamten Nordhälfte und später auch im Osten für dichtere Wolken, aus
denen aber allenfalls vereinzelt mal ein paar Tropfen fallen. Zum Nachmittag
lockern die Wolken ganz im Norden wieder auf. Richtung Südwesten hält sich
dagegen die trockenere Luft und es vielfach sonnig. Das Temperaturniveau ändert
sich im Vergleich zum Vortag nur wenig. Weil aber auf der Vorderseite des Troges
über Skandinavien der Druck fällt, auf der Rückseite aber von Großbritannien her
wieder steigt, verstärkt sich über Norddeutschland der Gradient. Dort weht der
Wind dann wieder mäßig aus Nordwest, im Süden dagegen weiter schwach aus Nord
bis Nordost.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich der Okklusionsrest mit starker
Bewölkung in den Süden und Südosten Deutschlands, während von Norden her die
Wolken wieder auflockern. Weiterhin können daraus auch vereinzelte Tropfen
fallen, mehr sollte es aber nicht werden. Die Tiefstwerte der Nacht werden
zwischen 9 und 5 Grad erwartet, Bodenfrost sollte aus heutiger Sicht dann kein
Thema mehr sein.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die synoptische Lage wird von den Modellen sehr ähnlich simuliert, GFS ist dabei
geringfügig kühler. Die Bewölkungsprognosen der Modelle sind ähnlich, aber mit
leichten Unterschieden, die möglicherweise aber eher systematische Unterschiede
in der Modellphysik aufzeigen als unterschiedlich simulierte Synoptik.
Letztendlich ist die Wetterlage sowieso überaus ruhig.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann