DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-05-2020 07:01
SXEU31 DWAV 240800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 24.05.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
N z, Übergang zu N a
Heute im Norden und Nordosten wiederholt Schauer, auch kurze Gewitter, dabei
Gefahr stürmischer Böen. An der See und auf Berggipfeln auch abseits von
Gewittern stürmische Böen. In der Nacht zum Montag an der Küste und in höheren
Berglagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge weiterhin stürmische Böen,
am Montag auf höheren Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge
noch andauernd. Danach vorerst keine markanten Wettergefahren.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland unter der Rückseite eines Langwellentroges, dessen
Hauptachse Osteuropa erreicht hat und der durch kurzwellige Anteile, die von
Nord-Nordwest hereinlaufen, regeneriert wird. Stromaufwärts greift auf die
Britischen Inseln ein Keil über, der durch weit nach Norden ausgreifende
Warmluftadvektion gestützt wird. Da sich der o.g. Trog und der korrespondierende
Tiefdruckkomplex, der über der Norwegischen See und Skandinavien liegt, kaum
nach Osten bewegt, verkürzt sich die Wellenlänge und die nordwestliche zyklonale
Strömung wird steiler. In diese Strömung setzt in Verbindung mit einer schwachen
Warmfrontwelle Warmluftadvektion ein. Mit dieser kommen im Norden und Osten bis
in den Mittelgebirgsraum hinein Niederschläge auf, die bedingt durch einen
ablaufenden Kurzwellentrog zunächst konvektiv durchsetzt sind. Aufgrund der
Labilität können Kaltluftgewitter auftreten. Zudem bleibt der Gradient in diesen
Gebieten kräftig, so dass tagesgangsbedingt Windböen, in freien Lagen, an der
See und im Bergland sowie bei Gewittern stürmische Böen auftreten. Später am Tag
macht sich von Nordwesten her Warmluftadvektion in Form einer Stabilisierung
bemerkbar, was die Niederschläge einen skaligen Charakter annehmen lässt.
Im Westen und Süden hält sich antizyklonaler Einfluss. Dort bleibt es weitgehend
niederschlagsfrei, aber im Bergland lebt auch dort der Wind auf und kann
warnrelevant werden. In tieferen Lagen bleibt es vergleichsweise schwachwindig.
In Süddeutschland sind Auflockerungen am wahrscheinlichsten. In diesen Gebieten
werden 17 bis 20 Grad erreicht, wogegen im Norden und in der Mitte je nach
Bewölkung nur 14 bis 18 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Montag rückt der Keil in die Nordsee vor, was die weiterhin
leicht zyklonale Strömung nahezu auf Nord drehen lässt. Daher sind im Osten
weitere Niederschläge zu erwarten, in den Staulagen der östlichen Mittelgebirge
und am östlichen Alpenrand sind mehr als 5 mm innerhalb von 12 Stunden möglich.
Während im Binnenland der Wind weitgehend abflaut, sind an der Küste sowie in
den Hochlagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge weiterhin Wind- und
auch stürmische Böen zu erwarten. Im Südwesten und ganz im Westen kann es
dagegen aufklaren.

Montag... schwenkt der Keil nach Norwegen, was über Mitteleuropa eine nahezu
nördliche Strömung zur Folge hat. Gestützt durch diesen Keil ergibt sich über
Skandinavien Druckanstieg, wodurch eine Brücke zustande kommt, die von dem Hoch
über den Britischen Inseln nach Lappland gerichtet ist. Zwischen dieser Brücke
und etwas tieferem Luftdruck über Osteuropa stellt sich auch in Bodennähe eine
schwache nord-nordwestliche Windkomponente ein. Aufgrund der noch vorhandenen
leichten Zyklonalität sind im Osten, bevorzugt in den Staulagen der östlichen
Mittelgebirge und an den Alpen, weitere geringe Niederschläge zu erwarten. Ganz
im Südosten ist noch etwas Labilität vorhanden, aber die Wahrscheinlichkeit,
dass sich dort im Tagesverlauf noch einmal ein Gewitter entwickelt, ist sehr
gering.
Im Tagesverlauf lebt der Wind im Norden, Osten und in Teilen der Mitte erneut
auf. Gebietsweise reicht es für Windböen (wobei deren Wahrscheinlichkeit
geringer ist als heute), in den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge können stürmische Böen nicht ganz ausgeschlossen werden.
Im Westen und zumeist auch in Süddeutschland ist es vergleichsweise windschwach.
In diesen Gebieten lässt Absinken, was durch die Nähe zur o.g. Hochbrücke
bedingt ist, die Wolken auflockern. Südlich der westlichen Mittelgebirge sind
auch längere sonnige Abschnitte vorstellbar, wodurch dann
Tageshöchsttemperaturen um oder etwas über 20 Grad möglich sind. Ansonsten sind
13 bis 18 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Dienstag rückt der Keil mit seinem nördlichen Teil etwas nach
Osten vor, wogegen dessen südlicher Abschnitt über Südengland verbleibt. Das
korrespondierende kräftige Bodenhoch weitet sich, gestützt durch diesen Keil,
nach Nordwestdeutschland aus. Insgesamt flacht der Gradient jedoch ab, was die
Luftmasse zur Ruhe kommen lässt. Geringe Niederschläge treten noch im Stau des
Erzgebirges und an den Alpen auf. Sonst bleibt es niederschlagsfrei und
verbreitet klart es auf. Landesweit sind daher einstellige Temperaturminima zu
erwarten.

Dienstag... wird der Keil von einem vom Raum Island auf das Nordmeer
übergreifenden breiten Trog etwas nach Südosten gedrückt, so dass dessen Achse
nunmehr in ihrem nördlichen Teil nach Südfinnland schwenkt. Da aber die Achse in
der gesamten Troposphäre noch nordwestlich von Deutschland verbleibt, hat die
Warmluft keine Chance, nach Mitteleuropa vorzustoßen. Eine weitere leichte
Erwärmung kommt daher nur durch großräumiges Absinken im Randbereich des
wetterbestimmenden Bodenhochs, dessen Schwerpunkt nach wie vor über den
Britischen Inseln liegt, zustande. Während vor allem über dem östlichen
Mittelgebirgsraum noch stärkere Bewölkung dominiert, die aufgrund der nach wie
vor nördlichen Strömung im Erzgebirge und am östlichen Alpenrand noch ein paar
Tropfen Regen bringt, sind ansonsten längere sonnige Abschnitte zu erwarten. Bei
meist schwachem nördlichen Wind erfolgt ein leichter Temperaturanstieg auf 17
bis 22, in Rheinnähe bis 24 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich der über dem Nordmeer liegende Trog nur
wenig nach Osten, wodurch die Achse des stromabwärts liegenden Keils weiter nach
Südosten verschoben wird und sich Mittwochfrüh vom Ärmelkanal über
Schleswig-Holstein zu den Baltischen Staaten erstreckt. Auf das über West- und
Mitteleuropa liegende Hoch hat dieser Prozess noch keine Auswirkungen, so dass
noch einmal verbreitet Tiefsttemperaturen im einstelligen Bereich zu erwarten
sind.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten. Geringe Abweichungen ergeben sich erst am Ende des
Vorhersagezeitraumes, d.h. in der Nacht zum Mittwoch und Mittwochfrüh. Hier
lässt EZMW den Trog über dem Nordmeer geringfügig rascher nach Osten
vorankommen, wodurch auch der im Vorfeld liegende Keil sich etwas zügiger nach
Südosten verschiebt. Auf unser Wettergeschehen sollte dies jedoch keinen
Einfluss haben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann