DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-05-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 21.05.2020 um 10.30 UTC



Anfangs wechselhaft mit Schauern und einzelnen Gewittern. Ab Dienstag
antizyklonaler, aber nicht störungsfrei und wärmer, im Südwesten dabei
sommerliche Werte.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 28.05.2020


Am Sonntag liegt Deutschland auf der Vorderseite eines sich unter Intensivierung
zu den Britischen Inseln verlagernden Höhenkeils in einer recht glatten, von
Westnordwest auf Nordwest rechtsdrehenden Höhenströmung. Im Tagesverlauf reicht
die WLA bis nach Deutschland, so dass dichtere Wolkenfelder nördlich des Mains
durchziehen.
Am Montag ´kippt´ der Keil unter weiterer Verstärkung vor allem mit seinem
Nordteil ostnordostwärts und erreicht zum Tagesende Skandinavien. Dort wird die
Bildung eines Hochs gestützt, das Verbindung aufnimmt zu dem Hoch südlich von
Irland, so dass über dem Norden eine Hochdruckbrücke entsteht.

Die Keilachse erreicht am Dienstag im Tagesverlauf Nordwestdeutschland und ein
schwacher Kurzwellentrog schwenkt rückseitig zur Nordsee. Über Deutschland
bleibt die Hochdruckzone erhalten, wenn sich auch der nordöstliche
Hochschwerpunkt nach Karelien verschiebt und das westliche Hochzentrum nach
Nordirland. Ein schwacher Tiefausläufer schwenkt derweil nach Dänemark und zur
südlichen Nordsee.

Der oben erwähnte Höhenkeil schwenkt im Tagesverlauf nach Süddeutschland und es
baut sich durch WLA über Großbritannien ein neuer Keil auf. Dazwischen schwenkt
der flache Kurzwellentrog zum nordöstlichen Deutschland. Das zugehörige
Frontensystem erreicht praktisch ohne Regen das mittlere Deutschland. Dahinter
baut sich über der Nordsee ein neues Hoch auf.
Am Donnerstag verstärkt sich der westliche Höhenkeil weiter und schwenkt mit
seiner Achse zur Südwestküste Norwegens. Das dadurch gestützte Bodenhoch
verlagert sich nach Südskandinavien und ein Keil reicht bis zum südöstlichen
Mitteleuropa. Damit gelangt in den Südwesten recht warme Luft mit
850-hPa-Temperaturen über 10 Grad.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom IFS simuliert die Entwicklung ähnlich wie der 00-UTC
Lauf von gestern. Der Lauf von 12 UTC differiert allerdings ab Mittwoch deutlich
vom 00-UTC-Run von gestern und heute: Der auch in beiden Modellläufen von 00 UTC
enthaltene Höhenkeil schwenkt schneller über uns hinweg, so dass seine Achse
bereits abends im Alpenvorland liegt. Dahinter nähert sich von Nordwesten ein
Kurzwellentrog und bringt etwa bis zur Main-Line von Nordwest nach Südost
schauerartigen Regen und einzelne Gewitter.
Auch im aktuellen IFS-Lauf erkennt man am Mittwoch Zyklonalität, nur eben
deutlich schwächer. Hier gibt es zwischen einem ersten Keil, der zu den Alpen
schwenkt und einem weiteren, der sich über Großbritannien verstärkt, ebenfalls
einen Trog, der aber deutlich schwächer ist als im 12-UTC-Lauf und an ein
schwach ausgeprägtes Frontensystem gekoppelt ist, das aber im aktuellen Lauf
praktisch keinen Regen, aber dichtere Wolkenfelder bringt.

Am Donnerstag nimmt auch im 12-UTC Lauf vom IFS der Hochdruckeinfluss wieder zu
und die Modellvarianten von gestern und heute gleichen sich somit wieder an.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Version vom gestrigen IFS-Lauf von 12 UTC vom IFS ist nicht ganz von der
Hand zu weisen, da sie vom aktuellen GFS-Lauf gestützt wird. Auch ICON simuliert
in der 2. Tageshälfte im Westen und Norden starke Bewölkung und nachfolgend
etwas Regen.
Bei NAVGEM ist der Trog nur schwach ausgeprägt und bringt keinen Regen und GEM
lässt den Trog verspätet am Donnerstag übergreifen (Regen vor allem über der
Nordhälfte).
Die heutige, recht antizyklonale Simulation von IFS ab Mittwoch praktisch ohne
Regen wird eigentlich nur von NAVGEM gestützt.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS bestimmt bis zum 7. Folgetag nur 2 Cluster, die beide
eine blockierende Hochdrucklage zeigen mit einem quasistationären bzw. sich
regenerierenden Höhenrücken bei uns. Der o. e. flache Kurzwellentrog ist im
Norden am Donnerstag, 00 UTC in beiden Clustern enthalten.
In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man im Kurzfristzeitraum am Samstag
einen kräftigen Temperaturrückgang um fast 10 Grad auf 1 bis 5 Grad in 850 hPa.
Anschließend steigt die Temperatur im Mittel langsam wieder an bis Mittwoch auf
6 bis 11 Grad. Anschließend gibt es große Schwankungen bei der Temperatur in 850
hPa. Gut 10 Prozent der Läufe pendeln gar bei 0 Grad und rund 80 Prozent bleiben
bei 5 Grad und mehr. Das Ganze passiert bei leicht reduziertem Geopotential und
einer nur geringen Regenwahrscheinlichkeit.
Die EPS-Meteogramme zeigen zunächst recht gebündelt den Temperaturanstieg bis
Mittwoch, im Südwesten auf 25 Grad und mehr. Danach gibt es eine große
Schwankungsbreite von knapp 10 Grad (im Bereich zwischen den
10-Prozent-Perzentilen). Insgesamt betrachtet deutet dies darauf hin, dass wir
ab Donnerstag/Freitag auf der Südseite eines blockierenden Hochs liegen mit
einer gewissen Zyklonalität, evntuell in Form eines Cut-Off-Tiefs (wie im oper.
Modelllauf) oder eines Randtroges mit entsprechender Schauer- und
Gewitterneigung.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeit für signifikante Wettererscheinungen ist insgesamt nur
gering.

Geringe Signale gibt es am Sonntag anfangs im Alpenraum für Dauerregen
(CosmoLEPS, ICON-EU). Im Norden gibt es kräftiger Westwind mit stürmischen Böen
an der See (CCosmoLEPS, ICON-, IFS-EPS).

Am Montag in Hochlagen der östlichen Mittelgebirge noch stürmische Böen
(CosmoLEPS, Mos). An der See Böen Bft 8 nicht ganz ausgeschlossen. Im Stau der
Ostalpen Dauerregen über 25 mm nicht ganz ausgeschlossen (ICON-EPS).

Am Dienstag sind bei zunehmendem Hochdruckeinfluss meist keine Warnungen
erforderlich.
Am Mittwoch und Donnerstag sind isolierte Gewitter angesichts leichter
Zyklonalitäten nicht ganz ausgeschlossen.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden